03.11.2013 Aufrufe

Glaube geht - Miteinander

Glaube geht - Miteinander

Glaube geht - Miteinander

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4<br />

miteinander 7–8/2013<br />

<strong>Glaube</strong> <strong>geht</strong><br />

Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann größere<br />

Distanzen in kürzerer Zeit überwinden.<br />

So bietet der Donau-Alpen-Adria-Radpilgerweg<br />

die Möglichkeit, zwischen der Donau<br />

und der Adria gelegene Marienwallfahrtsorte<br />

in Deutschland, Österreich und Italien zu besuchen.<br />

Auch im Osten Österreichs können<br />

Pilger, die sich entweder auf den Marienweg<br />

oder den Perlenweg (auch Via Margaritarum<br />

genannt) einlassen, leicht auf die Staatsgrenze<br />

vergessen. Beide Wege führen Wallfahrer<br />

in Österreich und Ungarn zu gemeinsamen<br />

Zielen.<br />

Doch nicht alle Wege, die von Pilgern begangen<br />

werden, müssen über eine lange Geschichte<br />

als Pilgerwege verfügen: So entstand<br />

etwa der Gründerweg, der auf 190 Kilometern<br />

ausgehend vom Benediktinerstift<br />

St. Lambrecht nach Mariazell führt, erst im<br />

Jahr 2006. Mit ihm gemein hat der Benediktweg<br />

nicht nur, dass man sich bei beiden auf<br />

benediktinisch geprägte Pfade begibt. Auch<br />

der Benediktweg, der von Spital am Pyhrn<br />

über die Klöster Seckau und St. Paul bis<br />

nach Slowenien reicht, gehört mit seiner Errichtung<br />

im Jahr 2009 zu den jüngsten seiner<br />

Art.<br />

Kärnten hat aber auch noch mit anderen Routen<br />

aufzuwarten. Neben dem 266 Kilometer<br />

langen Marienpilgerweg, der durch das südlichste<br />

Bundesland führt, findet ein anderer<br />

dort sein Ziel – der Weg des Buches. Hier<br />

begibt man sich auf alte Pfade von Bibelschmugglern<br />

und durchquert Österreich in<br />

der Nord-Süd-Achse von Passau bis an die<br />

slowenische Grenze bei Agoritschach. So warten<br />

insgesamt über 3.500 Kilometer Pilgerwege<br />

allein in Österreich darauf, erkundet<br />

zu werden.<br />

Pilgern versus wallfahren<br />

Ob man „pilgert“ oder „wallfahrtet“, ist dabei<br />

weniger eine Frage der gewählten Strecke<br />

als vielmehr eine Frage der Historie und der<br />

Praxis. „Vereinfacht gesagt, ist das Wallfahren<br />

etwas typisch Katholisches, während Pilgern<br />

eine ökumenische, ja sogar interreligiöse<br />

Art der Fortbewegung darstellt“, verrät Pilger-Experte<br />

Anton Wintersteller.<br />

Wer sich auf eine Wallfahrt begibt, kann dies<br />

zu Fuß, mit Auto oder Bus oder auch per<br />

Flugzeug machen. Charakteristisch dafür sind<br />

eher kürzere Distanzen sowie Rituale und<br />

Formen wie das Rosenkranzgebet und der<br />

Empfang von Sakramenten, die meist im gemeinschaftlichen<br />

Vollzug die Wallfahrt umrahmen.<br />

Im Unterschied dazu versteht Wintersteller<br />

Pilgern als ein Phänomen, das „offen und in<br />

allen Kulturen zu finden ist“. Es geschieht<br />

allein oder in Gruppen und kennt kaum rituelle<br />

Vorgaben. Pilger begeben sich meist auf<br />

längere Wege, sind wochen- oder monatelang<br />

unterwegs und erwarten sich dabei nicht<br />

zuletzt persönlich bereichernde spirituelle Erfahrungen.<br />

Spirituelle Orte ziehen Menschen an.<br />

Für die Kirche ergeben sich vielfältige Möglichkeiten<br />

der Begegnung – wie hier auf der Via Sacra.<br />

Spiritualität des Pilgerns<br />

Die Einteilung sei grob und solle keinesfalls<br />

das Verbindende überdecken, so Wintersteller.<br />

„Pilger und Wallfahrer haben gemeinsam,<br />

dass sie ein Ziel haben.“ Denn: „Nicht<br />

der Weg ist das Ziel.“<br />

Zu den Zielen des Salzburgers zählt es seit<br />

Jahren, die touristischen und pastoralen Aspekte<br />

des Pilgerns zusammenzuführen. Für<br />

die Kirche sehe er eine wichtige Aufgabe darin,<br />

auf die spirituelle Dimension des Pilgerns<br />

hinzuweisen und diese – etwa durch<br />

eigens geschulte Pilgerbegleiter – zu fördern.<br />

Ganz nach dem Motto „Wo Pilgern<br />

draufsteht, muss Kirche drin sein“. Pilgern<br />

stelle schließlich eine gute Gelegenheit dar,<br />

dass die Kirche mit Menschen, die „eine<br />

Sehnsucht nach dem Weg“ antreibt, in Kontakt<br />

tritt. Menschen brauchen Ziele auf ihren<br />

Wegen; und so ist Wintersteller überzeugt,<br />

dass gerade Österreich auf eine Reihe<br />

geschichtsträchtiger und religiös bedeutender<br />

Orte verweisen kann, die Interesse wecken.<br />

Als Pilger weiß Wintersteller selbst, dass<br />

„man gern auf alten Spuren <strong>geht</strong>“, die aber<br />

heute oft neue Botschaften brauchen. Pilgern<br />

könne so als Sinnbild unseres Lebens<br />

verstanden werden und werde dementsprechend<br />

auch nicht an Anziehungskraft verlieren.<br />

Denn für den Lebens- wie auch für den<br />

Pilgerweg gilt, dass Menschen sich dabei<br />

aufmachen und ein Ziel vor Augen haben: Jesus<br />

Christus.<br />

Daniel Podertschnig<br />

Tipp<br />

Einen guten Überblick über das Pilgerund<br />

Wallfahrtswegenetz in Österreich<br />

bietet www.pilgerwege.at. Dort sind alle<br />

oben beschriebenen Wege angeführt.<br />

Wer sich dann für eine Route entschieden<br />

hat, findet hier auch gleich weiterführende<br />

Informationen dazu.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!