Glaube geht - Miteinander
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Eigenes Tun – Handeln Gottes<br />
miteinander 7–8/2013 11<br />
Training fürs<br />
ewige Leben<br />
Beispielhaft sei nur ein Blick auf die Bewegung<br />
von Psalm 84 geworfen, einem Lied<br />
von der Kraft aus der Sehnsucht. Dem Staunen<br />
über Gottes Wohnen unter den Menschen<br />
entspringt die brennende Sehnsucht<br />
nach Gott selbst, aber auch der Lobpreis auf<br />
den Gott des Lebens, dessen Nähe Geborgenheit<br />
schenkt (Ps 84,2–5). In der Mitte<br />
(Ps 84,6–8) steht über dem Aufbruch zur<br />
Pilgerschaft der Füße und des Herzens ein<br />
„Selig“; denn Pilger verwandeln als Menschen<br />
der Sehnsucht das Tal der Dürre bereits<br />
in einen Ort von Quellen. Sie wandern<br />
von Kraft zu Kraft (Ps 84,8). Sie pilgern mit<br />
unerschöpflicher, ja wachsender Kraft dem<br />
Ziel der Schau Gottes auf dem Zion entgegen.<br />
Dieser Gott ist Sonne und Schutz zugleich.<br />
So steht über all denen, die sich auf<br />
seine Wege einlassen und ihm vertrauen, das<br />
dritte „Selig“ (Ps 84,9–13).<br />
Für Christen sind die Stationen der Wanderschaft<br />
des Herrn, vor allem seines Todes und<br />
seiner Auferstehung, bald kostbare Ziele der<br />
Pilgerschaft geworden; die Pilgerin Egeria<br />
ist dafür bereits Ende des vierten Jahrhunderts<br />
eine couragierte Zeugin. Wir sollten<br />
aber nicht vergessen, was schon die Pilger<br />
in den Psalmenliedern getragen hat: die Gewissheit,<br />
dass das Ziel bereits in ihren Herzen,<br />
unterwegs, am Werk ist (Ps 84,6.8). So<br />
ist es für uns, wenn wir im <strong>Glaube</strong>n dem<br />
neuen Jerusalem (Offb 22,1–3) entgegenpilgern,<br />
Jesus selbst, der jenseits aller äußeren<br />
Orte Ströme lebendigen Wassers für uns bereithält<br />
(Joh 7,38).<br />
Johannes Marböck<br />
Em. Univ.-Prof. Prälat Dr. Johannes Marböck lehrte<br />
Alttestamentliche Bibelwissenschaft in Linz und Graz,<br />
wo er 2003 emeritierte.<br />
Übung macht den Meister – im<br />
Sport wie auch im <strong>Glaube</strong>n.<br />
Eine kleine „Trainingsfibel“ von<br />
Peter Schipka.<br />
Wer seine Lebenserwartung erhöhen will,<br />
dem wird es an guten Tipps nicht mangeln.<br />
Folgt man den Gesundheitsratgebern, so ist<br />
dafür neben ausgewogener Ernährung und<br />
genügend Schlaf besonders auch reichlich<br />
Bewegung nützlich. Nicht wenige versuchen<br />
daher, sich auf unterschiedliche Art und Weise<br />
fit zu halten. Die einen gehen spazieren<br />
oder wandern, die anderen trainieren für einen<br />
Marathon oder in der Kraftkammer.<br />
Welche Bewegungsart man auch bevorzugt,<br />
zwei einander ergänzende Prinzipien sind zu<br />
beachten: Nur regelmäßiges Training, das mitunter<br />
ein wenig anstrengend sein darf, hilft,<br />
die Muskelkraft zu stärken, und gewöhnt Sehnen<br />
und Gelenke an die Belastung. Genauso<br />
wichtig sind allerdings die Trainingspausen,<br />
in denen sich die Muskeln von der Belastung<br />
erholen können. Wer nicht pausiert, der<br />
schädigt Muskeln und Gelenke und wird so<br />
unbeweglich und kraftlos, als ob er gar nicht<br />
trainiert hätte.<br />
<strong>Glaube</strong>ns-Training<br />
Auch Christen, die ihre „Lebenserwartung“<br />
über den Tod hinaus erhöhen wollen, folgen<br />
diesem Ratschlag. Es sind auch im <strong>Glaube</strong>n<br />
beide Trainingsaspekte von Bedeutung. Sie<br />
bewegen sich möglichst häufig in der frischen<br />
Luft der biblischen Botschaft oder erkunden<br />
die Welt der Heiligen Schrift, um dort<br />
neue Wege kennenzulernen. Manche besuchen<br />
theologische Bildungsveranstaltungen.<br />
Solche Kurse sind wie Fitnesscenter, in denen<br />
zwar die Luft aufgrund der Anstrengung<br />
vieler mitunter stickiger ist, wo aber durch<br />
hartes Training „<strong>Glaube</strong>nsmuskeln“ aufgebaut<br />
werden, die andernfalls vernachlässigt<br />
würden.<br />
Das beste Training findet jedoch im Alltag<br />
statt. Wo Christen zu jenen Menschen gehen,<br />
die in Not sind, sie begleiten und ihnen<br />
helfen, ihre Last zu tragen, da wird nicht nur<br />
die eigene „Fitness“ gestärkt, sondern da verändert<br />
sich die Welt.<br />
Gott Raum geben<br />
Wie jedes Training, so braucht auch das <strong>Glaube</strong>nstraining<br />
mitunter Ruhephasen. <strong>Glaube</strong><br />
wächst nur da, wo Menschen sich bewusst<br />
werden: „Ich kann nicht alles allein, mein<br />
<strong>Glaube</strong> ist begrenzt, wie es auch mein Leben<br />
ist.“ In diesen Phasen wird dann besonders<br />
deutlich, dass es Gott braucht, der den <strong>Glaube</strong>n<br />
wachsen lässt.<br />
Wer dies übersieht, der gleicht einem Sportler,<br />
der seine Gelenke und Sehnen schädigt,<br />
weil er nicht ausreichend pausiert. Letztendlich<br />
wird er unbeweglich und kraftlos. Wer<br />
bei allem notwendigen <strong>Glaube</strong>nstraining vergisst,<br />
dass Gott es ist, der handelt – meist unbemerkt<br />
–, der stärkt seinen <strong>Glaube</strong>n nicht,<br />
sondern schwächt ihn vielmehr.<br />
Gutes Training braucht die Abwechslung zwischen<br />
Be- und Entlastung. <strong>Glaube</strong> lebt ebenfalls<br />
vom Wechsel zwischen eigenem Tun und<br />
dem Handeln Gottes. Wer so „trainiert“, der<br />
wird nicht nur zufrieden sein, sondern der<br />
erhöht seine „Lebenserwartung“ für das ewige<br />
Leben.<br />
Peter Schipka