Aktuelles aus 2002 - Laves - Niedersachsen
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3. »<strong>Aktuelles</strong> <strong>aus</strong> <strong>2002</strong>«<br />
••• Algengift in Muscheln<br />
Die Untersuchungen zu den Elbfischen liefen gerade auf Hochtouren,<br />
als auf das Veterinärinstitut für Fische und Fischwaren<br />
Cuxhaven ein weiteres Problem zukam: Algengifte in dänischen<br />
Muscheln. Im Herbst und Winter <strong>2002</strong> litten wiederholt zahlreiche<br />
Menschen nach dem Verzehr von Muscheln unter Symptomen<br />
wie Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen und Krämpfen. Die<br />
Muscheln kamen vorwiegend <strong>aus</strong> dem Isefjord in Dänemark.<br />
Als Ursache wurde das Algengift Okadasäure vom VI Cuxhaven<br />
festgestellt. In den Proben wurden Werte des Algengiftes<br />
Okadasäure von bis zu 3.576 µg* nachgewiesen, das entspricht<br />
einer fast neunfachen Überschreitung des in der Fischhygiene-<br />
Verordnung festgeschriebenen Grenzwertes von 400 µg*. Bei<br />
besonders empfindlichen Menschen können auch unterhalb dieses<br />
gültigen Grenzwertes die beschriebenen Symptome auftreten.<br />
Muscheln nehmen die Giftstoffe <strong>aus</strong> bestimmten Algen auf.<br />
Auf der gesamten Erde gibt es etwa 6.000 verschiedene Algenarten,<br />
die nach ihrer Gestalt und ihren Pigmenten in 15 verschiedene<br />
Klassen eingeteilt werden. Nur ein sehr geringer Anteil, etwa 30<br />
bis 50 Arten, sind in der Lage, Giftstoffe (=Toxine) zu bilden. Der<br />
Toxingehalt einer einzigen Algenzelle ist sehr gering und wäre<br />
normalerweise kaum wirksam. Wenn diese Algen aber Phytoplanktonblüten<br />
bilden, kann es zu hohen Konzentrationen der<br />
Giftstoffe im Wasser kommen. Phytoplanktonblüten sind zeitlich<br />
begrenzte Massenentwicklungen von Algen. Sie sind natürliche<br />
Ereignisse, die regelmäßig in fast allen Gewässern vorkommen.<br />
Eine der giftigen Algen ist Dinophysis acuminata. Sie ist eine<br />
winzige Geißelalge, die in der Nordsee vorkommt, und dient den<br />
Miesmuscheln – neben anderen Planktonalgen – als Nahrung. Die<br />
in den Algen enthaltenen Toxine werden von der Muschel vorwiegend<br />
im Hepatopankreas angereichert, einer Drüse, die Funktionen<br />
von Leber und Bauchspeicheldrüse <strong>aus</strong>übt.<br />
Der eindeutige Nachweis bzw. die Bestimmung der verschiedenen<br />
Algengifte in der Muschel ist jedoch kompliziert. Bis heute<br />
wird in vielen Ländern, auch in Dänemark, routinemäßig <strong>aus</strong>schließlich<br />
mit Tierversuchen gearbeitet. Im Gegensatz zu den<br />
chemischen Methoden zeigen sie eine geringe Empfindlichkeit,<br />
und die einzelnen relevanten Algentoxine können nicht präzise<br />
unterschieden werden. Im LAVES wird die chemische Methode<br />
angewandt.<br />
Eher ungewöhnlich für die Vergiftungsfälle war die Jahreszeit:<br />
Die Dinophysisalgen kommen im Winter nur selten vor, da das<br />
Wasser zu kalt ist – der Grund, warum man auch nur in Monaten<br />
mit »r« Muscheln essen sollte. In der EU sind alle Mitgliedstaaten<br />
verpflichtet, sowohl die Muschelgewässer als auch die Muscheln<br />
selbst laufend auf Algen- bzw. Toxinfreiheit zu untersuchen. Diese<br />
Aufgabe wird für die niedersächsischen Muschelkulturen durch<br />
das VI Cuxhaven in Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />
Landkreisen Aurich und Friesland sowie vom Niedersächsischen<br />
Landesamt für Ökologie (NLÖ) – Forschungsstelle <strong>aus</strong>geführt.<br />
*µg/kg Hepatopankreas<br />
Lebensmittel<br />
Kontrollmaßnahmen zur Lebensmittelsicherheit<br />
Die primäre Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit liegt bei<br />
den Futtermittelerzeugern, den Landwirten und den Lebensmittelunternehmen.<br />
Auf derselben Verantwortungsstufe stehen selbstverständlich<br />
alle an der Gewinnung von Süßwasser- und Meeresfischen<br />
oder Wildtieren Beteiligten. Das ist das Fundament der<br />
Lebensmittelsicherheit oder anders <strong>aus</strong>gedrückt, die tragende<br />
untere Stufe des gesamten Kontrollsystems. Den Betrieben obliegen<br />
umfangreiche Kontrollpflichten im Rahmen der Eigenkontrolle.<br />
Sie sind sorgsam an das jeweilige Risiko angepasst. Die Eigenkontrolle<br />
wird in der Regel von besonders dafür <strong>aus</strong>gebildeten<br />
Mitarbeitern oder externen Sachverständigen durchgeführt und<br />
für die behördlichen Kontrollen nachvollziehbar dokumentiert.<br />
Die zuständigen Behörden der EU-Mitgliedstaaten überwachen<br />
in ihrem Land mittels nationaler Kontrollstrategien wiederum<br />
die Wirksamkeit der Eigenkontrollmaßnahmen. Dies wird bei<br />
fachkundiger Begehung der einzelnen Betriebe geprüft durch<br />
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