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Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

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106 ELEMÉR SZENTKIRÁLYI<br />

Die Wahl Liebenbergs, der se<strong>in</strong>en Namen <strong>auf</strong> Wunsch <strong>Széchenyi</strong>s später <strong>auf</strong><br />

Lunkányi magyarisierte, erwies sich als e<strong>in</strong> Glücksfall. Lunkányi blieb der Familie<br />

treu. Nach<strong>dem</strong> er <strong>die</strong> Unterrichtung <strong>István</strong>s beendet hatte, wurde er Sekretär<br />

dessen Vaters, und nach<strong>dem</strong> <strong>István</strong> se<strong>in</strong> Erbe übernommen hatte, dessen Gutsverwalter.<br />

<strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> korrespon<strong>die</strong>rte mit ihm bis an se<strong>in</strong> Lebensende. Bald<br />

wandte er sich an ihn, um e<strong>in</strong>en Rat zu holen, bald bat er ihn, bei der Erledigung<br />

kle<strong>in</strong>erer oder größerer Angelegenheiten behilflich zu se<strong>in</strong>. Das Verhalten Lunkányis<br />

se<strong>in</strong>em ehemaligen Schüler gegenüber war immer von e<strong>in</strong>er ergreifenden<br />

Liebe gekennzeichnet.<br />

<strong>Der</strong> Unterricht im 18.119. Jahrhundert<br />

Um <strong>die</strong> Jahrhundertwende war <strong>in</strong> den entwickeltesten Ländern Europas e<strong>in</strong>e Änderung<br />

im Geist des Schulunterrichts festzustellen. Die Entstehung des Bürgertums<br />

und <strong>die</strong> Ideen der Aufklärung übten <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bildung und damit auch <strong>auf</strong><br />

den Unterricht e<strong>in</strong>e bedeutende Wirkung aus. Ungarn hatte es <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht<br />

schwerer als Westeuropa. Das von der osmanischen Besetzung befreite Land war<br />

nämlich im 18. Jahrhundert noch meist mit der Wiederherstellung se<strong>in</strong>er grundsätzlichen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen beschäftigt.<br />

Das Schulwesen war <strong>in</strong> Ungarn auch noch mit <strong>dem</strong> Sprachproblem belastet.<br />

Als bereits überall <strong>in</strong> Europa sich <strong>in</strong> der Nationalsprache darstellende Kulturen<br />

florierten, mußte <strong>die</strong> Nationalsprache <strong>in</strong> Ungarn e<strong>in</strong>en Kampf um ihr Überleben<br />

führen. Und zwar nicht nur gegen das Deutsche, das von der Regierung als e<strong>in</strong>heitliche<br />

Reichssprache e<strong>in</strong>geführt werden sollte, sondern auch gegen das im öffentlichen<br />

und wissenschaftlichen Leben benutzte Late<strong>in</strong>ische. Vom nationalen<br />

Gesichtspunkt her bereitete freilich <strong>dem</strong> Magyarentum <strong>die</strong> Forcierung der deutschen<br />

Sprache größere Sorgen, und sie löste dessen berechtigte Entrüstung aus.<br />

Vom schulischen Gesichtspunkt her war dagegen <strong>die</strong> von der Struktur der ungarischen<br />

Sprache abweichende late<strong>in</strong>ische Sprache <strong>die</strong> größere Belastung. Auch deshalb,<br />

weil den Schülern, <strong>die</strong> im öffentlichen Leben oder mit wissenschafüichem<br />

Anspruch tätig se<strong>in</strong> wollten, das Late<strong>in</strong> entsprechend beigebracht werden mußte.<br />

Nach Zeugnis der uns erhaltenen Lehrpläne nahmen <strong>in</strong> den Gymnasien <strong>die</strong> Late<strong>in</strong>stunden<br />

etwa <strong>die</strong> Hälfte der Unterrichtszeit e<strong>in</strong>. Wie wichtig damals das Late<strong>in</strong>ische<br />

war, geht auch daraus hervor, daß <strong>die</strong> Schüler nur für Betragen, Religion und<br />

Late<strong>in</strong> gesonderte Zensuren erhielten, für alle übrigen Fächer wurde ihnen nur<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zensur erteilt<br />

Das Gymnasium bestand aus drei Jahren grammatischen Klassen und zwei<br />

Jahren Hauptgymnasialklassen. Dann folgten zwei Jahre Philosophiestudium.<br />

Nach dessen Absolvierung mußte e<strong>in</strong>e Abschlußprüfung <strong>in</strong> der Art der Matura<br />

abgelegt werden. Bei bestandener Prüfung erhielt der Schüler e<strong>in</strong> Abschlußzeugnis.<br />

Zur Hebung des Unterrichtsniveaus <strong>in</strong> Ungarn erließ <strong>die</strong> König<strong>in</strong> Maria Theresia<br />

e<strong>in</strong>en Erlaß. Diese Ratio Educationis vom Jahre 1777 bestimmte sehr hohe Anforderungen<br />

für den Unterricht:

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