MEdIEnnutZunGsForschunG - Thomas N. Friemel
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Mirko Marr / heinz Bonfadelli<br />
die Mediennutzung ohne Umweg über die Befragung und ohne Zeitverzögerung<br />
(Problem des Vergessens) erheben. Mittels am Fernseher<br />
angeschlossener Geräte wird in einem repräsentativ zusammengesetzten<br />
Haushaltspanel kontinuierlich erfasst, was von wem wie lange<br />
gesehen wird. Voraussetzung dafür ist, dass jedes Haushaltsmitglied<br />
seine Anwesenheit vor dem Fernseher über eine spezielle Fernbedienung<br />
an- und abmeldet. Darüber hinaus registriert die Technologie<br />
auch die Aufzeichnung und das Abspielen von Videos/DVDs sowie die<br />
Nutzung des Videotextes.<br />
Ein ähnlicher Methodenwechsel wie beim Fernsehen deutet sich<br />
inzwischen auch in der Radioforschung an. Während man in Deutschland<br />
und Österreich nach wie vor auf das Verfahren der Tagesablaufbefragung<br />
vertraut, bei der die Radionutzung an einem Stichtag in<br />
15-Minuten-Intervallen erhoben wird, kommt in der Schweiz seit dem<br />
Ende der Neunziger-Jahre ein sog. „People-Meter“ in Form einer Armbanduhr<br />
zum Einsatz. Diese „Radiowatch“, die von den ausgewählten<br />
Panalteilnehmern jeweils während einer Woche getragen wird, verfügt<br />
über ein Mikrofon, das für je 4 Sekunden pro Minute die Umgebungsgeräusche<br />
aufnimmt. Parallel dazu werden alle Radioprogramme aufgezeichnet.<br />
Als Nutzer eines Senders gilt der Uhrenträger, sobald sich<br />
in einem nachträglichen Abgleichverfahren das Umgebungsgeräusch<br />
einem aufgezeichneten Programm zuordnen lässt. Da die Uhr, anders<br />
als die Technologie der Fernsehforschung, unabhängig vom jeweiligen<br />
Empfangsgerät misst, kann sie auch den beim Radio beträchtlichen<br />
Anteil der Ausserhausnutzung abbilden.<br />
Auch in der Internetforschung konkurrieren Befragungsmethoden<br />
und technische Messsysteme miteinander, wobei derzeit in vielen Ländern<br />
noch beide Verfahren zum Einsatz kommen. Die Erhebung qua<br />
Interview sieht sich bei diesem angebotsreichen Werbeträger mehr als<br />
bei allen anderen mit dem Problem konfrontiert, dass die Angabe von<br />
genutzten Websites sehr hohe Ansprüche an das Erinnerungsvermögen<br />
der Befragten stellt. Die technische Messung, die in der Regel durch<br />
eine im Computer des Panelteilnehmers installierte Registrierungssoftware<br />
erfolgt, kann dieses Problem zwar lösen, muss sich allerdings<br />
meist auf die Nutzung zu Hause beschränken. Der nicht unbeträchtliche<br />
Teil der Internetnutzung, der ausser Haus und hier insbesondere<br />
im schulischen oder beruflichen Kontext stattfindet, bleibt dabei meist<br />
unbeobachtet. Ergänzend wird die Nutzung bestimmter Websites auch<br />
557<br />
Radioforschung:<br />
Telefoninterviews<br />
und Radiowatch<br />
Internetforschung:<br />
verschiedene<br />
Methoden