Glaube geht - Miteinander
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miteinander 7–8/2013<br />
<strong>Glaube</strong> <strong>geht</strong><br />
Gastkommentar<br />
„Drahtesel“, Pferd, Moped oder in Begleitung<br />
von Hunden.<br />
Geerdete Spiritualität<br />
Welche Motivation unsere Pilgergäste im<br />
wahrsten Sinn des Wortes bewegt, ist schwer<br />
festzustellen. Doch ihr Verhalten wird nicht<br />
selten zu einer Offenbarung des Geistes: Manche<br />
suchen das Gespräch und wollen über<br />
„Gott und die Welt“ reden. Andere möchten<br />
einmal ins klösterliche Leben hineinschnuppern.<br />
Viele wollen einfach zur Ruhe kommen<br />
und beten, andere ihren „Kirchenfrust“<br />
loswerden.<br />
Es kann aber auch vorkommen, dass jemand<br />
noch am Ankunftstag um eine Beichtaussprache<br />
bittet, weil er seinem Leben von<br />
Grund auf eine neue Richtung geben will.<br />
Wieder andere verstehen das Kloster als<br />
„Gratishotel“ mit durchgehenden Öffnungszeiten<br />
und deponieren bereits bei der Reservierung<br />
per E-Mail oder Handy ihr Anforderungsprofil<br />
…<br />
Als „Gastarbeiter“ im eigenen Haus ließ sich<br />
P. Lukas Six von Romano Guardini inspirieren:<br />
„Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn,<br />
dass einer dem anderen Rast gebe<br />
auf dem Weg nach dem<br />
ewigen Zuhause.“<br />
„Bei Wind, Schnee und Kälte wärmen<br />
eine offene Tür und offene Herzen<br />
Herz und Seele! Ich bin überwältigt<br />
von der Gastfreundschaft und der<br />
Aufnahme hier im Stift. Danke schön<br />
und vergelt’s Gott!“<br />
Bernhard<br />
Zu den bleibenden Erfahrungen zählt für viele<br />
die Teilnahme am Chorgebet und an der<br />
heiligen Messe in der Stiftskirche. Nicht selten<br />
beschreiben sie dies später als „Quelle<br />
und Höhepunkt“ eines Pilgertages. Dankbare<br />
Kartengrüße von Wallfahrtsorten geben<br />
dafür immer wieder Zeugnis.<br />
P. Lukas Six OSB<br />
P. MMag. Lukas Six ist Prior des oberösterreichischen<br />
Benediktinerstiftes Lambach und Pfarrer der Stiftspfarre<br />
Aichkirchen. In den Jahren 1993/1994 absolvierte er<br />
den Vorbereitungslehrgang im Canisiusheim Horn. 2000<br />
trat er ins Stift Lambach ein und betreute anschließend<br />
elf Jahre lang als Gastmeister Pilger und Gäste des Stiftes.<br />
Was macht den Reiz des „Camino“<br />
aus? Der Kabarettist Wolfgang „Fifi“<br />
Pissecker wollte es wissen.<br />
732 Kilometer zu Fuß alleine durch Nordspanien<br />
– von Pamplona nach Santiago de<br />
Compostela. Mit 14 Kilogramm Marschgepäck<br />
auf einem über 1.000 Jahre alten Pilgerweg.<br />
Durch Eiseskälte, durch Matsch und<br />
Regen, Unwetter, Sonnenschein und Hitze.<br />
Bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit.<br />
Erschöpfung, manchmal fast Qual.<br />
Warum tut man sich das an? Einfach, um<br />
dem Hier und Jetzt für eine Zeit lang zu entgehen.<br />
Einfach einmal weg sein, frei, nur für<br />
sich selbst. Man <strong>geht</strong> jeden Tag sechs bis<br />
sieben Stunden. Und man hat sehr viel Zeit,<br />
um nachzudenken. Ein paar Gedanken, die<br />
mir am Jakobsweg durch Kopf, Seele und<br />
Herz gegangen sind, möchte ich gerne mit<br />
Ihnen teilen.<br />
Auf dem Weg zu mir<br />
Wo beginnt der Weg nach Santiago de Compostela?<br />
Beginnt er im Kopf oder im Herzen?<br />
Mit dem ersten Schritt? Oder wenn man<br />
über seinen Schatten springt? Für mich beginnt<br />
der Weg mit all diesen Fragen in Pamplona,<br />
dem Ziel meines Anfangs. Und zugleich<br />
wird mir schlagartig bewusst, dass<br />
mein nächstes Ziel wieder ein Anfang sein<br />
wird. Ein neuer Anfang auch auf dem Weg<br />
zu mir.