PR31 - Proletarische Revolution
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Tschad<br />
3<br />
Der deutsche Imperialismus<br />
ist eng mit der<br />
Südsudanesischen Befreiungsfront<br />
verbunden (die<br />
Anfang Jänner 2008 aus<br />
der gemeinsamen Waffenstillstands-Regierung<br />
in<br />
Khartoum ausgetreten ist);<br />
deutsche Firmen bauen u.a.<br />
eine Bahnlinie von Kenya in<br />
die südsudanesische Hauptstadt<br />
Juba.<br />
den USA, bei China und Russland<br />
sowieso, abgeblitzt. Auch<br />
musste Frankreich, angesichts<br />
des massiven Engagements der<br />
USA für eine Militäroperation<br />
in Darfour, seine Karten für<br />
eine direkte Intervention im<br />
Sudan als schlecht beurteilen.<br />
Also startete Frankreich eine<br />
internationale Kampagne den<br />
Tschad betreffend: Neben den<br />
französischen Truppen sollte<br />
auch eine UN- oder NATO- oder<br />
„Eufor“-Truppe oder was auch<br />
immer, jedenfalls unter französischem<br />
Kommando, im Tschad<br />
stationiert werden. Herauskam<br />
am 25. September 2007 ein<br />
Beschluss des Sicherheitsrates<br />
der UNO, 3.500 Soldaten im<br />
Rahmen einer „Eufor“-Truppe,<br />
zu 50% von Frankreich gestellt<br />
und unter französischem<br />
Kommando, in den Tschad zu<br />
entsenden. Zusätzlich zu dem<br />
„Epérvier“-Kontingent. Die<br />
USA unterstützen trotz aller<br />
Konkurrenz Frankreich, denn<br />
Déby, obwohl Stiefelputzer<br />
Frankreichs, ist für sie immer<br />
noch das „kleinere Übel“ im<br />
Vergleich zum Sudan. China,<br />
das den Sudan gut im Griff hat<br />
und 80% der sudanesischen<br />
Ölexporte abnimmt, ist naturgemäß<br />
dagegen. Russland ist<br />
„skeptisch“. Beide letzteren<br />
wollten aber nicht gegen den<br />
„christlich-abendländischen<br />
Humanismus“ auftreten, jedenfalls<br />
nicht bei dieser Abstimmung,<br />
später kann man<br />
immer noch sehen. Innerhalb<br />
der EU beäugt Deutschland<br />
die französische Politik im<br />
Tschad und in Afrika generell<br />
mit Mißtrauen, denn hier geht<br />
es um die internationale Positionierung<br />
der beiden größten<br />
kontinentaleuropäischen Räuber.<br />
3 Frankreich hatte einige<br />
Länder speziell angesprochen<br />
und Österreich – anscheinend<br />
voller militaristischer Gier und<br />
Begeisterung - packte die Gelegenheit<br />
beim Schopf. Das<br />
UNO-Mandat besagte allerdings,<br />
dass die „Eufor“-Truppe<br />
„neutral“ sein müsse und nur<br />
wegen der armen Flüchtlinge<br />
dort hinginge. Hr.Kouchner<br />
verwies mit Tränen in den Augen<br />
auf die 400.000 Flüchtlinge<br />
aus dem Sudan und dem Tschad<br />
selbst. Hr.Sarkozy, Präsident<br />
Frankreichs, wies tags darauf<br />
darauf hin, dass abgesehen von<br />
den Flüchtlingen auch noch<br />
Öl in der Gegend wäre und<br />
Frankreich außerdem eine historische<br />
und militärische Mission<br />
in Afrika hätte. Hr.Prazuck,<br />
Sprecher des französischen Generalstabs,<br />
merkte an, dass er<br />
natürlich auch von den Flüchtlingsdramen<br />
wüsste, dass aber<br />
der Militäreinsatz damit nichts<br />
zu tun habe, sondern darauf<br />
ziele, „die Ausweitung der<br />
Kämpfe auf N’Djamena zu verhindern“.<br />
Viele fragten sich,<br />
wie die „Neutralität“ der „Eufor“<br />
mit dem faktischen Engagement<br />
Frankreichs für das<br />
Déby-Regime im Rahmen von<br />
„Epérvier“ zusammenpasste.<br />
Auch Hr.Darabos sagte, das sei<br />
ein „Problem“ und berge die<br />
„Gefahr eines direkten Engagements<br />
der Eufor im bewaffneten<br />
Konflikt“. Das sagte er<br />
freilich nur im Ausland. In Österreich<br />
sagte er, dass er in engem<br />
Kontakt mit Frankreich sei<br />
und das „Sicherheitsrisiko“ für<br />
„vertretbar“ halte. Hr.Prazuck<br />
sagte dazu, das sei gar kein<br />
Problem, denn die „Epérvier“-<br />
Truppen hätten seit jeher die<br />
offizielle Aufgabe, die Regierung<br />
des Tschad zu stabilisieren,<br />
sprich: das Déby-Regime<br />
zu schützen, während die „Eufor“<br />
eben „neutral“ sei und<br />
auf diese Weise zur „Stabilisierung“<br />
beitrage und damit die<br />
Flüchtlinge schütze.<br />
Während der Diskussionen<br />
über die „Eufor“-Truppe und<br />
bevor sie noch aufgestellt wurde,<br />
kam es zu einer massiven<br />
Verschärfung der Kämpfe in<br />
großen Teilen des Tschad. Niemand<br />
unter den großen europäischen<br />
Medien berichtete<br />
übrigens über diese Kämpfe<br />
(außer – mit einer gewissen<br />
Häme, da Großbritannien ja<br />
nicht mitmischte - BBC). Die<br />
„EUFOR“-Expedition durfte<br />
auf keinen Fall gefährdet werden.<br />
Die „Rebellen“ hatten<br />
erhebliche militärische Erfolge.<br />
Viele Truppenteile Déby’s<br />
liefen über. Viele wichtige<br />
Offiziere, darunter Déby’s Generalstabschef<br />
Seugui und ein<br />
Divisionskommandant fielen.<br />
Wieder griffen französische<br />
Truppen und die französische<br />
Luftwaffe für Déby ein. Am<br />
12.September 2007 errangen<br />
die Regierungstruppen einen<br />
lokalen Sieg bei einem Hubschrauberangriff<br />
nur auf Basis<br />
logistischer Unterstützung<br />
durch die französische Luftwaffe.<br />
Zur selben Zeit nahm auch<br />
eine imperialistische Interventionsarmee<br />
im Sudan unter<br />
dem Vorwand der „Hilfe für<br />
Darfour“ Konturen an. 26.000<br />
Besatzungssoldaten sollen in<br />
den Sudan geschickt werden.<br />
Nur wegen der Flüchtlingsdramen<br />
natürlich, nicht etwa wegen<br />
des Öls. Sogar die „Ärzte<br />
ohne Grenzen“ (die französischen<br />
allerdings nur, nicht die<br />
österreichischen) wiesen in einer<br />
öffentlichen Erklärung eindringlich<br />
darauf hin, dass sich<br />
die Lage in Darfour seit einem<br />
Jahr entspannt und verbessert<br />
hätte, die geplante Darfour-<br />
Intervention daher unter dem<br />
Gesichtspunkt der humanitären<br />
Hilfe völlig kontraproduktiv<br />
sei und damit das bißchen<br />
an Hilfe für die Flüchtlinge<br />
kaputt gemacht würde. Doch<br />
darum ging es ja gerade nicht.<br />
Aber natürlich hätte die Besetzung<br />
von Darfour Auswirkungen<br />
auf die tschadischen<br />
„Rebellen“ hinsichtlich deren<br />
Rückzugsgebiete etc.<br />
So kam es unter libyscher Ägide<br />
zu „Friedensverhandlungen“<br />
zwischen dem Déby-Regime<br />
und den „Rebellen“. Am<br />
25. Oktober 2007 wurde ein<br />
„Friedensvertrag“ abgeschlossen.<br />
Jetzt waren die formellen<br />
Bedingungen für den Beginn<br />
des „Eufor“-Einsatzes erfüllt,<br />
weil man behaupten konnte,<br />
jetzt sei ein „neutraler“ Einsatz<br />
möglich. Auch Hr.Darabos<br />
konnte endlich die Ärmel aufkrempeln<br />
und die österreichischen<br />
Militär-Muskeln spielen<br />
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