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PLATON, PHAIDON

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verdienen, Sklaven seiner Versorgung; und deshalb, wegen alledem, sind wir ständig zu beschäftigt, um zu<br />

philosophieren (ἀσχολίαν ἄγομεν φιλοσοφίας πέρι). Und das Schlimmste von all dem ist: Wenn wir doch<br />

einmal etwas Ruhe von ihm haben und uns der Betrachtung (τὸ σκοπεῖν) von irgendetwas zuwenden,<br />

mischt er sich während unserer Überlegungen (ἐν ταῖς ζητήσεσιν) überall ein, stiftet Lärm und Unruhe und<br />

versetzt uns in Aufregung, so dass wir seinetwegen nicht mehr imstande sind, die Wahrheit noch zu sehen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass wir, wenn wir jemals etwas in reiner Weise wissen (εἴσεσθαι) wollen, [66e] uns von<br />

ihm lösen müssen und mit der Seele selbst die Dinge selbst betrachten müssen. Dann werden wir<br />

wahrscheinlich das haben, was wir uns wünschen und brennend zu lieben behaupten, nämlich das<br />

Erkennen (φρονήσεως): wenn wir sterben, wie es die Überlegung (ὁ λόγος) zeigt, und nicht, solange wir<br />

leben. Denn wenn es nicht möglich ist, in Gemeinschaft mit dem Körper irgendetwas rein zu erkennen<br />

(γνῶναι), gibt es nur eine von zwei Möglichkeiten: entweder ist es uns überhaupt nicht möglich,<br />

Erkenntnis (τὸ εἰδέναι) zu gewinnen, oder erst dann, wenn wir gestorben sind. [67a] Denn dann wird die<br />

Seele für sich selbst sein, ohne den Körper, vorher aber nicht. Und solange wir leben, werden wir dem<br />

Erkennen (τοῦ εἰδέναι) am nächsten sein, wenn wir, soweit es möglich ist, nichts mit dem Körper zu tun<br />

oder gemein haben, was nicht absolute Notwendigkeit ist, und uns von seiner Natur nicht erfüllen lassen,<br />

sondern uns von ihm reinhalten, bis die Gottheit selbst uns erlöst. Und so, wenn wir uns in Reinheit von<br />

der Unvernunft (ἀφροσύνης) des Körpers befreien, werden wir wahrscheinlich mit ähnlichen Menschen<br />

zusammensein und durch uns selbst alles Reine erkennen (γνωσόμεθα) (mit Athetese von τοῦτο δ' ἐστὶν<br />

ἴσως τὸ ἀληθές; vgl. 66b). [67b] Denn es ist sicher nicht von der Gottheit so vorgesehen, dass ein Unreiner<br />

das Reine berührt.'<br />

Das in etwa, Simmias, glaube ich, werden alle die, die in richtiger Weise die Erkenntnis lieben (τοὺς ὀρθῶς<br />

φιλομαθεῖς), zwangsläufig zueinander sagen. Oder scheint es dir nicht so?"<br />

"Doch, bestimmt, Sokrates."<br />

"Nicht wahr", sagte Sokrates, "wenn das wahr ist, mein Freund, besteht große Hoffnung für mich, dass ich<br />

bei der Ankunft an dem Ort, wo ich hingehe, wenn überhaupt irgendwo, in reichem Maße das gewinne,<br />

worum wir uns im vergangenen Leben so sehr bemüht haben, so dass die [67c] Reise, die mir jetzt<br />

auferlegt ist, für mich mit guter Hoffnung verbunden ist - und auch für jeden anderen Mann, der glaubt,<br />

sein Erkenntnisvermögen (τὴν διάνοιαν) gleichsam gereinigt und damit bereitgemacht zu haben."<br />

"Ganz gewiss", sagte Simmias.

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