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Erkenntnistheorie und Hermeneutik Reinhold Esterbauer

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Wenn man gewöhnlich Einzelsätze überprüft: der Einzelsatz ist wahr ⇒ daher ist die<br />

Theorie wahr (Verfahren ist dabei die Verifikation)<br />

Popper setzt auf das Gegenteil: Falsifikation:<br />

Der wissenschaftliche Fortschritt passiert nicht durch das Erweisen der Wahrheit,<br />

sondern durch das falsch Erweisen, weil man bei der Verifikation wider ins<br />

Induktionsprinzip zurückfällt; denn bei der Verifikation ergibt sich ein induktives<br />

Schließen vom wahren Einzelfall auf ein allgemeines Gesetz, dass nicht logisch gedeckt ist!<br />

⇒ Popper dreht den Spieß um, weil man in der Verifikation nicht weiter kommt (man<br />

bräuchte unendlich viele Beispiele, die die Wahrheit belegen);<br />

⇒ Falsifikation: man braucht genau einen gegenteiligen Fall <strong>und</strong> die Theorie ist falsch!<br />

Popper: kann die Wissenschaft so wie sie ist als induktives Verfahren gesehen werden? ⇒<br />

Popper: Nein! Denn wenn es so wäre, müsste diese Aussage selbst noch Mal induktiv fassbar<br />

sein! ⇒ dies ist aber nicht möglich;<br />

„Die Wissenschaft geht induktiv vor“ ist induktiv nicht zufriedenstellend einholbar;<br />

⇒ Poppers Aussagenvorschlag: die Wissenschaft geht deduktiv vor:<br />

1. Schritt: eine These finden (egal wie)<br />

2. Schritt: Sätze aus dieser These ableiten<br />

Kriterien für die Theorie:<br />

1.) die abgeleiteten Sätze dürfen nicht im Widerspruch zueinander stehen;<br />

2.) die Ableitungen müssen auch einen Bezug zur Wirklichkeit haben ⇒ keine<br />

metaphysischen Sätze (wg. Überprüfbarkeit durch die Empirie);<br />

3.) Steht der Satz im Widerspruch zu vorangehenden Theorien?<br />

4.) Die Ableitung muss experimentell getestet werden<br />

⇒ eine Verifikation gelingt auch bei diesem Prozess (meist) nicht ⇒ man kann eine These<br />

eigentlich nur „bewähren“! ⇒ so lange ist sie bewährt, bis ein Gegenbeispiel gef<strong>und</strong>en wird<br />

⇒ bis sie falsifiziert wird;<br />

⇒ für die Falsifikation genügt allein 1 Fall, der widerspricht; wohingegen es bei der<br />

Verifikation unendlich viele Fälle braucht, um sicher zu sein;<br />

Popper bekommt durch diese Konzeption allerdings auch Probleme:<br />

1. Abgrenzungsproblem:<br />

Induktiv arbeitende Wissenschaften sind empirische Wissenschaften, weil sie sich mit<br />

Einzelfällen beschäftigen müssen; ⇒ weil aber die Induktion von Popper abgelehnt wird,<br />

braucht er ein anderes Abgrenzungskriterium der empirischen Wissenschaften<br />

⇒ Sinnkriterium: Kriterium, ob ein Satz ein sinnvoller (empirisch, weil dadurch an die<br />

Wirklichkeit geknüpft <strong>und</strong> dadurch auch einer Überprüfung zugänglich) oder sinnloser<br />

(metaphysischer, weil nicht nachprüfbar; daher: weder wahr noch falsch, weil nicht<br />

feststellbar) Satz ist.<br />

Popper: die induktive Methode dient nicht als Abgrenzungskriterium; Sinnkriterium: ein<br />

Satz ist dann sinnvoll, wenn er empirisch verifizierbar ist bzw. falsifizierbar ist;<br />

Aber der Kriteriumssatz ist selbst nicht empirisch verifizierbar bzw. falsifizierbar; denn<br />

ein Kriterium kann nicht selbst dem Kriterium unterworfen sein ⇒ für den Satz selbst gilt<br />

dieses Kriterium nicht! ⇒ man kann daher auch nicht behaupten, ob es wahr oder falsch ist!<br />

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