IFT-Berichte Bd. 116
IFT-Berichte Bd. 116
IFT-Berichte Bd. 116
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diskussion<br />
Flunitrazepam an drogenabhängige Patienten nur noch auf Betäubungsmittel-Rezept<br />
verschrieben werden dürfen, und Codein und Dihydrocodein nur noch in nicht anders<br />
zu behandelnden Ausnahmefällen als Substitutionsmittel angewendet werden dürfen<br />
(§5 Abs. 3 BtMVV). Schmidt-Kittler und von Meyer (2000) finden zwar keinen Hinweis<br />
auf eine jahreszeitliche Häufigkeitsverschiebung von Fällen mit positivem Methadon-<br />
nachweis, jedoch sind die Fälle mit DHC-Beteiligung im 2. Halbjahr 1998 weniger ge-<br />
worden. Im Vergleich zum Vorjahr beobachten sie eine signifikante Zunahme der Fälle<br />
mit Methadonnachweis (1997: 19%; 1998: 34%) bei gleichzeitiger Abnahme der Fälle<br />
mit DHC-Nachweis (1997: 68%, 1998: 30%). In ihrer abschließenden Beurteilung wei-<br />
sen sie darauf hin, dass sich aus toxikologischer Sicht der Anstieg der Drogentodesra-<br />
te in Bayern mit der beschriebenen Verschiebung der nachgewiesenen Ersatzstoffe<br />
nicht erklären lässt.<br />
Ein Vergleich mit den 1999 an einer Überdosis Verstorbenen aus unserer Untersu-<br />
chung zeigt erwartungsgemäß eine leichte Zunahme der Häufigkeit der Fälle mit Me-<br />
thadonnachweis (38%) und einen weiteren Rückgang der Fälle mit DHC-Nachweis<br />
(24%). Regionale Unterschiede der Häufigkeit des Nachweises von Methadon und<br />
DHC weisen auf einen höheren Grad der Umstellung der Patienten von DHC auf Me-<br />
thadon/L-Polamidon in München im Vergleich zu Augsburg hin. Obwohl sich die Präva-<br />
lenzen von Drogentoten, die in den letzten drei Monaten in Substitutionsbehandlung<br />
waren, zwischen Augsburg und München nicht unterscheiden, finden sich bei den Ü-<br />
berdosierten in München häufiger Methadon/L-Polamidon (40% vs 25%) und seltener<br />
DHC (15% vs 38%) aber auch seltener Morphin (75 vs. 58%). Alternativ lässt der höhe-<br />
re Anteil von Fällen mit DHC-Nachweis in Augsburg eine hohe Verfügbarkeit von DHC,<br />
sei es durch Verschreibungen oder auf dem Schwarzmarkt, vermuten.<br />
Ein Vergleich der bei Verstorbenen nachgewiesenen Substanzen, die sich in den letz-<br />
ten drei Monaten vor dem Tod in einer Substitutionsbehandlung befanden mit Nicht-<br />
Substituierten, zeigt auch, dass von Substituierten deutlich häufiger Kombinationen von<br />
Opiaten und Medikamenten eingenommen wurden und bei ihnen deutlich häufiger als<br />
Beikonsum Benzodiazepine nachgewiesen wurden. Dem von Raschke, Puschel und<br />
Heinemann (2000) festgestellten positiven Effekt der Substitutionsbehandlung steht<br />
eine erhöhtes Mortalitätsrisiko durch unkontrollierten Beigebrauch gegenüber. Die Bei-<br />
gebrauchsproblematik besteht aber seit Beginn der Substitutionsbehandlung, und da<br />
ein dramatischer Anstieg der Mischintoxikationen mit Methadonbeteiligung nicht zu<br />
beobachten ist, lässt sich eine Zunahme der Drogentodesrate daraus nicht ableiten.<br />
133