September 2005 - Ev. Paulusgemeinde Lichterfelde
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1000 Jahre Christentum<br />
1000 Jahre Christentum<br />
Der Rückblick auf die Geschichte des Christentums in<br />
Brandenburg (Preußen) endete in der letzten Ausgabe mit<br />
dem Jahrhundert Friedrichs des Großen.<br />
Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II.<br />
(1786-1797), zeigte sich im Gegensatz zu<br />
seinem Vorgänger den Regierungsgeschäften<br />
wenig gewachsen. Er bevorzugte<br />
die Schönen Künste und die Architektur,<br />
so ließ er von Karl Gotthard Langhans<br />
das Brandenburger Tor bauen, Gottfried<br />
Schadow entwarf die Quadriga.<br />
Die hervorragenden Denker der Aufklärung<br />
hatten sich weit von den Idealen des<br />
Christentums entfernt, die Masse des Volkes,<br />
die „Ungebildeten“, verharrten im alten<br />
Glauben und pflegten die christlichen<br />
Bräuche. Die Französische Revolution<br />
(1789) zeigte auch Auswirkungen auf Preußen,<br />
der Kirche wurde der weltliche Vermögensbesitz<br />
entzogen (sog. Säkularisation).<br />
Das führte zu einer tief greifenden<br />
Umwälzung des kirchlichen Lebens in<br />
Deutschland und zur Stärkung des Protestantismus.<br />
Nachfolger Friedrich Wilhelms<br />
II. wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm<br />
III. (1797-1840). Napoleons Truppen<br />
überzogen Europa, die Fremdherrschaft<br />
bewirkte in Preußen eine politische, geistige<br />
und religiöse Erneuerung. Freiherr<br />
vom Stein, leitender Minister in Preußen,<br />
veranlasste Reformen, u. a. die neue Städteordnung,<br />
die zur Selbstverwaltung der<br />
Stadt Berlin führte. Die Wahlen der Stadtverordneten<br />
wurden in 22 Kirchen abgehalten.<br />
Die erste Tagung der Stadtverordnetenversammlung<br />
fand am 6. Juli 1809 in<br />
der Nikolaikirche statt.<br />
12<br />
Als Folge der Französischen Revolution<br />
herrschte seit 1815 eine staatsbürgerliche<br />
Gleichberechtigung von Protestanten und<br />
Katholiken in Preußen. Es ging nicht mehr<br />
nur um Toleranz (Duldung) wie unter<br />
Friedrich dem Großen, sondern um Gleichberechtigung<br />
(Parität). Preußen sollte als<br />
christlicher Staat regiert werden. Die Volksschule<br />
blieb unter konfessionellem Einfluss,<br />
protestantische und katholische<br />
Kirchen und Schulen erhielten staatliche<br />
Unterstützung. Friedrich Wilhelm III. versuchte<br />
besonders das evangelische Element<br />
zu stärken. Mischehen zwischen Protestanten<br />
und Katholiken wurden gefördert<br />
und mit dem Wunsch nach protestantischer<br />
Kindererziehung verknüpft.<br />
Dieses Thema führte lange Zeit zu Differenzen<br />
mit der katholischen Kirche. Freiherr<br />
vom Stein schuf eine preußische evangelische<br />
Landeskirche, in der die Lutheraner<br />
und Reformierten zur Union geeinigt<br />
werden sollten. Beide Konfessionen begingen<br />
die Reformationsfeier 1817 gemeinsam,<br />
auf des Königs Wunsch wurde beim<br />
Abendmahl das Brot gebrochen.<br />
Die rituelle Gestaltung der Gottesdienste<br />
(Agenda) sollte wieder verbindlich werden.<br />
1816 ließ der König das Kruzifix und<br />
den Leuchter im Berliner Dom und in der<br />
Potsdamer Garnisonskirche wieder einführen,<br />
er wollte zu den Wurzeln der Kirche<br />
zurück. Im Vordergrund des Gottesdienstes<br />
standen liturgischer und Chorgesang,