Schlüssel zur Welt
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Fachbeitrag • Wir brauchen Fantasie – nicht Fantasy<br />
Stephanie von Selchow<br />
„Wir brauchen Fantasie – nicht Fantasy“<br />
Ein Interview mit Peter Härtling<br />
Quelle: chrismon 10/2010<br />
Herr Härtling, mit "Paul, das Hauskind" veröffentlichen<br />
Sie nach zehn Jahren wieder ein zeitkritisches<br />
Kinderbuch. Was hat Sie dazu bewogen?<br />
Mein Interesse für Kinder und der Umgang mit<br />
meinen Enkeln. Und die Geschichten, die man<br />
da so hört. Von Kindern, die unter der Trennung<br />
der Eltern leiden. Von sogenannten „doppelten<br />
<strong>Schlüssel</strong>kindern“, die sich bei Bekannten abgestellt<br />
fühlen. Wie die Gesellschaft mit Kindern<br />
umgeht, weiß ich auch von meiner Frau, die<br />
als Psychologin im Jugendamt gearbeitet hat.<br />
Ich habe zwei bis drei Jahre über Paul nachgedacht.<br />
Er und seine Geschichte sind langsam in<br />
meinem Kopf gewachsen.<br />
Sie sind 77 Jahre alt. Können Sie sich in die Seelenlage<br />
eines Kindes versetzen?<br />
Ich glaube, jeder Mensch hat das Kind in sich,<br />
das er gewesen ist. Und bei mir wirkt dieses Kind<br />
immer noch stark nach. Ich hatte nicht gerade<br />
eine geschützte Kindheit. Ich habe Krieg und<br />
Fluchterlebt, meine Eltern früh verloren – das<br />
spielt bestimmt eine Rolle.<br />
Sie erzählen kompromisslos aus der Perspektive<br />
des Kindes. Die Eltern lassen Sie nicht zu Wort<br />
kommen. Warum?<br />
So kann ich zeigen, wie es auf ein Kind wirkt,<br />
wenn die Eltern nie richtig da sind. Mir geht<br />
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