Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA
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124 ELEMÉR SZENTKIRÁLYI<br />
machte von hier Ausflüge zum Thermopilae-Paß und <strong>auf</strong> den Berg Parnaß, zu den<br />
Ru<strong>in</strong>en der von Xerxes zerstörten Eretria und <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Ebene von Marathon.<br />
Aus Athen reisten <strong>Széchenyi</strong> und se<strong>in</strong>e Begleitung <strong>auf</strong> den Peloponnes. Sie besichtigten<br />
<strong>die</strong> Ru<strong>in</strong>en von Sparta, den Berg Taygetos und Olympia. Sie nahmen<br />
am 20. Februar Abschied von Griechenland und schifften sich nach Malta e<strong>in</strong>.<br />
Hier genoß <strong>Széchenyi</strong> <strong>die</strong> Kultur und <strong>die</strong> angenehme englische Gesellschaft. Unterwegs<br />
ließ er sich an e<strong>in</strong> Brett b<strong>in</strong>den, und so badete er <strong>in</strong> der See. Dann reisten<br />
sie per Schiff nach Syracus und Mess<strong>in</strong>a. Er bestieg den 3.279 Meter hohen Berg<br />
Ätna bis zum Krater. Er badete im Meer, wobei er sah, daß e<strong>in</strong>e große Welle se<strong>in</strong>en<br />
im Hafen wartenden Diener und se<strong>in</strong>en italienischen Begleiter mit sich riß. Er<br />
wollte ihnen zu Hilfe eilen, aber <strong>die</strong> riesigen Wellen rissen auch ihn mit Er<br />
dachte, er würde ertr<strong>in</strong>ken, und empfahl se<strong>in</strong>e Seele Gott Dann gewann er se<strong>in</strong>e<br />
Geistesgegenwart zurück und schwamm mit letzter Kraftanstrengung zurück.<br />
Inzwischen wurden se<strong>in</strong>e beiden Begleiter gerettet.<br />
In Neapel wartete e<strong>in</strong> Brief <strong>auf</strong> ihn, aus <strong>dem</strong> er erfuhr, daß se<strong>in</strong> Vater erkrankt<br />
war. Er wollte heimkehren, so schnell es g<strong>in</strong>g. Gerade damals stattete Franz I. <strong>in</strong><br />
Neapel se<strong>in</strong>em früheren Schwager, Ferd<strong>in</strong>and L, e<strong>in</strong>en Besuch ab. <strong>Der</strong> Protektor<br />
<strong>Széchenyi</strong>s, Fürst Metternich, der am Besuch teilnahm, half <strong>Széchenyi</strong> bei dessen<br />
Heimreise, <strong>in</strong><strong>dem</strong> er ihn jenen Wagen begleiten ließ, der 90.000 Taler nach Rom<br />
zu br<strong>in</strong>gen hatte.<br />
<strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> berichtet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tagebuch über jene Bücher, wenn auch<br />
nicht immer nach Titeln, <strong>die</strong> er während se<strong>in</strong>er Orientreise im Orig<strong>in</strong>al oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
für ihn fremden Sprache las. <strong>Weg</strong>en ihrer großen Anzahl seien hier nur e<strong>in</strong>ige<br />
genannt Goethe und Oehlenschläger las er <strong>in</strong> deutscher, Voltaire und Ottenfels-<br />
Gschw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> französischer, Byron, Baker, Eustathios von Thessalonike und Gibbon<br />
<strong>in</strong> englischer, Plato, Anakreon, Pausanias, Horaz <strong>in</strong> griechischer und Alfieris<br />
neun Werke <strong>in</strong> italienischer Sprache. Auch Schillers Don Carlos las er <strong>in</strong> italienischer<br />
Übersetzung. Wenn man <strong>die</strong> Reisebeschreibungen sowie <strong>die</strong> <strong>auf</strong> der Reise<br />
gewonnenen Geographie-, Geschichts- und Kunstkenntnisse mit berücksichtigt,<br />
hat man ungefähr den kulturellen Ertrag se<strong>in</strong>er Orientreise zusammen.<br />
Zu <strong>die</strong>ser Zeit übten besonders <strong>die</strong> Persönlichkeit und <strong>die</strong> Gedichte Byrons<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß <strong>auf</strong> se<strong>in</strong> Seelenleben aus. Die Unzufriedenheit mit Menschen und<br />
Verhältnissen, <strong>die</strong> Nichtanerkennung der Ver<strong>die</strong>nste, <strong>die</strong> verletzte Eitelkeit der<br />
Wunsch nach Fortschritt wurden nie leidenschaftlicher ausgedrückt als <strong>in</strong> Byrons<br />
Gedichten. <strong>Széchenyi</strong> sah bislang nur Beispiele, <strong>die</strong> er entweder nicht akzeptierte,<br />
oder <strong>die</strong> er nicht befolgen konnte. Und jetzt fand er zu sich selbst. Die Werke des<br />
Dichters hatten ihm se<strong>in</strong>e eigene Situation bewußt gemacht. Von nun an, me<strong>in</strong>te<br />
er, müsse er nichts anderes tun, als <strong>dem</strong> Beispiel Byrons zu folgen. 69<br />
Die Orientreise und e<strong>in</strong>ige dar<strong>auf</strong> folgende Jahre stellten den letzten Abschnitt<br />
<strong>in</strong> <strong>Széchenyi</strong>s humanistischer Weiterbildung dar. Was danach folgte, war bereits<br />
das bewußte Streben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere kulturelle Richtung, dank dessen <strong>in</strong>nerhalb<br />
69<br />
GERGELY (Anm. 34), S. 26.