die mundart des fürstentums liechtenstein - eLiechtensteinensia
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Schäften, Tätigkeiten und Lebensformen zieht auch<br />
das Verschwinden der damit verbundenen Wörter<br />
nach sich. Besonders deutlich lässt sich <strong>die</strong>ser<br />
Wandelvorgang durch <strong>die</strong> Namenkunde belegen.<br />
Hans Stricker schreibt: «Wer <strong>die</strong> tiefgreifenden<br />
Veränderungen in unserer Natur- und Kulturlandschaft<br />
während der letzten Jahre verfolgt hat, kann<br />
unschwer ermessen, dass mit solchen Vorhaben<br />
(R.B.: Namenbuch) nicht mehr lange zugewartet<br />
werden darf. Nicht nur schwindet mit dem Rückgang<br />
der bäuerlichen Bevölkerung <strong>die</strong> Zahl der<br />
kompetenten Informanten immer mehr, sondern<br />
auch <strong>die</strong> Namen selber sind heute einem beschleunigten<br />
Wandel unterworfen: viele alte Flurbezeichnungen<br />
verschwinden infolge veränderter Nutzungsformen;<br />
<strong>die</strong> allgemeine Verflachung der<br />
Mundart geht auch am noch erhaltenen Namenschatz<br />
nicht spurlos vorüber, und mit der Ausbreitung<br />
moderner, halbstädtischer Lebensformen und<br />
Denkweisen tritt mehr und mehr eine Namenschicht<br />
in den Vordergrund, <strong>die</strong>, wenn sie überhaupt<br />
noch spontan entsteht, doch einer ganz anderen<br />
als der altererbten bäuerlichen Anschauungswelt<br />
entspringt» (Banzer/Stricker 1986, S. 5).<br />
Hinzu kommen <strong>die</strong> von Auf der Maur in besagtem<br />
Artikel festgehaltenen Motive, <strong>die</strong> auch für den<br />
Wandel unserer Orts<strong>mundart</strong>en verantwortlich<br />
sein können. «Die eigentliche Bedrohung für den<br />
kultivierten Umgang mit der deutschen Hochsprache<br />
geht vielmehr von der angelsächsischen Welt<br />
aus, wobei nicht allein entscheidend ist, dass Englisch<br />
heute <strong>die</strong> Geschäftswelt und <strong>die</strong> Naturwissenschaften<br />
dominiert. Von durchdringender, kulturimperialistischer<br />
Wucht ist <strong>die</strong> Unterhaltungsindustrie,<br />
einer der wenigen wirklich blühenden Exportzweige<br />
der US-Wirtschaft. Sie hat <strong>die</strong> Menschen<br />
hier und ihre freie Zeit erobert. Der grösste<br />
Binnenmarkt der Welt mit seiner einheitlichen<br />
Sprache und Kultur hat eine allmächtige Programmindustrie<br />
hervorgebracht, deren international<br />
kompatibles sich spielend<br />
bei uns einsetzen lässt. Die musikalische<br />
Unterhaltung in allen Schattierungen, <strong>die</strong> Filmproduktion<br />
für Kino und Fernsehen, <strong>die</strong> Spiele für<br />
Video und Computer mit ihrer chiffreartigen Spra<br />
DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN<br />
ROMAN BANZER<br />
che, <strong>die</strong> Videoclips, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Wirklichkeit in Fragmente<br />
zerhacken, sie haben uns eine aufregende<br />
Bildsprache beschert, gegen <strong>die</strong> <strong>die</strong> Schriftlichkeit<br />
der deutschen Kultur nicht ankommt.»<br />
Was für den Umgang mit dem Hochdeutschen<br />
zutrifft, vervielfacht sich für <strong>die</strong> Orts<strong>mundart</strong>en.<br />
Diese stehen nicht nur unter dem Einfluss <strong>des</strong> Englischen.<br />
Das Hochdeutsche und <strong>die</strong> benachbarten<br />
Dialekte sind ebenso potentielle Quellen für Angleichungsvorgänge.<br />
Allerdings mag ich in das Lied<br />
der sterbenden Dialekte nicht einstimmen. Ich für<br />
meinen Teil fühle mich durch <strong>die</strong>se Arbeit in meiner<br />
Annahme bestätigt, dass <strong>die</strong> Mundarten in unserem<br />
Sprachraum, bedingt durch <strong>die</strong> politischen<br />
und kulturellen Umstände, ihre Stellung wahren<br />
können und <strong>die</strong>s auch im Zuge der grassierenden<br />
Angst vor der Gleichmacherei in einem gemeinsamen<br />
Europa.<br />
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