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Kommunal: Kommentar<br />
19<br />
Was kostet das Zentrale Wählerregister?<br />
Ehrgeiz – und die Rechnung<br />
ohne den Wirt<br />
Die Idee ein<strong>es</strong> Zentralen Wählerregisters, das für die Gemeinden <strong>als</strong><br />
Wahlbehörden Synergien ausschöpft und die Verwaltungsschritte vereinfacht,<br />
ist schon einige Jahre alt, wurde aber bisher wenig konsequent<br />
verfolgt. Jetzt kann <strong>es</strong> aber offenbar nicht schnell genug gehen.<br />
Nicolaus Drimmel<br />
Mitte Jänner wurde der Gemeindebund<br />
informiert, dass die Parlamentsklubs<br />
der Regierungsparteien<br />
ein so genannt<strong>es</strong> Demokratiepaket<br />
planen. Die Gemeinden<br />
inter<strong>es</strong>siert dabei vor allem der<br />
Plan ein<strong>es</strong> Zentralen Wählerregisters.<br />
Nach der Einbringung von<br />
entsprechenden Initiativanträgen<br />
am 30. Jänner wurde das Paket<br />
von den jeweiligen Ausschüssen in<br />
eine parlamentarische Begutachtung<br />
g<strong>es</strong>chickt. Die Fristen zur<br />
Stellungnahme enden Ende<br />
Februar bzw. Anfang März.<br />
Städtebund und Gemeindebund<br />
hatten schon vor der Einbringung<br />
der Anträge den beiden Klub -<br />
obleute schwere Bedenken vor allem<br />
gegen den „äußerst ambitionierten“<br />
Zeitplan d<strong>es</strong> Zentralen<br />
Wählerregisters angemeldet.<br />
Überdi<strong>es</strong> wurde auf den hohen finanziellen<br />
und personellen Aufwand<br />
hingewi<strong>es</strong>en, der auf die<br />
Gemeinden in technisch-personeller<br />
Hinsicht zukommt. Das finanzielle<br />
Argument wiegt umso<br />
schwerer, <strong>als</strong> das G<strong>es</strong>etz für die<br />
Gemeinden <strong>als</strong> Wahlbehörden<br />
schon bisher viel zu geringe Vergütungen<br />
vorsieht. Die Indexierung<br />
der Pauschalentgelte war da<br />
nur ein Tropfen auf dem heißen<br />
Stein. Und damit nicht genug,<br />
sollen die Pausch<strong>als</strong>ätze der Gemeinden<br />
für Wählerevidenz und<br />
Volksbegehren auch noch herabg<strong>es</strong>etzt<br />
werden. Man begründet<br />
das mit künftigen administrativen<br />
Erleichterungen der Gemeinden<br />
bei Wahlen und Plebisziten.<br />
w.HR. Mag.<br />
Nicolaus Drimmel<br />
ist Jurist im<br />
Österreichischen<br />
Gemeindebund und<br />
leitet die Abt. Recht<br />
und International<strong>es</strong><br />
Gemeinden haben immer<br />
auf Vereinfachungen gedrängt<br />
Die Gemeinden haben sich Neuerungen<br />
nie verschlossen, sofern<br />
sie Bürgernähe oder Verwaltungseffizienz<br />
versprechen. <strong>Sie</strong> waren<br />
<strong>es</strong> auch, die aus der Praxiserfahrung<br />
Vereinfachungen verlangt<br />
haben. Immer wieder wurden die<br />
personalintensive Auflage der<br />
Wählerverzeichnisse<br />
Ehrgeiz ist schön und gut, aber man<br />
sollte auch die Gemeinden fragen, die ja<br />
nach den bisherigen Plänen praktisch die<br />
volle Umstellungslast tragen werden müssen.<br />
oder die langen Eintragungszeiträume<br />
gerügt.<br />
Im Zeitalter d<strong>es</strong><br />
Internets müsste ja<br />
möglich sein, Einsparungen<br />
auszuschöpfen.<br />
Die Wünsche der<br />
Gemeinden wurden<br />
auf Bund<strong>es</strong>ebene oft nur halbherzig<br />
oder gar nicht umg<strong>es</strong>etzt. In<br />
einzelnen Bund<strong>es</strong>ländern sind die<br />
Entwicklungen da schon weiter.<br />
Abstimmungslisten werden dort<br />
etwa computerunterstützt <strong>als</strong> Datenbank<br />
geführt, auf Bund<strong>es</strong>ebene<br />
geht das nicht, dort schwört<br />
man auf Papier. Auf Land<strong>es</strong>ebene<br />
wurde Software entwickelt und<br />
Personal eing<strong>es</strong>chult, um Synergien<br />
zwischen Gemeinderats- und<br />
Landtagswahlen zu schaffen. All<strong>es</strong>,<br />
weil die Initiativen d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong><br />
im Hintertreffen lagen.<br />
Nun werden die Gemeinden vom<br />
Bund<strong>es</strong>g<strong>es</strong>etzgeber darüber belehrt,<br />
dass die alte Software auf<br />
die Halde gehört. Es müsse wieder<br />
neue Software her, <strong>es</strong> werde wieder<br />
Einschulungen geben. Bevor<br />
aber überhaupt Synergiepotenzial<br />
zu heben ist, entstehen den Gemeinden<br />
im Vorfeld w<strong>es</strong>entlich<br />
höhere Ausgaben. Mit der Einführung<br />
anderer Zentralregister haben<br />
und hatten die Gemeinden innerhalb<br />
ein<strong>es</strong> kurzen Zeitraums<br />
eine extreme Arbeitsbelastung zu<br />
tragen. Der G<strong>es</strong>etzgeber wird sich<br />
daher mehr <strong>als</strong> nur den lapidaren<br />
Bedeckungsvorschlag einfallen<br />
lassen müssen, nach dem lediglich<br />
„die entstehenden Kosten im<br />
Bund<strong>es</strong> finanzrahmeng<strong>es</strong>etz<br />
2014–2017 zu berücksichtigen“<br />
sind. Die Gemeinden werden die<br />
„vollen Kosten“ einfordern.<br />
Massive Kritik übte der Gemeindebund<br />
auch am Umsetzungsplan<br />
für das Zentrale Wählerregister.<br />
Ehrgeizig ist schön und gut, aber<br />
man sollte auch die Gemeinden<br />
fragen, die ja nach dem bisherigen<br />
Plan praktisch die volle Umstellungslast<br />
gerade dann zu tragen<br />
haben, wenn sie in den Vorbereitungen<br />
zur kommenden Nationalratswahl<br />
sind. Nach dem Entwurf<br />
soll ein vollkommen neu<strong>es</strong><br />
System innerhalb weniger Monate<br />
implementiert und im Probebetrieb<br />
„gefahren” werden, das für<br />
die abzuwickelnden Nationalratswahlen<br />
gar nicht genutzt werden<br />
kann. So entsteht ein Parallelbetrieb<br />
und eine unzumutbare Doppelbelastung<br />
in den Gemeinden.<br />
Nur ein anderer Zeitplan kann<br />
das verhindern. Zeitmangel ist nie<br />
ein guter Ratgeber. Die Argumente<br />
der Gemeinden sind dem G<strong>es</strong>etzgeber<br />
bekannt, hoffentlich findet<br />
das im Parlament auch Berücksichtigung.<br />
Ansonsten wird<br />
wohl die Rechnung ohne den Wirt<br />
gemacht.