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24<br />

Kommunal: Gemeindebund<br />

Konz<strong>es</strong>sionsrichtlinie: Kein Grund zur Hysterie, aber Vorsicht geboten<br />

Es gibt keinen Zwang zur<br />

Privatisierung, nur die Option<br />

Werden die Gemeinden zur Privatisierung von Wasser durch die Kommissionsvorschläge<br />

gezwungen? Bei di<strong>es</strong>er Diskussion kann ich grundsätzlich<br />

Entwarnung geben. Keine Gemeinde wird zur Privatisierung<br />

gezwungen.<br />

Walter Leiss<br />

Bei den derzeitigen Plänen der<br />

Europäischen Kommission geht<br />

<strong>es</strong> um die Vergaberichtlinien<br />

und die Vergabe von Dienstleistungskonz<strong>es</strong>sionen<br />

im Bereich<br />

der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung<br />

sowie der Postdienste.<br />

Gemeinden können das Recht, eine Dienstleistung,<br />

wie beispielsweise die Wasserversorgung, auf<br />

eigen<strong>es</strong> wirtschaftlich<strong>es</strong> Risiko zu betreiben, an<br />

einen externen Anbieter auslagern. Die Möglichkeit<br />

dazu haben Gemeinden bisher schon.<br />

Dabei ist wichtig, im Auge zu<br />

behalten, was eine Konz<strong>es</strong>sion<br />

überhaupt ist. Gemeinden können<br />

das Recht, eine Dienstleistung,<br />

wie beispielsweise die<br />

Wasserversorgung, auf eigen<strong>es</strong><br />

wirtschaftlich<strong>es</strong> Risiko zu betreiben,<br />

an einen externen Anbieter<br />

auslagern. Die Möglichkeit dazu<br />

haben Gemeinden bisher schon.<br />

Die EU-Kommission möchte di<strong>es</strong>e<br />

Vergabe nun jedoch europaweit<br />

rechtlich einheitlich regeln<br />

und Mind<strong>es</strong>tstandards für die<br />

Vergabe f<strong>es</strong>tlegen. Darin enthalten<br />

ist jedoch keine Pflicht zur<br />

Privatisierung.<br />

Die grundsätzliche Intention der<br />

Kommission war, die Rechtsprechung<br />

d<strong>es</strong> Europäischen Gerichtshofs<br />

einzuarbeiten. Der<br />

endgültige Vorschlag der Kommission<br />

ging jedoch weit über<br />

di<strong>es</strong> hinaus. Allein der Vor -<br />

schlag der Kommission zur Kon-<br />

Hofrat Dr. Walter<br />

Leiss ist General -<br />

sekretär d<strong>es</strong><br />

Österreichischen<br />

Gemeindebund<strong>es</strong><br />

z<strong>es</strong>sionsrichtlinie hat 100 Seiten.<br />

Während die Vergabericht -<br />

linie im zuständigen Ausschuss<br />

d<strong>es</strong> Europäischen Parlaments<br />

sehr rasch und ohne Komplikationen<br />

abg<strong>es</strong>egnet wurde, gab <strong>es</strong><br />

bei der Abstimmung der Konz<strong>es</strong>sionsrichtlinie<br />

im Ausschuss für<br />

Binnenmarkt und Verbraucherschutz<br />

von vielen Seiten Widerstand.<br />

Bis kurz vor der Abstimmung<br />

am 24. Jänner 2013 wurden<br />

noch zahlreiche Änderungsanträge<br />

eingebracht, die zu kleinen<br />

Verb<strong>es</strong>serungen d<strong>es</strong> Kommissionsentwurfs<br />

beitrugen.<br />

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

möchte ich die wichtigsten<br />

Eckpunkte d<strong>es</strong> derzeitigen Verhandlungsstands<br />

kurz zusammenfassen:<br />

Ab einer Auftragshöhe von acht<br />

Millionen Euro b<strong>es</strong>teht eine<br />

europaweite Ausschreibungspflicht.<br />

Di<strong>es</strong>er Betrag klingt auf<br />

den ersten Blick hoch – bei näherer<br />

Betrachtung gilt di<strong>es</strong> jedoch<br />

bereits für kleinere bis<br />

mittlere Gemeinden. Hierzu ein<br />

klein<strong>es</strong> Beispiel: Will eine Gemeinde<br />

ihre Wasserversorgung<br />

für die nächsten 20 Jahre auslagern,<br />

dann würde di<strong>es</strong> bereits<br />

Gemeinden betreffen, die jährlich<br />

einen Umsatz von 400.000<br />

Euro machen. Im Falle einer<br />

Ausschreibungspflicht kann daher<br />

auch für kleinere und mittlere<br />

Gemeinden ein nicht überschaubar<br />

hoher Verwaltungsaufwand<br />

sowie eine Unsicherheit<br />

entstehen.<br />

Gemeinden, die anderen Gemeinden<br />

Aufgaben, wie beispielsweise<br />

die Wasserver- und<br />

Abwasserentsorgung in<br />

oben genannter Auftragshöhe<br />

übertragen möchten,<br />

müssen künftig eine Konz<strong>es</strong>sion<br />

ausschreiben.<br />

Bei Wasserverbänden muss sicherg<strong>es</strong>tellt<br />

werden, dass sie<br />

mehrheitlich der öffentlichen<br />

Hand gehören. Wenn di<strong>es</strong> nicht<br />

der Fall ist, dann unterliegt die<br />

Übertragung di<strong>es</strong>er Aufgaben<br />

der Konz<strong>es</strong>sionspflicht und muss<br />

öffentlich ausg<strong>es</strong>chrieben werden.<br />

Und andere<br />

Dienstleistungen?<br />

Für soziale Dienstleistungen ist<br />

im Entwurf ein vereinfacht<strong>es</strong><br />

Verfahren vorg<strong>es</strong>ehen. Langfristig<br />

könnte <strong>es</strong> aber auch für soziale<br />

Dienstleistungen zu einer<br />

Ausschreibungspflicht kommen.<br />

Wenn eine Gemeinde Aufgaben<br />

der Wasserver- und Abwasserentsorgung<br />

an ein gemeindeeigen<strong>es</strong><br />

Unternehmen überträgt,<br />

ist di<strong>es</strong> grundsätzlich nicht konz<strong>es</strong>sionspflichtig.<br />

Es dürfen aber<br />

nicht weniger <strong>als</strong> 80 Prozent d<strong>es</strong><br />

G<strong>es</strong>amtumsatz<strong>es</strong> di<strong>es</strong><strong>es</strong> Unternehmens<br />

aus di<strong>es</strong>em G<strong>es</strong>chäftsfeld<br />

kommen.<br />

Bei gemeindeeigenen Mehrspartenstadtwerken<br />

wurde mündlich<br />

eine Ausnahme von der Regel<br />

zug<strong>es</strong>ichert: Da di<strong>es</strong>e in den<br />

meisten Fällen mehrere G<strong>es</strong>chäftsfelder<br />

haben und daher<br />

die vorgenannten 80 Prozent<br />

d<strong>es</strong> G<strong>es</strong>amtumsatz<strong>es</strong> derzeit<br />

nicht reichen würden, gilt eine<br />

Übergangszeit. Bis zum Jahr<br />

2020 müssten Mehrspartenstadtwerke,<br />

so sie der Konz<strong>es</strong>sionspflicht<br />

entgehen wollen, ihre<br />

Sparten, die mehr <strong>als</strong> 20 Prozent<br />

d<strong>es</strong> durchschnittlichen G<strong>es</strong>amtumsatz<strong>es</strong><br />

außerhalb der<br />

Dienstleistungserbringung für<br />

den Konz<strong>es</strong>sionsgeber erwirtschaftet<br />

haben, trennen.<br />

Die Parlamentarier haben bei

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