MEdIEnnutZunGsForschunG - Thomas N. Friemel
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Mirko Marr / heinz Bonfadelli<br />
Massenkommunikation ist ohne Publikum nicht vorstellbar. Dieses<br />
Publikum entsteht durch die Interaktion von Menschen als Rezipienten<br />
mit den massenmedialen Angeboten. Die Merkmale dieses Interaktionsprozesses,<br />
seine Regelmässigkeiten, seine Besonderheiten, seine<br />
Bedingungen und seine Veränderungen bilden den Gegenstand der Gegenstand der<br />
Mediennutzungsforschung, der im Zentrum dieses Beitrags steht. Weil Mediennutzungsforschung<br />
jeder Analyse von Mediennutzung bestimmte Publikumskonzeptionen<br />
zugrunde liegen und diese wiederum die Art der Messung beeinflussen,<br />
wird einführend aufgezeigt, wie sich die Vorstellungen von Publikum<br />
und Mediennutzung gewandelt haben. Danach werden mit der angewandten<br />
Publikumsforschung und der akademischen Nutzungsforschung<br />
zwei komplementäre Forschungstypen vorgestellt und hinsichtlich<br />
ihrer Institutionalisierung, ihrer Forschungsziele und ihrer<br />
methodischen Vorgehensweise charakterisiert. Im dritten Abschnitt<br />
werden schliesslich zentrale Fragestellungen und theoretische Perspektiven<br />
der Mediennutzungsforschung skizziert, bevor im Anschluss<br />
daran ausgewählte Trends in der Nutzung von Medien dargestellt<br />
werden. Der Schlussabschnitt versucht einen Ausblick auf die künftige<br />
Entwicklung der Forschung und ihres Gegenstandes.<br />
1 Publikumskonzeptionen<br />
Die Geschichte der Mediennutzungsforschung ist geprägt durch unter- Publikum: von<br />
schiedliche wissenschaftliche Konzeptionen des Publikums. Da mass- der Masse zum<br />
Individuum<br />
gebliche Einflüsse aus der Psychologie und der Soziologie stammen,<br />
spiegelt sich in den Publikumskonzeptionen das jeweils aktuelle Verständnis<br />
dieser Disziplinen vom Menschen als Untersuchungsgegenstand<br />
(vgl. auch den Beitrag Medienwirkungsforschung, i. d. B.): So war<br />
in den 1950er-Jahren die Vorstellung von Verhalten als Reaktion auf<br />
Reize dominant und erweiterte sich in den 1970er-Jahren zur Analyse<br />
kognitiver Prozesse, die dem Verhalten unterliegen. In den 1980er- und<br />
1990er-Jahren rückten Ansätze in den Vordergrund, welche zudem<br />
die emotionalen und sozialen Seiten des Verhaltens stärker betonten.<br />
Gleichzeitig erfolgte auch ein Wechsel vom Publikum als Masse hin<br />
zum einzelnen Individuum. Mediennutzung als soziales Handeln<br />
bedeutet dabei, dass die Handelnden sinn- und absichtsvoll auf das<br />
Verhalten anderer Bezug nehmen (vgl. Renckstorf 1989: 315). Im<br />
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