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Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

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104 ELEMÉR SZENTKIRÁLYI<br />

Geburt <strong>Széchenyi</strong>s im Augarten <strong>die</strong> Erklärung hatte, daß <strong>die</strong>ser von Leopold II.<br />

wegen der dortigen besseren Luft der kränkelnden Juliana Széchényi angeboten<br />

worden war. Es ist anzunehmen, daß er <strong>die</strong> ungarnfe<strong>in</strong>dliche <strong>Politik</strong> Josephs JJ.<br />

mit solchen Gesten vergessen machen wollte. Das Palais im Augarten wird noch<br />

<strong>in</strong> den Biographien von Árpád Kerékgyártó, Vilmos Fraknói und im Wurzbach-<br />

Lexikon als Geburtshaus <strong>Széchenyi</strong>s genannt, im Grunde mit derselben Erklärung<br />

wie bei Toldy. Es ist möglich, daß <strong>Széchenyi</strong>s erwähnter Brief erst dann bekannt<br />

wurde, als man begann, se<strong>in</strong>e Schriften zwecks Publizierung zu sammeln.<br />

<strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> wurde vom Pfarrer-Stellvertreter der unweit des Palais gelegenen<br />

Hofpfarrkirche zu St. Michael (Michaeler-Kirche) get<strong>auf</strong>t. Die Matrikel ist<br />

heute noch erhalten, leider weist sie ke<strong>in</strong>e Spalte für den Ort der Geburt <strong>auf</strong>, e<strong>in</strong>e<br />

Spalte gibt nur <strong>die</strong> Adresse der Eltern an. Die Spalte »Anmerkungen« enthält folgendes:<br />

»Ist im Hause get<strong>auf</strong>t worden.« <strong>Der</strong> abwesende Pate wurde vom Sekretär<br />

der Familie, <strong>die</strong> abwesende Pat<strong>in</strong> vom Geburtshelfer (!) vertreten, letzteres e<strong>in</strong>e<br />

ziemlich unübliche Praxis bei den Katholiken. Die Namen der tatsächlichen Paten<br />

wurden offensichtlich nachträglich von anderer Hand e<strong>in</strong>getragen. Alles das weist<br />

dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>, daß <strong>die</strong> Niederkunft nicht <strong>in</strong> der gewohnten Umgebung stattgefunden<br />

haben könnte.<br />

Unmittelbar nach <strong>Széchenyi</strong>s Tod äußerte sich se<strong>in</strong>e Frau und bei e<strong>in</strong>em späteren<br />

Anlaß ähnlich auch se<strong>in</strong> Sohn Béla, daß <strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> im Palais <strong>in</strong> der<br />

Herrengasse geboren wurde. 37<br />

Stejferl e<strong>in</strong> »gräflicher Trottel«?<br />

Man weiß über ihn als Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d wenig. Die bereits <strong>in</strong> ihrem 38. Lebensjahr stehende<br />

Mutter brachte ihr K<strong>in</strong>d nur schwer zur Welt. <strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> schreibt<br />

über se<strong>in</strong>e Geburt »[...] als ich mit Scrofeln, doppelten Gliedern und e<strong>in</strong>em doppelten<br />

Bruch <strong>die</strong> Welt betrat.« 38 Und an e<strong>in</strong>er anderen Stelle: »[...] ich rutschte als<br />

e<strong>in</strong>e ziemlich elende Frucht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Welt f...].« 39<br />

<strong>Der</strong> kaum lebensfähig geborene Säugl<strong>in</strong>g entwickelte sich nur langsam. <strong>Széchenyi</strong><br />

erwähnt, wie schonend er wegen se<strong>in</strong>es schwachen Körperbaus jahrelang<br />

behandelt wurde. Wie traurig er aus <strong>dem</strong> Fenster <strong>die</strong> spielenden K<strong>in</strong>der betrachtete.<br />

Auch se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuellen Fähigkeiten blieben unterdurchschnittlich. »Ich z.<br />

B. begriff unendlich schwer; als K<strong>in</strong>d schon gar nicht; - mit 6-7 Jahren konnte<br />

man mir nicht e<strong>in</strong>mal das Lesen trotz aller Mühe beibr<strong>in</strong>gen, so dass ich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

37 Archiv der Ungarischen Aka<strong>dem</strong>ie der Wissenschaften, K. 169/97 und BÄRTFAI SZABÓ (Anm. 2),<br />

Bd. 2, S. 703, Anm. 258. - <strong>Der</strong> Brief <strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong>s an József Teleki kann nur deshalb nicht als<br />

Beweis angesehen werden, weil es fraglich ist, von wem und wann er <strong>die</strong> Augarten-Variante gehört<br />

hatte und wer sich woran und wie er<strong>in</strong>nert. Es ist auch möglich, daß <strong>die</strong> Mutter für <strong>die</strong> Niederkunft<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Wohnung zurückgebracht wurde. Das Gebäude wird heute von der Wiener Porzellanmanufaktur<br />

benutzt.<br />

38 Fontes (Anm. 1), Bd. 13, S. 89,29. Juli 1830.<br />

39 <strong>István</strong> GRÓF SZÉCHENYI: Önismeret. Budapest 1875, S. 9.

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