die mundart des fürstentums liechtenstein - eLiechtensteinensia
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deutlicher war: Feldkirch in Vorarlberg war Orientierungspunkt<br />
für das Liechtensteiner Unterland.<br />
Diese politische, religiöse, wirtschaftliche und<br />
kulturelle Ausrichtung <strong>des</strong> Unterlan<strong>des</strong> mag auch<br />
Grund sein für <strong>die</strong> doch erheblichen Unterschiede in<br />
den Mundarten <strong>des</strong> Ober- und Unterlan<strong>des</strong>. Auffällig<br />
ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, dass es zwischen<br />
der nördlichsten Gemeinde <strong>des</strong> Oberlan<strong>des</strong> und der<br />
südlichsten Gemeinde <strong>des</strong> Unterlan<strong>des</strong> keinen kontinuierlicher<br />
Übergang in den Lautungen gibt, indem<br />
sich <strong>die</strong> für das Unterland typischen Lautungen<br />
in ihrer Häufigkeit <strong>des</strong> Auftretens in unterschiedlichen<br />
Konditionen von Norden nach Süden verlieren.<br />
Im Gegenteil: der Scheidgraben trennt <strong>die</strong> Dialekte<br />
<strong>des</strong> Oberlan<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Unterlan<strong>des</strong> bis auf<br />
wenige Ausnahmen mit einem harten Schnitt. So<br />
lassen sich für Schaan in unserer Untersuchung nur<br />
vereinzelt Laute finden, <strong>die</strong> eine Nähe zu den Unterländer<br />
Mundarten zeigen. Schaan als Grenzgemeinde<br />
zum Unterland gehört sprachlich eindeutig zum<br />
Oberland.<br />
8 4<br />
Er l<br />
DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN<br />
ROMAN BANZER<br />
Das Ergebnis der dialektgeographischen Differenzierung<br />
ist sehr auffällig. Was sich auf Grund der<br />
geschichtlichen Grundlagen vermuten Hess, trifft<br />
auch sprachlich zu. Das Oberland und das Unterland<br />
unterscheiden sich in ihren Mundarten deutlich.<br />
An der Grenze Ober- und Unterland finden sich<br />
gemäss den Erhebungen zur Basis<strong>mundart</strong> 22 Isophone<br />
als Grenzlinien, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ausdehnung der<br />
Oberländer und Unterländer Mundarten beschränken.<br />
Die Isophone betreffen vor allem <strong>die</strong> unterschiedliche<br />
Entwicklung der mhd. Laute in den<br />
Konditionen Vokal in nasaler Umgebung, Vokal vor<br />
r und Konsonant und <strong>die</strong> unterschiedliche Entwicklung<br />
<strong>des</strong> mhd. ei. Lediglich ein Isophon beschreibt<br />
<strong>die</strong> Entwicklung eines mitthochdeutschen Konsonanten,<br />
nämlich den Schwund von mhd. d im Inund<br />
Auslaut. Typisch für das Unterland ist auch <strong>die</strong><br />
konsequente Dehnung der Vokale in offener Silbe.<br />
Diesbezügliche, weiter unten beschriebene Ausnahmen<br />
betreffen vor allem den Weiler Hinterschellenberg<br />
in der Gemeinde Schellenberg.<br />
Unterland (E, M, G, Sb, HSb) Beispiel Oberland (B, T, V, S)<br />
Konsequente Dehnung Partielle Dehnung<br />
in offener Silbe in offener Silbe<br />
[ma:gE] 'Magen' [magB]<br />
[Ja:bB] 'Schaben' [Jabe]<br />
[wa:ge] 'Wagen' [wagB]<br />
[tra3:gB] 'tragen' [tre:gB]<br />
[zae:gB] 'sägen' [ze:gB]<br />
Er 6 Mhd. a > [33] vor sch Mhd. a > [e] vor sch<br />
[seih] 'Asche' leih]<br />
[teejjn] 'Tasche' [teih]<br />
[WSSJJB] 'waschen' [weih]<br />
Er 7/9 Die mda. Entsprechungen Die mda. Entsprechungen<br />
von mhd. e und ä von mhd. e und ä sind<br />
unterscheiden sich qualitativ. qualitativ gleich<br />
[mes] 'Messe' [mes]<br />
[we:g] 'Weg' [we:g]<br />
[basgh] 'Bächlein' [beeil]<br />
[taedi] 'Täli' [te:ll]<br />
Er 8 Mhd. e > [e] vor Nasal Mhd. e > [e] vor Nasal<br />
[derjkB] 'denken' [derjkB], in Balzers [e]<br />
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