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Dossier #11: "ERINNERUNGSKULTUR UND GEDÄCHTNISPOLITIK"

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Anke Heiser und Karin Joggerst<br />

eMail: as-bausteine@bildungsteam.de<br />

Kirsten Döhring<br />

eMail: bausteine@tacheles-reden.de<br />

Tel.: 030-695 17 600<br />

Fax: 030-695 17 601<br />

Oder persönlich im Büro, Glogauer Str. 21, HH 4. Stock, 10999 Berlin<br />

Weitere Informationen im Internet:<br />

Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. <br />

Tacheles Reden! <br />

11. Stolpersteine<br />

Das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig existiert bereits seit 1992. Es kann als Gegenentwurf zu<br />

monumentalen Mahnmälern gesehen werden. Im Gegensatz zu zentralen Bauten oder Denkmälern, können die<br />

Stolpersteine im Alltag nur schwer ignoriert werden. Demnig versteht die Gedenksteine als "zentrale und dezentrale<br />

Skulpturen", mit denen er das Gedenken in den Nachbarschaften stattfinden lassen möchte. Jeder Stolperstein wird<br />

einzeln gefertigt und verlegt. Er wird aus Beton gegossen und trägt an der Oberseite eine 10 mal 10 Zentimeter<br />

große Messingtafel. Vor den ehemaligen Wohnhäusern werden sie in den Gehweg eingesetzt mit der Inschrift 'Hier<br />

wohnte' und Namen, Geburtsdaten und das weitere Schicksal jedes einzelnen Menschen versehen. Mit dem Projekt<br />

wird der Menschen gedacht, die durch die Deutschen im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden;<br />

Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Kommunistinnen und Kommunisten, Schwule und Lesben und auch Opfer<br />

von Euthanasie.<br />

Unübersehbar, aber nicht überwältigend sollen sie sein. Die Steine, die nur im symbolischen Sinn zum Stolpern<br />

gedacht sind. "Stolpern heißt auch darauf stoßen", sagt Demnig, der inzwischen schon über 3.500 Steine in über 40<br />

Städten verlegt hat. Jeder dieser Steine wird über eine Patenschaft in Höhe von je 95€ finanziert. Aber nicht überall<br />

stößt das Engagement gegen das Vergessen auf Unterstützung. Nicht nur dass der Weg durch die Behörden mühsam<br />

ist (in Köln dauerte das Genehmigungsverfahren drei Jahre), manche Städte lehnen die Stolpersteine, die sich auf<br />

öffentlichen Gehwegen befinden, ganz ab. Beispielsweise wurde in Leipzig argumentiert, das Projekt erinnere an den<br />

Walk of Fame in Los Angeles. Ein Vergleich, der verwundert. Andere haben eine Stigmatisierung der heutigen Bewohnerinnen<br />

und Bewohner befürchtet oder die Traumatisierung der Angehörigen der Täterinnen und Täter. Auf<br />

der anderen Seite steht die häufig große Unterstützung für die Erinnerungsmale, die weiter geht als zur Übernahme<br />

einer Patenschaft. Zum Beispiel wurden in Leverkusen und Duisburg die Verlegung von Stolpersteinen von<br />

Schulprojekten begleitet. Arbeitsgemeinschaften oder Klassen setzten sich mit der NS-Zeit in ihrer Nachbarschaft<br />

auseinander, recherchieren Namen und Wohnorte von Deportierten und erstellen eigene Projektdokumentationen 62<br />

Der Gedanke der Stolpersteine beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Es wurden bereits Kontakte z.B. nach<br />

Warschau, Wien und Budapest geknüpft, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus an ihren<br />

Wohnorten europaweit zu bewahren.<br />

Mehr Informationen zu Gunter Demnig und seinem Projekt unter <br />

Kontakt:<br />

Gunter Demnig<br />

Tel. + Fax: 0221/251489<br />

E-mail: gunter.demnig@stolpersteine.com<br />

Literatur:<br />

Zum gleichen Thema gibt es ein Buch von der Autorin Kirsten Serup-Bilfeldt, die in ihrer Veröffentlichung dem<br />

Schicksal von 11 deportierten Menschen in Köln nachgegangen ist.<br />

Kirsten Serup-Bilfeldt: Stolpersteine. Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der<br />

NS-Zeit. Köln 2003, 8,90 €.<br />

62 Beispielsweise das Schulprojekt "Hier wohnten sie..." von Schülerinnen des Jahrgangs 11 am Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg<br />

<br />

D-A-S-H <strong>Dossier</strong> <strong>#11</strong> – Erinnerungskultur und Gedächtnispolitik 39

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