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PLATON, PHAIDON

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stirbt und ein einer ebensolchen Jahreszeit; und wenn der Körper zusammengefallen ist und einbalsamiert<br />

worden ist, wie die Mumien in Ägypten, dass er dann er nahezu unabsehbar lange intakt bleibt, [80d] und<br />

auch wenn er verwest, einige Körperteile – Knochen, Sehnen und alles Derartige – so gut wie unsterblich<br />

sind. Oder?"<br />

"Ja."<br />

"Die Seele aber, das Unsichtbare, das, was an einen anderen in gleicher Weise edlen, reinen und<br />

unsichtbaren Ort geht, nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ins Reich des 'Hades', des 'Unsichtbaren', zu<br />

diesem guten und weisen (φρόνιμον) Gott, wohin auch meine Seele bald hingehen soll, wenn der Gott es<br />

will – diese Seele, die so ist und eine solche Natur hat, soll, wenn sie sich vom Körper trennt, sofort<br />

verweht und vernichtet sein, wie die Leute sagen?<br />

2.1.5 ETHISCHE KONSEQUENZ: DER PHILOSOPH LEBT ENTSPRECHEND DER NATUR DER<br />

SEELE MÖGLICHST UNABHÄNGIG VOM KÖRPER (80E-84A)<br />

[80e] Weit gefehlt, meine lieben Freunde Kebes und Simmias. Vielmehr ist es so: Wenn sie sich rein ablöst,<br />

indem sie nichts vom Körper mit sich zieht, weil sie im Leben in keiner Weise freiwillig mit ihm<br />

Gemeinschaft pflegte, sondern ihm immer zu entkommen und sich für sich allein zu sammeln suchte, weil<br />

sie das immer geübt hat – und das bedeutet nichts anderes, als dass sie in rechter Weise philosophiert hat<br />

und wahrhaftig [81a] geübt hat, mühelos in einem Zustand des Todes zu sein – oder ist das etwa nicht<br />

eine Todes-Übung?"<br />

"Doch, auf jeden Fall."<br />

"– also wenn sie in dieser Verfassung ist, geht sie in das Unsichtbare fort, das ihr ähnlich ist: das Göttliche,<br />

Unsterbliche und Vernünftige (φρόνιμον), wo sie bei ihrer Ankunft wahrhaft glücklich sein darf, von dem<br />

Herumirren (vgl. 79cd), von Unvernunft, Ängsten, wilden Leidenschaften und den anderen menschlichen<br />

Übeln befreit und, wie es bei den Eingeweihten heißt, in Zukunft wahrhaftig mit den Göttern lebend?<br />

Sollen wir es so sagen, Kebes, oder anders?"<br />

"So wollen wir es sagen, beim Zeus", stimmte Kebes zu.<br />

[81b] "Wenn sie sich aber beschmutzt und ungereinigt vom Körper trennt, weil sie immer mit dem Körper<br />

Gemeinschaft hielt, ihm diente, ihn liebte und sich von ihm und von seinen Begierden und Lüsten

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