Dossier #11: "ERINNERUNGSKULTUR UND GEDÄCHTNISPOLITIK"
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10. BildungsBausteine gegen Antisemitismus<br />
Ein Projekt des Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. in Kooperation mit dem Verein Tacheles Reden!<br />
Das Thema - Antisemitismus<br />
Antisemitismus wurde sowohl im öffentlichen Bewusstsein als auch in der politischen Bildungsarbeit lange Zeit nur<br />
im Kontext nationalsozialistischer Geschichte, als Teilaspekt rechtsextremistischer Orientierungen oder als Erscheinungsform<br />
von Rassismus wahrgenommen und bearbeitet.<br />
Antisemitismus umfasst jedoch wesentlich mehr als "nur" Vorurteile gegen Juden und Jüdinnen. Er dient als weltumfassende<br />
Erklärung, in der unverstandene gesellschaftliche Phänomene, Krisen und Umbrüche vor allem durch<br />
Verschwörungstheorien oder mit Hilfe tradierter Feindbilder gedeutet werden. Hierbei werden antijüdische Stereotype<br />
reproduziert, Juden und Jüdinnen als "Abstammungskollektiv" betrachtet und nicht zuletzt werden in Erscheinungsformen<br />
des sekundären Antisemitismus Schuldzuweisungen im Kontext gesellschaftlicher Phänomene auf<br />
Juden und Jüdinnen projiziert, bzw. auf politisch-internationaler Ebene Israel angelastet.<br />
Das Projekt - BildungsBausteine gegen Antisemitismus<br />
Das Projekt BildungsBausteine gegen Antisemitismus existiert seit 2002. Das Kooperationsprojekt der beiden<br />
bildungspolitischen Träger Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. und Tacheles Reden! e.V., wird von entimon<br />
gefördert und ist im Stadtteil Kreuzberg in Berlin ansässig. Seminare und Fortbildungen werden bundesweit beworben<br />
und durchgeführt; Schwerpunkte der Jugend- und Erwachsenenarbeit bilden jedoch Kooperationen und<br />
Partnerschaften mit Berliner und Brandenburger Projekten und Trägern.<br />
Die Konzepte der Seminare und Fortbildungen für Erwachsene und Jugendliche setzen an deren Kenntnisstand und<br />
Bedürfnissen an und versuchen eine Leerstelle in der politischen Bildungslandschaft zu füllen, indem sie explizit<br />
Antisemitismus und dessen aktuelle Erscheinungsformen mit unterschiedlichen Methoden in den Mittelpunkt der<br />
Seminare stellen.<br />
Auf der Grundlage regelmäßiger Evaluation des methodisch-didaktischen Materials, welches für die Seminare<br />
entwickelt wird, entsteht eine pädagogische Handreichung, die Ende des Jahres 2005 für interessierte pädagogische<br />
Fachkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren als Arbeitsmaterial zur Verfügung stehen soll.<br />
Die Seminare und Fortbildungen<br />
Das Projekt bietet Seminare für Schülerinnen und Schüler und Auszubildende sowie Fortbildungen für Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren der Jugend- und Erwachsenenbildung und Lehrerinnen und Lehrer an. Mit Hilfe<br />
unterschiedlichster pädagogischer Methoden und Materialien sollen die Teilnehmenden für das Thema Antisemitismus<br />
sensibilisiert werden. Darüber hinaus werden Handlungsstrategien gegen antisemitische Äußerungen<br />
entwickelt.<br />
Inhalte und Methoden<br />
Die Inhalte und Themen der Seminare sind vielfältig, im Mittelpunkt steht jedoch zunächst die Sensibilisierung für<br />
Antisemitismus sowie die Erarbeitung einer Arbeitsdefinition als Grundlage der Zusammenarbeit. Darüber hinaus<br />
werden mit Hilfe diverser Methoden Ursprünge, Erscheinungsformen und Funktionsweisen von Antisemitismus<br />
thematisiert und kreativ bearbeitet. Anhand von konkreten Übungen wird die Funktionsweise von Verschwörungstheorien<br />
erarbeitet, die Rolle und Funktion von Medien im Prozess der Meinungs- und Vorurteilsbildung untersucht<br />
und mit Hilfe von Filmen Themen wie jüdische, nicht-jüdische Identität(en) aber auch die Wahrnehmung von<br />
eigenen und anderen Lebensrealitäten und Einstellungen thematisiert. Biographisches und selbst-reflexives Arbeiten<br />
bezieht die Teilnehmenden selbst sowie ihre Lebensgeschichte und -erfahrungen mit ein.<br />
Aus bisherigen Seminarerfahrungen wurde deutlich, dass der israelisch-palästinensische Konflikt stets thematisiert<br />
und kontrovers diskutiert wird. Als emotional besetztes Thema dient der Konflikt nicht selten als Projektionsfläche<br />
für eine nicht aufgearbeitete (deutsche) Geschichte. In Diskussionen scheinen der Konflikt selbst und seine große<br />
Komplexität im Mittelpunkt zu stehen, aber tatsächlich geht es oft um Interpretationen. So wird Israel mit Judentum<br />
gleich gesetzt, Juden und Jüdinnen "mutieren" zu Israelis und Kritik an der israelischen Regierung bedient sich antisemitischer<br />
Stereotype indem "Israel" kritisiert wird. In einer Einheit zum Thema Antisemitismus und Nahostkonflikt<br />
beschäftigt sich das Projekt mit der zentralen Frage, was Antisemitismus mit dem israelisch-palästinensischen<br />
Konflikt zu tun haben kann, und dass ein differenzierter Blick auf die Problematik von Nöten ist.<br />
Kontakt<br />
In Absprache mit den Teamerinnen und Teamern des Projektes können inhaltliche und methodische Schwerpunkte<br />
und Wünsche zur Erarbeitung bestimmter Themen im Vorfeld der Seminare geklärt werden. Falls Fragen zum<br />
Projekt oder Interesse an einer Teilnahme an einem Seminare besteht, kann mit dem Bildungsteam Kontakt<br />
aufgenommen werden:<br />
D-A-S-H <strong>Dossier</strong> <strong>#11</strong> – Erinnerungskultur und Gedächtnispolitik 38