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PLATON, PHAIDON

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"Warum?"<br />

"Weil jedes einzelne Vergnügen und jeder Schmerz sie wie mit einem Nagel an den Körper nagelt und sie<br />

daranzimmert und sie körperartig macht, weil sie dann glaubt, dass genau das wahr ist, was immer der<br />

Körper für wahr hält. Denn weil sie die gleichen Überzeugungen und Lustempfindungen hat wie der<br />

Körper, ist sie auch gezwungen, in ihrer Lebensweise und ihrer Nahrung ihm ähnlich zu werden und<br />

niemals rein in den Hades kommen, sondern sie wird immer voll von körperlichen Dingen fortgehen, so<br />

dass sie bald wieder [83d] in einem anderen Körper hineinfällt und, als sei sie hineingesät, in ihn<br />

hineinwächst, und deshalb des Göttlichen, Reinen und Eingestaltigen unteilhaftig bleibt."<br />

"Es ist nur zu wahr, was du sagst, Sokrates", sagte Kebes.<br />

"Aus diesem Grund also, Kebes, sind diejenigen, die auf die rechte Weise die Erkenntnis lieben (οἱ δικαίως<br />

φιλομαθεῖς) anständig und mutig, nicht aus dem Grund, aus dem die Leute behaupten, es zu sein. Oder<br />

glaubst du doch?"<br />

[84a] "Nein, sicher nicht."<br />

"Ganz sicher nicht, sondern die Seele eines Philosophen wird wohl so denken und nicht glauben, dass die<br />

Philosophie sie zwar befreien solle, zugleich aber, während sie sie befreit, sie selbst sich immer wieder den<br />

Vergnügungen und Schmerzen zum Fesseln übergeben und eine niemals vollendete Arbeit tun solle,<br />

indem sie den Webstuhl der Penelope auf entgegengesetzte Weise bearbeitet. Vielmehr glaubt sie, indem<br />

sie sich Ruhe vor diesen Dingen verschafft, dem vernünftigen Denken (τῷ λογισμῷ) folgt und immer dabei<br />

bleibt, das Wahre, Göttliche und nicht reiner Vermutung Unterworfene [84b] betrachtend und von ihm sich<br />

nährend, dass sie so leben muss, solange sie lebt, und dass sie nach dem Tod zu dem kommt, was ihr<br />

verwandt und ähnlich ist, und von den menschlichen Übeln befreit ist. Nach einer solchen Ernährungsweise<br />

aber, Simmias und Kebes, muss sie wirklich nicht befürchten, bei der Trennung vom Körper zerrissen und<br />

von den Winden zerweht zu werden, ins Nichts davonzufliegen und nirgends mehr zu sein."<br />

2.1.6 EINWAND VON SIMMIAS: DIE SEELE KÖNNTE NUR EINE 'STIMMUNG' DES KÖRPERS<br />

SEIN UND DAMIT DOCH STERBLICH (BEISPIEL VON DER LYRA) (84C-86D)<br />

[84c] Als Sokrates das gesagt hatte, wurde es für längere Zeit still, und sowohl er selbst, wie man sehen<br />

konnte, hing dem Gesagten noch nach als auch die meisten von uns. Kebes und Simmias aber sprachen

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