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IFT-Berichte Bd. 116

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Kraus, Shaw, Augustin & Ritz, Analyse der Drogentodesfälle in Bayern<br />

der empirischen Literatur als relevant bekannter Risikofaktoren untersucht. Es wurden<br />

die Bereiche soziodemographischer Hintergrund, Faktoren des Konsums und der Kon-<br />

sumvorgeschichte, Todesumstände, Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Analy-<br />

sen und die Behandlungsvorgeschichte einbezogen.<br />

Ergebnisse<br />

Insgesamt zeigen sich zwischen den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und<br />

Nordrhein-Westfalen in der Entwicklung der Drogentodeszahlen zwischen 1988 und<br />

1998 nur geringfügige Unterschiede. Übereinstimmend ist die Zahl der Drogentoten<br />

zwischen 1988 und 1992 in allen Bundesländen deutlich angestiegen. Bezüglich des<br />

Alters der Drogentoten lassen sich zwei Tendenzen ausmachen: die Drogentoten wer-<br />

den über die Jahre in allen Bundesländern im Durchschnitt älter, sind in Bayern im<br />

Vergleich zum Bundesdurchschnitt aber jünger (Teilstudie 1).<br />

Unterschiede in der Charakteristik der bayerischen Drogentoten von 1994 und 1998<br />

zeigen sich insbesondere auf der stofflichen Seite. Hier sind deutliche Verschiebungen<br />

in den Anteilen der im Serum von Drogentoten nachgewiesenen Substanzen zu beo-<br />

bachten. Insgesamt zeigt sich eine Zunahme des Beikonsums von Alkohol und Benzo-<br />

diazepinen. Erwartungsgemäß ist im Zuge der Ausweitung von Substitutionsbehand-<br />

lungen der Anteil der Fälle, in denen Methadon nachgewiesen wurde, gestiegen. Keine<br />

Änderungen ergaben sich in Bezug auf DHC. Auffällig ist der gegenüber 1994 gestie-<br />

gene Anteil der festgestellten Mischintoxikationen (Teilstudie 2).<br />

Die Kontakte der 1999 Verstorbenen zum Hilfesystem waren vielfältig; in den letzten<br />

drei Monaten vor dem Tod befanden sich insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Ver-<br />

storbenen in einer Behandlung. Es fanden sich bei den untersuchten Verstorbenen<br />

keine Hinweise auf eine Häufung formaler Merkmale einer broken-home Situation oder<br />

auf soziale Isolation, allerdings zeigt sich bei einem vergleichsweise sehr hohem Anteil<br />

von Eltern eine Abhängigkeitsproblematik oder eine anderen psychische Erkrankung.<br />

Auffällig war der hohe Anteil an Personen mit suizidaler Vorbelastung (27%) sowie<br />

psychischen Störungen (36%). Es fand sich außerdem eine Häufung kritischer Le-<br />

bensereignisse in den letzten Monaten vor dem Tod (48%). Über ein Drittel hatte be-<br />

reits einen Drogennotfall erlebt. Bei einem Großteil fanden sich Abstinenzphasen in der<br />

Zeit vor dem Tod (43%). Bei den nachgewiesenen Opiaten steht Heroin mit Abstand an<br />

erster Stelle, gefolgt von Methadon. Mischkonsum erfolgt in erster Linie mit Benzodia-<br />

zepien und Alkohol. Bei über zwei Drittel aller Verstorbenen wurde der besonders risi-

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