einem Ambosse gleichen, welches sich nur durch Schläge verhärtet; je mehr nun mein Herze klopfet, je unempfindlicher wirst du. Laß mich doch das Ziel deines Blicks sein, schaue doch wie mein Herz kocht und meine Seele nach der Erquickung lechzet, welche aus deiner Anmut quillt. Ach! – willst du mich durch Schweigen betrüben, unempfindliche Seele? Die toten Felsen <strong>an</strong>tworten ja den Fragenden durch ein Echo und du willst mich Trostlosen keiner Antwort würdigen? – O AllerschönsteEs ist Willibalds Freund.
das abscheuliche musikalische Geräusch machten und in denen Willibald trotz der Vermummung Exters Koch und <strong>an</strong>deres Hausgesinde erk<strong>an</strong>nte, waren zu Mohren <strong>an</strong>gerußt und trugen spitze gemalte Papiermützen, den S<strong>an</strong>benitos nicht unähnlich, welches drollig genug aussah. Den türkischen Ges<strong>an</strong>dten führte am Arm ein alter Offizier, nach seiner Tracht von irgend einem Schlachtfelde des Siebenjährigen Krieges erwacht und erst<strong>an</strong>den. Es war der General Rixendorf, Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t von G., der dem Hofrat zu Gefallen samt seinen Offizieren sich in das alte Kostüm geworfen hatte. »Salama milek!« sprach der Hofrat den Baron Exter umarmend, der sofort den Turb<strong>an</strong> abnahm, und ihn wieder auf die Perücke stülpte, nachdem er sich den Schweiß von der Stirne mit einem ostindischen Tuch weggetrocknet. In dem Augenblick bewegte sich auch in den Zweigen eines Spätkirschenbaums der goldstrahlende Fleck, den Ernst schon l<strong>an</strong>ge betrachtet hatte, ohne enträtseln zu können, was da oben sitze. Es war bloß der Geheime Kommerzienrat Harscher in einem goldstoffnen Ehrenkleide, ebensolchen Beinkleidern und silberstoffner mit blauen Rosenboukets bestreuter Weste, der nun sich aus den Blättern des Kirschbaums entwickelte, und für sein Alter behende genug auf der <strong>an</strong>gelehnten Leiter herabstieg und mit g<strong>an</strong>z feiner etwas quäkender Stimme singend oder vielmehr kreischend: »Ah! che vedo – o dio che sento!« dem türkischen Ges<strong>an</strong>dten in die Arme eilte. <strong>Der</strong> Kommerzienrat hatte seine Jugendzeit in Italien zugebracht, war ein großer Musikus und wollte noch immer mittelst eines l<strong>an</strong>g geübten Falsetts singen wie Farinelli. »Ich weiß«, sprach Willibald, »daß Harscher sich die Taschen mit Spätkirschen vollgestopft hat, die er, irgend ein Madrigal süß lamentierend, den Damen präsentieren wird. Da er aber wie Friedrich der Zweite den Sp<strong>an</strong>iol ohne Dose in der Tasche ausgeschüttet trägt, wird er mit seiner Gal<strong>an</strong>terie nur widerwilliges Ablehnen und finstre Gesichter einernten.« – Überall war nun der türkische Ges<strong>an</strong>dte sowie der Held des Siebenjährigen Krieges mit Freude und Jubel empf<strong>an</strong>gen worden. Letzterer wurde von Julchen Foerd mit kindlicher Demut begrüßt, tief beugte sie sich vor dem alten Herrn und wollte ihm die H<strong>an</strong>d küssen, da spr<strong>an</strong>g aber der türkische Ges<strong>an</strong>dte wild dazwischen, rief. »Narrheiten, tolles Zeug!« umarmte Julchen mit Heftigkeit, wobei er dem Kommerzienrat Harscher sehr hart auf die Füße trat, der aber vor Schmerz nur ein g<strong>an</strong>z klein wenig miaute und r<strong>an</strong>nte d<strong>an</strong>n mit Julien, die er unter den Arm gefaßt, davon. – M<strong>an</strong> sah, daß er sehr eifrig mit den Händen focht, den Turb<strong>an</strong> auf- und abstülpte usw. »Was hat der Alte mit dem Mädchen vor?« sprach Ernst. »In der Tat«, erwiderte Willibald, »es scheint Wichtiges, denn, ist Exter gleich des Mädchens Pate und g<strong>an</strong>z vernarrt in sie, so pflegt er doch nicht sogleich aus der Gesellschaft mit ihr davonzulaufen.« – In dem Augenblick blieb der türkische Ges<strong>an</strong>dte stehen, streckte den rechten Arm weit von sich und rief mit starker Stimme, daß es im g<strong>an</strong>zen Garten widerhallte: »Apporte!« – Willibald brach in ein lautes Gelächter aus. »Wahrhaftig«, sprach er d<strong>an</strong>n, »es ist weiter nichts, als daß Exter Julien zum tausendstenmal die merkwürdige Geschichte vom Seehunde erzählt.« Ernst wollte diese merkwürdige Geschichte durchaus wissen. »Erfahre denn«, sprach Willibald, »daß Exters Palast dicht am Bosporus lag, so daß Stufen von dem feinsten karrarischen Marmor hinabführten ins Meer. Eines Tages steht Exter auf der Galerie in die tiefsinnigsten Betrachtungen versunken, aus denen ihn ein durchdringender gellender Schrei hinausreißt. Er schaut hinab und siehe, ein ungeheurer Seehund ist aus dem Meer hinaufgetaucht und hat einem armen türkischen Weibe, die auf den Marmorstufen saß, den Knaben von dem Arm hinabgerissen, mit dem er eben abfährt in die Meereswellen. Exter eilt hinab, das Weib fällt ihm trostlos weinend und heulend zu Füßen. Exter besinnt sich nicht l<strong>an</strong>ge, er tritt dicht <strong>an</strong>s Meer auf die letzte Stufe, streckt den Arm aus und ruft mit starker Stimme: >Apporte!< – Sogleich steigt der Seehund aus der Tiefe des Meers, im weiten Maule den Knaben, den er zierlich und geschickt, wie auch g<strong>an</strong>z unversehrt dem Magier überreicht und sod<strong>an</strong>n jedem D<strong>an</strong>k ausweichend, sich wieder entfernt in das Meer niedertaucht.« – »Das ist stark – das ist stark«, rief Ernst. »Siehst du wohl«, fuhr Willibald fort, »siehst du wohl, wie Exter jetzt einen kleinen Ring vom Finger zieht und ihn Julien zeigt? Keine Tugend bleibt unbelohnt! – Außer dem, daß Exter dem türkischen Weibe den Knaben gerettet hatte, so beschenkte er sie noch, als er vernahm, daß ihr M<strong>an</strong>n ein armer Lastträger, kaum das tägliche Brot zu verdienen vermochte, mit einigen Juwelen und Goldstücken, freilich nur eine Lumperei, höchstens zw<strong>an</strong>zig- bis dreißigtausend Taler <strong>an</strong> Wert; darauf zog das Weib einen kleinen Saphir vom Finger und dr<strong>an</strong>g ihn Extern auf mit der Versicherung, es sei ein teures ererbtes Familienstück, das nur durch Exters Tat gewonnen werden könne. Exter nahm den Ring, der ihm von geringem Werte schien und erstaunte nicht wenig, als er später durch eine kaum sichtbare arabische Inschrift <strong>an</strong> des Ringes Reif belehrt wurde, daß er des großen Alis Siegelring am Finger trage, mit dem er jetzt zuweilen Mahomeds Tauben her<strong>an</strong>lockt und mit ihnen
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Der Sandmann Nathanael an Lothar Ge
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Sandmann steht mitten in der Stube
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Wenn ich Dir nun sage, mein herzlie
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seiner Aussprache an, daß er wirkl
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geworden; immer sprach er davon, wi
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Apothekers, der im untern Stocke wo
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Festes, aufzufordern? Doch! - er se
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gesagt, daß sie sein eigen immerda
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stärker hallte Claras Jammergeschr
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jeden Tag mit Inbrunst beten. Was s
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Krankheit die unschuldige Freude la
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hinzufügte, wie er keineswegs verl
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Innern, als er das alles erzählen
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und schlich sich fort zu seiner Fra
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dich als einen verruchten Räuber u
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wurde, und eine lichte Gefängnisst
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Andres schrie auf vor Entsetzen; ab
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Kommensurable, zu besorgen für sei
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Gelehrsamkeit, aller Weltgewandthei
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wie der Malteser zu ihm über die K
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Stimme ihn mahnte, seiner Kunst zu
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je, die Kleine sie mir mit hocherha
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ihr unserm Chor sich beizugesellen,
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gellend auf im grausigen Hohn: »Ja
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unserm gewöhnlichen Leben keine Gl
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neben dem Konditorladen sich zu bew
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Kristallflasche, die ich sah, und b
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ist doch eine wunderliche Täuschun
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vielmehr wie alle kräftige Magneti
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ewegen. Sie trat näher auf mich zu
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wie ein gefesselter Tiger, keck umh
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ein dürftiger Föhrenwald, dessen
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Der Alte ließ seine starke dröhne
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träumte. Ich saß, so wie du (so k
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