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Erkenntnistheorie und Hermeneutik Reinhold Esterbauer

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es gibt 2 Seiten der Medaille im Bezug auf Wahrheit:<br />

1.) Wirklichkeit<br />

2.) Erkenntnis der Wirklichkeit<br />

diese beiden Dinge bedingen aber einander; 1.) die Wirklichkeit ist uns immer nur über die<br />

Erkenntnis zugänglich; 2.) hat aber das Erkennen immer mit Wirklichkeit zu tun; ⇒ wir<br />

erkennen nicht „ins Leere“;<br />

4.1 Korrespondenz- oder Adäquationstheorie<br />

Korrespondenz: Entsprechung<br />

Adäquiation: Angleichung<br />

es geht um die Angleichung zwischen Wirklichkeit <strong>und</strong> Sprache/Intellekt/Vernunft; ⇒<br />

diese beiden sollen in Einklang gebracht werden, damit Erkenntnis die Wirklichkeit wahr<br />

abbildet;<br />

Bsp.: Thomas in „Quaestiones disputatae“ <strong>und</strong> darin im Abschnit „De Veritate“: jede<br />

Erkenntnis erfolgt durch die Anpassung zwischen Erkennendem <strong>und</strong> Erkanntem (per<br />

assimilationem); die Anpassung ist Ursache der Erkenntnis (causa cagitationis); wenn die<br />

Anpassung gelingt, ist der Satz wahr;<br />

Thomas wird noch konkreter: der Intellectus <strong>und</strong> das Ding (res) werden miteinander in<br />

Anpassung gebracht; ⇒ es geht um Dingerkenntnis, nicht etwa um Erkenntnis eines<br />

Gedankens/einer Einstellung o.ä.;<br />

⇒ diese Angleichung von Verstand <strong>und</strong> Ding ist die Bedingung dafür, dass etwas in Wahrheit<br />

erkannt wird;<br />

Formel: adaequatio intellectus et rei: Angleichung des Intellekts <strong>und</strong> des Dings;<br />

Problem: es muss die Übereinstimmung zwischen Intellekt <strong>und</strong> Sache festgestellt werden; es<br />

bräuchte eine weitere Instanz zur Feststellung der Übereinstimmung; ⇒ eine Art<br />

Vogelperspektive, die aber für den Menschen nicht möglich ist! der Mensch hat nämlich<br />

immer eine interne Perspektive; ⇒ man erkennt diese Übereinstimmung zwischen<br />

Intellekt <strong>und</strong> Ding immer nur über den Intellekt selbst! ⇒ einseitige Betrachtung; ⇒ die<br />

Feststellung des Einklangs geht nie ohne sich selbst ins Spiel zu bringen!<br />

dieses Problem wollte man in der Adäquationstheorie in den Griff bekommen!<br />

Thomas: der Garant, der so einen Einklang sicherstellen kann, ist Gott; Gr<strong>und</strong>: er hat die<br />

Dinge geschaffen <strong>und</strong> auch den Menschen mit seinem Intellekt; ⇒ Gott ist Garant dafür, dass<br />

es einen Einklang zwischen Intellekt <strong>und</strong> Wirklichkeit gibt bzw. dass dieser prinzipiell<br />

möglich ist; ⇒ eine Absicherung, sonst wäre es möglich, dass der Mensch an der<br />

Wirklichkeit vorbei erkennt;<br />

FN: Wort Gottes bei Thomas ist nicht Wort, das ausgesprochen wird, wie das menschliche<br />

Wort (also in menschlichen Maßstäben), sondern bei Gott ist Sprechen gleichbedeutend mit<br />

Schaffen; ⇒ Erkennen ist dort auch Schaffen ⇒ Verbindung zwischen ontischer <strong>und</strong><br />

ontologischer (Metaphysik) Wahrheit;<br />

eine andere Spielart:<br />

Wittgenstein im „Tractat“: er hat die gleichen Schwierigkeiten wie Thomas’ Theorie; auch er<br />

versucht das Problem zu lösen;<br />

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