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Erkenntnistheorie und Hermeneutik Reinhold Esterbauer

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⇒ die Theorie wird dadurch gerechtfertigt <strong>und</strong> legitimiert, dass sie eine Lebensform ist,<br />

die ethische <strong>und</strong> soziale Aufgaben hat;<br />

⇒ es ist aber sehr problematisch, SO zu begründen!!<br />

Anm.: Popper ist klar theoriegeleitet ⇒ zuerst gibt es eine Theorie, dann erst wird<br />

experimentiert; so läuft es in der Realität aber nicht immer ab! Oft wird drauflos<br />

experimentiert;<br />

Weiterer Kritikpunkt: die externen Faktoren der Wissenschaft (Geld, Interessen, der Mensch<br />

als Wissenschaftler,...) finden in der Theorie Poppers keinen Niederschlag! ⇒ die<br />

Wissenschaft ist komplexer als bloßes Theorie – Praxis – Schema!!<br />

Die Rechtfertigung der Theorie wird in der Praxis gesucht: die gesellschaftliche<br />

Akzeptanz dient als Begründung für die Theorie !!! ⇒ man nimmt eine Begründung aus der<br />

praktischen Philosophie, aus der Ethik, <strong>und</strong> wendet sie auf die theoretische Philosophie an!<br />

(im Gegensatz dazu wird umgekehrtes Vorgehen, ein Sein (= theoretische Philosophie) auf<br />

ein Sollen (= praktische Philosophie, Ethik) anzuwenden, wird sofort als naturalistischer<br />

Fehlschluss abgekanzelt!);<br />

Damit erweist sich Popper klar antiaristotelisch: dieser nämlich meint, dass die Bewertung<br />

jeder Handlung immer auch in der Handlung selbst zu suchen ist, nie nur im Ziel der<br />

Handlung;<br />

Weiters: Kann man ein Experiment (bzw. eine Handlung) anführen zur Begründung einer<br />

Theorie? ⇒ das Verhältnis Theorie <strong>und</strong> Experiment (als Praxis) müsste neu definiert <strong>und</strong><br />

geklärt werden;<br />

Weitere Schwierigkeit: in die Falsifikation als Methode schleicht sich hinterrücks wieder das<br />

Begründungsproblem hinein:<br />

Bei jeder Falsifikation muss man zumindest eine vage Idee von Wahrheit haben ⇒ jede<br />

Falschheit rekurriert auf eine Wahrheit (auch daher, weil Popper auf das<br />

Widerspruchsprinzip sich stützt!) ⇒ durch das Aussondern von immer mehr falschen<br />

Theorien nähert man sich ja auch wieder immer mehr an die Wahrheit an! ⇒ ein<br />

versteckter ewiger Regress!<br />

die Frage, ob man kritischer Rationalist wird, ist eine Entscheidung der Lebensform, weil<br />

der kritische Rationalismus rückgeb<strong>und</strong>en wurde an die praktische Vernunft;<br />

⇒ Kann man Gründe angeben, warum es vernünftig ist, als kritischer Rationalist zu leben? ⇒<br />

kritische Anfrage an den kritischen Rationalismus ⇒ dies kann der kritische Rationalismus<br />

aber nicht mit vernünftigen Argumenten aufweisen;<br />

wenn man die Praxisbezogenheit akzeptiert, müssen aber auch da noch Gründe der<br />

praktischen Vernunft für die Sinnhaftigkeit, kritischer Rationalist zu sein, aufgewiesen<br />

werden; ⇒ es wird eine Frage des guten Lebens ⇒ eine ethische Frage;<br />

positiver Aspekt der Verortung des kritischen Rationalismus im Bereich der praktischen<br />

Vernunft: es wurde von den kritischen Rationalisten dadurch aufgezeigt, dass die<br />

Wissenschaft eine gesellschaftliche Seite hat ⇒ die Gesellschaft hat Einfluss auf die<br />

Wissenschaft (Vertreter: Paul Feyerabend, Kuhn, Fleck)<br />

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