31.10.2013 Aufrufe

Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

Graf István Széchenyi auf dem Weg in die Politik. Der ... - EPA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

112 ELEMÉR SZENTKIRÁLYI<br />

oder als er <strong>die</strong> Gymnasialklassen jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em halben Jahr absolvierte, und<br />

zwar mit vorzüglichem Ergebnis, <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er wunderbaren <strong>in</strong>tellektuellen Entwicklung.<br />

Die Feststellung, daß <strong>István</strong> <strong>Széchenyi</strong> das Gymnasium mit e<strong>in</strong>em<br />

überdurchschnittlichen Wissen absolvierte, sche<strong>in</strong>t <strong>auf</strong> jeden Fall richtig zu se<strong>in</strong>.<br />

Für den Berufsanfänger <strong>Széchenyi</strong> lag der größte Vorteil se<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong>n dar<strong>in</strong>,<br />

daß er - zwar nicht <strong>auf</strong> gleichem Niveau - vier Sprachen <strong>in</strong> Wort und Schrift beherrschte.<br />

Das Late<strong>in</strong> war unentbehrlich im damaligen öffentlichen Leben. Zwar legte<br />

man <strong>in</strong> der Schule das Hauptgewicht <strong>auf</strong> das Verstehen der klassischen römischen<br />

Autoren und <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Grammatik, was für das Late<strong>in</strong> des 19. Jahrhunderts nicht genügte.<br />

Auch deshalb nicht, weil <strong>in</strong> den 2000 Jahren late<strong>in</strong>ische Entsprechungen<br />

für sehr viele neue Begriffe gebildet werden mußten. So schrieb der Vorzugsschüler<br />

verständlicherweise folgendes <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Tagebuch über <strong>die</strong> ihm bevorstehenden<br />

Aufgaben: »[...] <strong>die</strong> Rechte und <strong>die</strong> late<strong>in</strong>ische] Sprache lernen«. 53 Das<br />

Studium der late<strong>in</strong>ischen Sprache hatte auch den Vorteil, daß derjenige, der deren<br />

Grammatik beherrschte, jede europäische Sprache leichter lernte - bis <strong>auf</strong> das Ungarische.<br />

In den Gesellschaftskreisen <strong>Széchenyi</strong>s waren <strong>die</strong> deutsche und <strong>die</strong> französische<br />

Sprache unentbehrlich. Die bei se<strong>in</strong>er Familie angestellten Erzieher brachten<br />

ihm beide Sprachen gut bei, besonders was das Sprechen und das Lesen ang<strong>in</strong>g.<br />

Deutsch war auch Unterrichtsfach am Gymnasium. Als er bereits am gesellschaftlichen<br />

Leben <strong>in</strong> Wien teilnahm, verbesserte er se<strong>in</strong>e Kenntnisse <strong>in</strong> beiden Sprachen<br />

immer mehr. Unter den Österreichern benutzten viele lieber <strong>die</strong> wohler kl<strong>in</strong>gende,<br />

für den Ausdruck der Gedanken geeignetere französische Sprache. Die<br />

meisten verwendeten sie abwechselnd sowohl <strong>in</strong> der Rede als auch <strong>in</strong> ihren Briefen,<br />

und manchmal fügte man sogar französische Worte e<strong>in</strong>, um dann wieder<br />

deutsch fortzufahren.<br />

<strong>Széchenyi</strong> kannte weder <strong>die</strong> Regeln der deutschen noch <strong>die</strong> Regeln der französischen<br />

Grammatik vollständig. Das geht auch aus se<strong>in</strong>en Briefen und aus se<strong>in</strong>em<br />

Tagebuch hervor. Als er es später nötig hatte, Deutsch ohne grammatische Fehler<br />

zu schreiben, k<strong>auf</strong>te er um 1820 herum e<strong>in</strong>ige Grammatik- und Wörterbücher und<br />

begann mit 29 Jahren deutsche Grammatik zu lernen. Das ist bezeichnend für<br />

se<strong>in</strong>e Willenskraft.<br />

Se<strong>in</strong>e Ungarischkenntnisse verlor er immer mehr. Es bot sich ihm auch ke<strong>in</strong>e<br />

Gelegenheit an, sich im Ungarischen zu üben, es sei denn mit se<strong>in</strong>en Husaren, als<br />

er wieder zum Husarenregiment gekommen war, und mit <strong>dem</strong> Personal. Er korrespon<strong>die</strong>rte<br />

auch mit se<strong>in</strong>en Eltern deutsch. Als er sich dann immer länger <strong>in</strong> Ungarn<br />

<strong>auf</strong>hielt, wurde es ihm unangenehm, daß er <strong>die</strong> Sprache des Landes nicht<br />

fließend sprach. Zwei se<strong>in</strong>er Briefe sollen hier angeführt werden. Am 6. Mai 1826<br />

schrieb er an Miklós Wesselényi: »Du weißt, [...] mit welcher Anstrengung ich <strong>in</strong><br />

der Sprache me<strong>in</strong>er Mutter schreibe.« 54 Und am 29. Dezember desselben Jahres<br />

an Ábrahám Vay: »Ich kann nicht so gut ungarisch schreiben, als ich schreiben<br />

53<br />

Fontes (Anm. 1), Bd. 12, S. 118, 8. Januar 1827.<br />

54 Gróf <strong>Széchenyi</strong> <strong>István</strong> munkái (Anm. 27), Bd. 3, S. 75.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!