IFT-Berichte Bd. 116
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Diskussion<br />
tems liegen. Jedoch lassen sich innerhalb der einzelnen Regionen die mitunter starken<br />
Schwankungen wie z.B. in Augsburg zwischen 1997 und 1999 damit nicht erklären, da<br />
im Hilfesystem keine entsprechenden dramatischen Veränderungen zu beobachten<br />
waren, die eine Verdoppelung der Drogentodesrate bzw. deutliche Rückgänge inner-<br />
halb von zwei Jahren verständlich erscheinen lassen würde. Regionale Unterschiede in<br />
den Strukturen der Drogenhilfe müssten in ihrer Auswirkung auf die Drogentodesrate<br />
sichtbar werden. Dies lässt sich anhand der vorliegenden Daten ausschließen, da sich<br />
in keiner Region ein singulärer Trend beobachten lässt, der auf ein effizientes Drogen-<br />
hilfemodell im Sinne einer Reduzierung bzw. Vermeidung von Drogentod hinweisen<br />
würde. Eine eingehendere Klärung der Frage, inwieweit sich regionale Unterschiede in<br />
der Entwicklung der Drogentodeszahlen auf regionale Unterschiede im Drogenhilfesys-<br />
tem zurückführen lassen, erforderte eine gezielte Untersuchung der Versorgungs-<br />
Struktur der jeweiligen Region, was im Rahmen der vorliegenden Studie nicht möglich<br />
war.<br />
Aus epidemiologischer Sicht stellt sich die Frage, in wie weit regionale Unterschiede<br />
der Drogentodesrate in Zusammenhang mit der Gesamtprävalenz von<br />
Opiatkonsumenten und unterschiedlichen Altersverteilungen stehen. Diese Hypothese<br />
ist unseres Wissen bisher nicht untersucht worden, da kaum zuverlässige Schätzungen<br />
der regionalen Prävalenz von Opiatkonsumenten und deren Altersverteilung vorliegen.<br />
Alter. Das Durchschnittsalter der 1994, 1998 und 1999 untersuchten Drogentoten in<br />
Bayern hat sich innerhalb von fünf Jahren in der Gesamtgruppe um zwei Jahre erhöht.<br />
Für diese Altersverschiebung lassen sich zwei Erklärungen anführen. Das Alter der<br />
Opiatkonsumenten ist insgesamt gestiegen, z.B. durch eine höhere Einstiegsinzidenz-<br />
rate älterer Personen, so dass sich bei gleichem Mortalitätsrisiko das Alter der Drogen-<br />
toten insgesamt erhöht hat. Für eine Verschiebung des Einstiegsalters in den Opiat-<br />
konsum gibt es jedoch keine neueren Untersuchungen. Eine Simulationsstudie zur<br />
Schätzung der Opiatkonsumenten auf der Basis der Polizeistatistik erstauffälliger He-<br />
roinkonsumenten entwickelte zur Optimierung der Anpassung an die in den 80er Jah-<br />
ren rückläufige Zahl der registrierten Opiatkonsumenten ein Modell, das die Erhöhung<br />
des Einstiegsalters in den Opiatkonsum um zwei Jahre annimmt, die sich mit steigen-<br />
der Prävalenz erstauffälliger Konsumenten Anfang der 90er Jahre wieder zurückentwi-<br />
ckelt (Herbst & Kraus, 1995). Selbst wenn eine Verschiebung theoretisch auch kurzfris-<br />
tig denkbar ist, spricht einiges für die Alternativerklärung: Die Intensivierung des Dro-<br />
genhilfesystems, z.B. durch eine signifikante Erhöhung des Anteils von Substitutions-<br />
behandlungen, hat unmittelbar Auswirkungen auf das Durchschnittsalter. Insbesondere<br />
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