Ohne mich gerade auszufragen, hatte der Alte am <strong>an</strong>dern Morgen doch bald die Geschichte des mit der Baronin verlebten Abends heraus, und ich war nicht wenig betreten, als er, der mit lachendem Munde und heitrem Tone gesprochen, plötzlich sehr ernst wurde und <strong>an</strong>fing: »Ich bitte dich, Vetter, widerstehe der Narrheit, die dich mit aller Macht ergriffen! Wisse, daß dein Beginnen, so harmlos wie es scheint, die entsetzlichsten Folgen haben k<strong>an</strong>n, du stehst in achtlosem Wahnsinn auf dünner Eisdecke, die bricht unter dir, ehe du dich es versiehst, und du plumpst hinein. Ich werde mich hüten, dich am Rockschoß festzuhalten, denn ich weiß, du rappelst dich selbst wieder heraus und sprichst, zum Tode erkr<strong>an</strong>kt: >Das bißchen Schnupfen bekam ich im Traume
Die Tafel wurde zeitiger aufgehoben, weil es noch auf Wölfe gehen sollte, die sich in dem Föhrenwalde, g<strong>an</strong>z nahe dem Schlosse, hatten blicken lassen. Die Jagd war mir recht in meiner aufgeregten Stimmung, ich erklärte dem Alten, mitziehn zu wollen, er lächelte mich zufrieden <strong>an</strong>, sprechend: »Das ist brav, daß du auch einmal dich herausmachst, ich bleibe heim, du k<strong>an</strong>nst meine Büchse nehmen, und schnalle auch meinen Hirschfänger um, im Fall der Not ist das eine gute sichre Waffe, wenn m<strong>an</strong> nur gleichmütig bleibt.« <strong>Der</strong> Teil des Waldes, in dem die Wölfe lagern mußten, wurde von den Jägern umstellt. Es war schneidend kalt, der Wind heulte durch die Föhren und trieb mir die hellen Schneeflocken ins Gesicht, daß ich, als nun vollends die Dämmerung einbrach, kaum sechs Schritte vor mir hinschauen konnte. G<strong>an</strong>z erstarrt verließ ich den mir <strong>an</strong>gewiesenen Platz und suchte Schutz tiefer im Walde. Da lehnte ich <strong>an</strong> einem Baum, die Büchse unterm Arm. Ich vergaß die Jagd, meine Ged<strong>an</strong>ken trugen mich fort zu Seraphinen ins heimische Zimmer. G<strong>an</strong>z entfernt fielen Schüsse, in demselben Moment rauschte es im Röhricht, und nicht zehn Schritte von mir erblickte ich einen starken Wolf, der vorüberrennen wollte. Ich legte <strong>an</strong>, drückte ab, – ich hatte gefehlt, das Tier spr<strong>an</strong>g mit glühenden Augen auf mich zu, ich war verloren, hatte ich nicht Besonnenheit genug, das Jagdmesser herauszureißen, das ich dem Tier, als es mich packen wollte, tief in die Gurgel stieß, so daß das Blut mir über H<strong>an</strong>d und Arm spritzte. Einer von den Jägern des Barons, der mir unfern gest<strong>an</strong>den, kam nun mit vollem Geschrei her<strong>an</strong>gelaufen, und auf seinen wiederholten Jagdruf sammelten sich alle um uns. <strong>Der</strong> Baron eilte auf mich zu: »Um des Himmels willen. Sie bluten? – Sie bluten – Sie sind verwundet?« Ich versicherte das Gegenteil; da fiel der Baron über den Jäger her, der mir der nächste gest<strong>an</strong>den, und überhäufte ihn mit Vorwürfen, daß er nicht nachgeschossen, als ich gefehlt, und unerachtet dieser versicherte, daß das gar nicht möglich gewesen, weil in derselben Sekunde der Wolf auf mich zugestürzt, so daß jeder Schuß mich hätte treffen können, so blieb doch der Baron dabei, daß er mich, als einen minder erfahrnen Jäger, in besondere Obhut hätte nehmen sollen. Unterdessen hatten die Jäger das Tier aufgehoben, es war das größte der Art, das sich seit l<strong>an</strong>ger Zeit hatte sehen lassen, und m<strong>an</strong> bewunderte allgemein meinen Mut und meine Entschlossenheit, unerachtet mir mein Benehmen sehr natürlich schien, und ich in der Tat <strong>an</strong> die Lebensgefahr, in der ich schwebte, gar nicht gedacht hatte. Vorzüglich bewies sich der Baron teilnehmend, er konnte gar nicht aufhören zu fragen, ob ich, sei ich auch nicht von der Bestie verwundet, doch nichts von den Folgen des Schrecks fürchte. Es ging zurück nach dem Schlosse, der Baron faßte mich, wie einen Freund, unter den Arm, die Büchse mußte ein Jäger tragen. Er sprach noch immer von meiner heroischen Tat, so daß ich am Ende selbst <strong>an</strong> meinen Heroismus glaubte, alle Bef<strong>an</strong>genheit verlor und mich selbst dem Baron gegenüber als ein M<strong>an</strong>n von Mut und seltener Entschlossenheit festgestellt fühlte. <strong>Der</strong> Schulknabe hatte sein Examen glücklich best<strong>an</strong>den, war kein Schulknabe mehr, und alle demütige Ängstlichkeit des Schulknaben war von ihm gewichen. Erworben schien mir jetzt das Recht, mich um Seraphinens Gunst zu mühen. M<strong>an</strong> weiß ja, welcher albernen Zusammenstellungen die F<strong>an</strong>tasie eines verliebten Jünglings fähig ist. Im Schlosse, am Kamin bei dem rauchenden Punschnapf, blieb ich der Held des Tages; nur der Baron selbst hatte außer mir noch einen tüchtigen Wolf erlegt, die übrigen mußten sich begnügen, ihre Fehlschüsse dem Wetter – der Dunkelheit zuzuschreiben und greuliche Geschichten von sonst auf der Jagd erlebtem Glück und überst<strong>an</strong>dener Gefahr zu erzählen.
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Der Sandmann Nathanael an Lothar Ge
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Sandmann steht mitten in der Stube
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Wenn ich Dir nun sage, mein herzlie
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seiner Aussprache an, daß er wirkl
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geworden; immer sprach er davon, wi
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Apothekers, der im untern Stocke wo
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Festes, aufzufordern? Doch! - er se
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gesagt, daß sie sein eigen immerda
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stärker hallte Claras Jammergeschr
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jeden Tag mit Inbrunst beten. Was s
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Krankheit die unschuldige Freude la
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ereitet, wozu der Fremde eine Flasc
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hinzufügte, wie er keineswegs verl
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Innern, als er das alles erzählen
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und schlich sich fort zu seiner Fra
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dich als einen verruchten Räuber u
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wurde, und eine lichte Gefängnisst
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Vor langen Jahren lebte in Neapel e
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verworfener Geister lachten gellend
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unaufhörlich rief. »Zurück, zur
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verhüllte sein Gesicht, man vernah