Geschäftsbericht 2010/2011 des bundesverbandes der deutschen ...
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Kalk Bun<strong>des</strong>verband <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> kalkindustrie e.V. Forschungs gemeinschaft Kalk und Mörtel e.V.<br />
65<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Reaktivität in Abhängigkeit vom Hartbrannt-Anteil <strong>der</strong> Probe<br />
40<br />
35<br />
f'=dT[°C]/d(In t [t in min])<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
100 % Hartbrannt<br />
5<br />
0<br />
10 % Hartbrannt/<br />
90 % Weichbrannt<br />
-6 -4 -2 0 2 4 6<br />
Abb. 2: Entwicklung <strong>der</strong> Reaktivität in Abhängigkeit vom Hartbrannt-Anteil <strong>der</strong> Probe<br />
In t [t in min]<br />
4. Zusammenfassung und Fazit<br />
Es ist gelungen, die Reaktivitätsbestimmung so zu präzisieren,<br />
dass <strong>der</strong> gesamte Kurvenverlauf <strong>der</strong> Nasslöschkurve in <strong>der</strong> Auswertung<br />
berücksichtigt wird und zusätzliche Parameter generiert<br />
werden können. Die neue Auswertemethode erschließt so z. B.<br />
wichtige Informationen zur Gleichmäßigkeit <strong>der</strong> Reaktionskinetik<br />
und – erstmalig – zum Verlauf <strong>des</strong> Reaktionsen<strong>des</strong>. Der Hersteller<br />
kann damit beurteilen, ob eine zusätzliche Verzögerung <strong>des</strong> Reaktionsen<strong>des</strong><br />
durch langsamer reagierende Anteile auftritt („final<br />
reaction“ bzw. FR-Wert).<br />
Der FR-Wert ist ein standortspezifischer Kennwert für die Gleichmäßigkeit<br />
<strong>der</strong> Reaktionsrate über die Zeit. Dazu werden die<br />
aufgenommenen Temperaturzeitkurven durch Logarithmierung,<br />
Interpolation, Differenzierung und Glättung aufbereitet und durch<br />
Anpassung geeigneter Verteilungskurven ausgewertet.<br />
Die Kurvenverläufe <strong>der</strong> logarithmierten Ableitung weisen für<br />
alle untersuchten Proben ein initiales Maximum auf, an das sich<br />
bei langsameren Hydratationsverläufen ein weiteres Maximum<br />
anschließt. Das erste Maximum ist auf eine schnelle Calciumhydroxidbildung<br />
an <strong>der</strong> Branntkalk-Oberfläche zurückzuführen, die<br />
einen weiteren Wasserzutritt durch diese diffusionshemmende<br />
Schicht behin<strong>der</strong>t. Diese Beobachtung führte zu <strong>der</strong> Hypothese,<br />
dass die Hauptreaktion einer logarithmierten Gauss‘schen Verteilungskurve<br />
entspricht.<br />
Die im Rahmen dieses Forschungsvorhabens entwickelte erweiterte<br />
Auswertung liefert folgende zusätzliche Kennzahlen:<br />
• Anzahl <strong>der</strong> Umsatzratenmaxima (d. h. mono-, bi- o<strong>der</strong><br />
multimodale Verteilung)<br />
• Zeitpunkt <strong>des</strong> Hauptumsatzratenmaximums<br />
• Halbwertsbreite <strong>der</strong> approximierten logarithmischen<br />
Normalverteilungen<br />
• Endreaktionsanteil (FR-Wert, Anteil „hartgebrannte Anteile“)<br />
• Zeitpunkt <strong>des</strong> Reaktionsen<strong>des</strong> unter Vernachlässigung<br />
<strong>der</strong> Wärmeverluste<br />
Die neu generierten Daten wurden durch vergleichende Untersuchungen<br />
an 47 Branntkalk-Proben mit den Produktparametern<br />
verknüpft. Die Messungen wurden an realen Weißfein kalken<br />
durchgeführt. Hierdurch bedingte Unterschiede in Ofentyp, Brennstoffeinsatz<br />
und Verweilzeit haben dazu geführt, dass keine werksbzw.<br />
lagerstättenunabhängige Vorhersage über den Endreaktionsanteil<br />
getroffen werden kann.<br />
Dies bestätigten auch entsprechende Untersuchungen an – im<br />
Rahmen dieser Arbeit – erbrannten Modellkalken. Es verhält sich<br />
vielmehr so, dass je<strong>der</strong> Hersteller seinen individuellen Grenzwert<br />
für das Vorhandensein bzw. die Bewertung „hartgebrannter Anteile“<br />
selbst festlegen muss.