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IFT-Berichte Bd. 116

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Kraus, Shaw, Augustin & Ritz, Analyse der Drogentodesfälle in Bayern<br />

ziehungskonflikte, Konflikte im täglichen Umgang mit Behörden und Ämtern, sowie<br />

finanzielle Probleme hin.<br />

Weitere Risikofaktoren für das Auftreten von Drogennotfällen sind (1.) der Mischkon-<br />

sum, vor allem die Kombination verschiedener atemdepressiver Substanzen wie Opia-<br />

te, Alkohol und Benzodiazepinen, und (2.) die Überdosierung nach einer Abstinenz-<br />

phase, bedingt durch die Aufhebung der Opiattoleranz.<br />

Risikokonstellationen für den tödlichen Ausgang von Drogennotfällen<br />

Zu den unmittelbaren Umständen, die zum Drogentod geführt haben, werden von der<br />

Polizei in der Regel die Partner der Verstorbenen, in einigen Fällen anwesende Freun-<br />

de oder Bekannte und in seltenen Fällen hilfsbereite Nachbarn befragt. Aus den Schil-<br />

derungen der Zeugen zu den unmittelbaren zeitlichen Geschehnissen vor dem Drogen-<br />

tod geht bei einem Teil der in Augsburg vorgefundenen Fälle, bei denen ein Todesfall<br />

in Folge von Überdosierung durch Drogen und Medikamente vorliegt, hervor, dass die<br />

später Verstorbenen nach dem Drogenkonsum in einen tiefen Schlaf fallen. Die durch<br />

Opiate, Alkohol und/oder Benzodiazepine verursachte Atemdepression führt zu einer<br />

Verringerung der Lungendurchblutung und Vermehrung der Sekretion und einem Sau-<br />

erstoffmangel. Die in Folge der Intoxikation zunehmende Atemlähmung ruft bei den<br />

Schlafenden eine sogenannte Schnappatmung hervor („Biot’sche Atmung“, gleich tiefe<br />

Atemzüge, die durch vollständige Pausen ohne Atmung unterbrochen werden). Die<br />

dabei erzeugten Geräusche werden von den Partnern, Freunden, Bekannten oder<br />

Nachbarn irrtümlich als Schnarchen interpretiert und leiten sie zu der Annahme, dass<br />

mit dem Betroffenen alles in Ordnung sei. Die Symptome des in Folge von Atemde-<br />

pression und Sauerstoffmangel Sterbenden werden von den Anwesenden verkannt<br />

und eine umgehend erforderliche Hilfe nicht eingeleitet.<br />

Ein zweiter Risikofaktor ist im Bereich der Notfallhilfe vor Ort zu erkennen. Die Angst<br />

vor Strafverfolgung durch die Polizei scheint in einigen Fällen eine sofortige Information<br />

des Notarztes durch Mitkonsumenten zu verhindern. Dieser wird dann häufig zu spät<br />

oder gar nicht gerufen, wodurch die Überlebenschancen des Betroffenen in der Notfall-<br />

situation deutlich sinken. Diese Schlussfolgerung wird durch Ergebnisse einer Befra-<br />

gung unter Drogenabhängigen in Augsburg gestützt (Qammou, Beloch & Kraus, in<br />

Druck).<br />

Da in der vorliegenden Studie nur bereits verstorbenen Drogenkonsumenten unter-<br />

sucht wurden, lässt sich nicht klären inwieweit die gefundenen Risikofaktoren tatsäch-

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