Leitfaden - Gewalt gegen Kinder - Saarland
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Massive Kindeswohlgefährdung,<br />
Tötungsgefahr<br />
Höheres Risiko<br />
für <strong>Kinder</strong> mit<br />
Behinderung<br />
Misshandlung als<br />
Ursache von<br />
Behinderung<br />
Steigerung von Intensität und Häufigkeit der <strong>Gewalt</strong><br />
<strong>Gewalt</strong>tätigkeit auch im Beisein von Dritten<br />
Hinwegsetzen über Schutzanordnungen<br />
<strong>Gewalt</strong>anwendung <strong>gegen</strong>über Dritten<br />
Alkohol- und Drogenkonsum<br />
ausgeprägtes Besitzdenken: kontrollierendes Verhalten und starke Eifersucht<br />
("Wenn ich Dich nicht haben kann, dann auch kein anderer!")<br />
Todes-, auch Suiziddrohungen<br />
Je mehr dieser Faktoren festgestellt werden können, desto akuter und insbesondere<br />
größer muss die Gefahr grundsätzlich eingeschätzt werden - im Sinne einer<br />
massiven Verletzung bis hin zur Tötung!<br />
Zu beachten ist, dass aber der Umkehrschluss nicht zulässig ist, denn das Vorliegen<br />
nur weniger Faktoren bedeutet nicht zwangsläufig eine geringe Gefährdungslage!<br />
Entscheidend ist neben der Anzahl der vorliegenden High-Risk-Faktoren auch<br />
deren Kombination. Beispielsweise sollte eine Morddrohung durch extrem eifersüchtige<br />
Partnerinnen/Partner in der Trennungsphase sehr wohl ernst genommen<br />
werden, auch wenn es bisher zu keinen schwerwiegenden <strong>Gewalt</strong>handlungen gekommen<br />
ist, auch keine <strong>Gewalt</strong> <strong>gegen</strong>über Dritten ausgeübt wurde und ebenso<br />
wenig Alkohol- oder Drogenmissbrauch vorliegt.<br />
2.2.4 Kindliche Belastung<br />
Besondere Beachtung als Ursachen für Misshandlung, Vernachlässigung und Ausgrenzung<br />
sollten vom Kind ausgehende Belastungen finden:<br />
Frühgeburtlichkeit, chronische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen<br />
werden zu Risikofaktoren, wenn sich die Eltern durch Pflege und Erziehung<br />
des Kindes überlastet fühlen und entsprechende Unterstützung durch Dritte nicht<br />
möglich ist oder nicht angenommen wird. Schätzungen auf der Grundlage derzeit<br />
vorliegender wissenschaftlicher Studien gehen von einem zwei- bis dreifach höheren<br />
Risiko aus für <strong>Kinder</strong> mit Behinderungen, Opfer von <strong>Gewalt</strong> durch Misshandlung<br />
und Vernachlässigung zu werden als <strong>Kinder</strong> ohne Behinderung (Sullivan und<br />
Knutson 2000).<br />
Dies gilt auch für sexuelle <strong>Gewalt</strong>. Bestimmte Fehleinschätzungen in Bezug auf sexuelle<br />
<strong>Gewalt</strong> und geistige Behinderung können auch Fachleute daran hindern,<br />
Hinweise auf <strong>Gewalt</strong>erfahrungen bei diesen <strong>Kinder</strong>n zu erkennen. So hält sich bis<br />
heute hartnäckig die Vorstellung, <strong>Kinder</strong> mit einer geistigen Behinderung seien zu<br />
wenig attraktiv, um Opfer sexueller Misshandlung zu werden. Signale und Symptome,<br />
die sie zeigen, werden ihrer Behinderung zugeschrieben, auch wenn das<br />
Verhalten vom üblichen Verhalten des Kindes abweicht.<br />
Stärkere Aufmerksamkeit muss auch Misshandlung als mögliche Ursache von Behinderung<br />
erfahren. Bei körperlicher Misshandlung hängt es von der Härte und Intensität<br />
der <strong>Gewalt</strong> und von der Entwicklung des kindlichen Organismus ab, wie<br />
weitreichend die Schädigung des Kindes ist. So können die Auswirkungen eines<br />
Schütteltraumas für einen Säugling lebensbedrohliche Folgen haben oder zu Langzeitfolgen<br />
mit körperlicher oder geistiger Behinderung führen (Thyen und Johns<br />
2004, Hermann 2005). Auch bei Schlägen auf den Kopf, die zu Hirnverletzungen<br />
führen, können die Auswirkungen erst sehr viele Jahre später sichtbar werden<br />
(durch Retardierung und Epilepsie). Die Ursache für Frühgeburtlichkeit und/oder<br />
Behinderung kann auch in elterlicher Partnerschaftsgewalt in der Schwangerschaft<br />
begründet sein.<br />
Bei einem großen Teil der <strong>Kinder</strong> mit geistiger Behinderung bleiben die Ursachen<br />
ungeklärt. Der Prozentsatz von <strong>Kinder</strong>n mit Behinderung infolge einer Kombination<br />
verschiedener Faktoren, wie z. B. Alkohol, Vernachlässigung, schwierige Familienverhältnisse,<br />
ist steigend.<br />
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