Leitfaden - Gewalt gegen Kinder - Saarland
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<strong>Gewalt</strong> in der Familie<br />
<strong>Gewalt</strong> in Schule<br />
und Peer Croups<br />
2. Epidemiologie, Risikofaktoren, Prävention<br />
2.1 Epidemiologie<br />
<strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Kinder</strong> findet überwiegend in der Familie statt. Darüber hinaus sind<br />
physische und psychische <strong>Gewalt</strong> von und zwischen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in<br />
Schule und Peer-Croups bedeutend. <strong>Kinder</strong> und Jugendliche können hier als Opfer<br />
und Täter in Erscheinung treten. Einheitliche Definitionen für die unterschiedlichen<br />
Formen von <strong>Gewalt</strong> existieren weder auf nationaler noch internationaler Ebene<br />
(Hornberg et al. 2008)<br />
Hohe Dunkelziffer Die jährlichen Kriminalstatistiken zu Misshandlung und Vernachlässigung nach<br />
§ 225 StGB - Misshandlung von Schutzbefohlenen - sowie nach § 171 StGV - Verletzung<br />
der Fürsorgepflicht - sind wegen der hohen Dunkelziffer in epidemiologischer<br />
Hinsicht wenig aussagekräftig.<br />
Dunkelfeldstudien<br />
zu Misshandlung<br />
Dunkelfeld-<br />
forschung zu<br />
Vernachlässigung<br />
schwierig<br />
Ausmaß elter-<br />
licher Partnerschaftsgewalt<br />
erschreckend<br />
Folgen für <strong>Kinder</strong><br />
vielschichtig und<br />
gravierend<br />
Bundesdeutsche Dunkelfeldstudien aus den 1990er Jahren (Pfeiffer et al. 1999) belegten<br />
in 70 – 80 % körperliche <strong>Gewalt</strong>anwendung bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
durch Eltern oder Erziehungsberechtigte. 10 – 15 % waren schwere Formen wie<br />
Würgen, Tritte, Verprügeln oder körperliche Züchtigung mit Gegenständen. Ein<br />
Rückgang leichter bis schwerer körperlicher <strong>Gewalt</strong> als Erziehungsmittel ist feststellbar.<br />
Dies gilt nicht für Kindesmisshanglung als Form schwerster elterlicher <strong>Gewalt</strong>.<br />
Das Ausmaß der Kindesvernachlässigung ist in der Dunkelfeldforschung bei schwieriger<br />
Operationalisierung und wegen methodischer Probleme nur schwer zu<br />
bestimmen. Die Dunkelfeldschätzungen bewegen sich bei einer Prävalenz von 5 –<br />
10 % (Deegener 2006).<br />
Erschreckend hoch ist die Zahl der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die von elterlicher<br />
Partnerschaftsgewalt betroffen sind. In Deutschland erfährt jede vierte Frau körperliche<br />
<strong>Gewalt</strong> durch ihren Partner. Mehr als die Hälfte dieser Frauen lebt mit <strong>Kinder</strong>n<br />
zusammen (Schröttle, Müller, Glanmeier 2004). Nach Angaben der betroffenen<br />
Mütter, sehen oder hören die <strong>Kinder</strong> in den meisten Fällen die <strong>Gewalt</strong>ausübungen<br />
oder werden mit hineingezogen und erfahren selbst <strong>Gewalt</strong>.<br />
Von kindlichen Schädigungen ist insbesondere bei wiederholter und/oder schwererer<br />
körperlicher Partnerschaftsgewalt auszugehen. Dies trifft einerseits nicht auf alle<br />
von Partnerschaftsgewalt betroffenen Frauen zu.<br />
Andererseits aber stellen <strong>Kinder</strong> insofern einen Risikofaktor für das Erleiden besonders<br />
schwerer elterlicher Partnerschaftsgewalt dar, als sie die Eltern aneinander<br />
binden und derart die Trennung vom <strong>Gewalt</strong> ausübenden Elternteil erschwert wird,<br />
so dass mit fortschreitender Dauer der Partnerschaftsgewalt auch deren Schwere<br />
zunimmt.<br />
Tab. 1: Beteiligung der <strong>Kinder</strong> am <strong>Gewalt</strong>geschehen<br />
<strong>Kinder</strong><br />
haben die Situation angehört 57 %<br />
haben die Situation gesehen 50 %<br />
gerieten in die Auseinandersetzung mit hinein 21 %<br />
haben versucht, mich zu verteidigen oder zu schützen 25 %<br />
haben versucht, meinen Partner zu verteidigen 2 %<br />
wurden selber körperlich angegriffen 10 %<br />
haben nichts mitbekommen 23 %<br />
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