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Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

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134 ELEMÉR SZENTKIRÁLYI<br />

Abschied von der Armee<br />

<strong>Széchenyi</strong> blieb bis April 1823 <strong>in</strong> Wien. Er besuchte von hier se<strong>in</strong>e entlegeneren<br />

Besitzungen und <strong>die</strong> unweit davon wohnenden Bekannten <strong>in</strong> den Komitaten Zala<br />

und Somogy. Er reiste über Fünfkirchen, Szeged<strong>in</strong> und Großwarde<strong>in</strong> nach Bihardiószeg,<br />

wo se<strong>in</strong> Regiment stationiert war, und wo er erfuhr, daß es nach Galizien<br />

versetzt worden war. Er zog mit se<strong>in</strong>em Regiment zu Pferde bis Lemberg, wo er<br />

nur e<strong>in</strong>ige Tage blieb. Am 13. November 1823 war er wieder <strong>in</strong> Wien. Er hatte<br />

genug von der Armee und rückte nicht mehr e<strong>in</strong>, aber um se<strong>in</strong>e Entlassung bat er<br />

erst 1826.<br />

Lektüren anderer Gattung<br />

Die Lektüren <strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong>s - <strong>die</strong> Meilenste<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Bildung - weisen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sen Jahren <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wandlung se<strong>in</strong>er Interessengebiete h<strong>in</strong>. Er berichtete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Tagebüchern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von drei Jahren über etwa 120 Werke; davon<br />

können nur 16 als schöngeistig angesehen werden. Auch unter <strong>die</strong>sen waren zwei<br />

Werke Byrons und zwei Dramen Schillers.<br />

In <strong>die</strong>ser Zeit las er <strong>die</strong> bedeutenderen Werke Madame de Staëls, ihr bestgelungenes<br />

Buch, dasjenige über Deutschland, zum wiederholten Male. Die fortschrittliche<br />

Idee <strong>in</strong> den Werken der Baron<strong>in</strong> beruht <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gedanken, daß <strong>die</strong><br />

nationalen Energien e<strong>in</strong>er gesetzmäßigen Wandlung unterworfen seien, und daß<br />

<strong>die</strong> Nation <strong>in</strong> deren e<strong>in</strong>zelnen Phasen, im Zustand der Jugend, des Fortschritts fähig<br />

sei. 93<br />

Voltaire, e<strong>in</strong>er der berühmtesten Schriftsteller der Franzosen und der namhaftesten<br />

Vertreter der Aufklärung, war e<strong>in</strong> unerschütterlicher, wenn auch widerspruchsvoller<br />

Fe<strong>in</strong>d der christlichen Religion. Er war überzeugt, wenn <strong>die</strong><br />

Menschheit durch <strong>die</strong> völlige Befreiung des Denkens sich endgültig der Dogmatik<br />

entledige, würde auch der Humanismus <strong>in</strong> universaler mitmenschlicher Liebe <strong>auf</strong><br />

se<strong>in</strong>en Höhepunkt steigen. <strong>Széchenyi</strong> las als erstes, noch 1818, se<strong>in</strong> Buch über <strong>die</strong><br />

Kriegstaten des schwedischen Königs Karl XU., dann se<strong>in</strong> Werk über <strong>die</strong> Nationalheld<strong>in</strong><br />

der Franzosen, <strong>die</strong> Jungfrau von Orléans, <strong>in</strong> welchem er deren Andenken<br />

<strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e unmoralische und derbe Art anprangerte. 94 Neben vielen anderen<br />

Werken Voltaires las <strong>Széchenyi</strong> auch dessen Philosophie générale. Im Tagebuch<br />

machte er dazu am 9. Juli 1823 folgende Bemerkung: »Viel Wahrheit aber auch<br />

viel Falsches, E<strong>in</strong>seitiges und Partheiisches - <strong>in</strong> Schmuck gekleidet, <strong>in</strong>teressant,<br />

anziehend und komisch vorgetragen. Gefährlich für junge Menschen, <strong>die</strong> nicht<br />

denken und gerne alle Fesseln brechen - gegen Gesetze leben, und jedwede Neuerung<br />

annehmen. Und doch ist es e<strong>in</strong>e Frage, ob Vfoltaires] Werke mehr Böses als<br />

Gutes wirkten.« Mit großem Interesse las <strong>Széchenyi</strong> Voltaires weltgeschichtlichen<br />

93 Fontes (Anm. 28), Bd. 2, S. 118.<br />

M Fontes (Anm. 1), Bd. 10, S. 299,25. August 1818 und 26. August 1818, Anmerkungen.

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