Funktionalanalysis I - TU Berlin
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1.9 Der Satz von Baire<br />
Der Satz von Baire ist ein wirklich wichtiger Satz der <strong>Funktionalanalysis</strong>, da wir ihn noch<br />
oft brauchen werden:<br />
Satz 1.17 (von Baire). Seien (M, d) ein vollständiger, metrischer Raum, M = ∅ und<br />
(Ak)k ⊂ M eine Familie abgeschlossener Teilmengen in M mit<br />
M =<br />
∞<br />
Ak.<br />
k=1<br />
Dann existiert mindestens ein k0 ∈ N mit A◦ = ∅, d.h. mindestens ein abgeschlossenes<br />
k0<br />
Ak enthält eine offene Kugel.<br />
Beweis. Annahme: A ◦ k = ∅ für alle k ∈ N, d.h. kein Ak enthält eine offene Kugel.<br />
Dann gilt die folgende Tatsache:<br />
Für ein beliebiges k ∈ N und eine beliebige offene Menge O ⊂ M mit O = ∅ und Ak ⊂ O<br />
existiert ein x ∈ M und ein ɛ > 0, so dass<br />
¯B(x, ɛ) := { y ∈ M | d(x, y) ≤ ɛ } ⊂ O \ Ak. (1.35)<br />
Hierbei ist wichtig, dass O \ Ak = ∅. Das ist nach Annahme auch der Fall, denn wäre<br />
O \ Ak = ∅, so enthielte ja Ak eine offene Kugel, also A◦ k = ∅, was ein Widerspruch zur<br />
Annahme wäre. Also ist tatsächlich O \ Ak = ∅(!).<br />
Wende nun (1.35) sukzessiv an:<br />
• Zunächst finden wir ein x1 ∈ M und ein 0 < ɛ1 < 1 mit<br />
¯B1 := ¯ B(x1, ɛ1) ⊂ M \ A1 = ∅.<br />
• Weiter existiert nach (1.35) ein x2 ∈ M und ein 0 < ɛ2 < 1<br />
2 , so dass<br />
¯B2 := ¯ B(x2, ɛ2) ⊂ B(x1, ɛ1) \ A2 = ∅.<br />
Beachten Sie, dass auch hier wieder B(x1, ɛ1) offen ist und dass<br />
¯B2 ⊂ B(x1, ɛ1) \ A2 ⊂ B(x1, ɛ1) ⊂ ¯ B(x1, ɛ1) = ¯ B1.<br />
• Wir setzen das Verfahren induktiv fort: Es gibt also ein xk ∈ M und ein 0 < ɛk < 2 1−k ,<br />
so dass für alle k ∈ N<br />
und<br />
¯Bk := ¯ B(xk, ɛk) ⊂ B(xk−1, ɛk−1) \ Ak = ∅<br />
¯Bk ⊂ ¯ Bk−1<br />
Insbesondere gilt wegen (1.36), dass für alle k ∈ N<br />
also<br />
xn ∈ ¯ B(xk, ɛk) = ¯ Bk für alle n ≥ k,<br />
d(xn, xk) < ɛk < 2 1−k<br />
und daher ist (xn)n eine Cauchyfolge in M.<br />
Weil M vollständig ist, gibt es ein x ∈ M mit<br />
x := lim xn.<br />
39<br />
für alle n ≥ k<br />
(1.36)