Schlüssel zur Welt
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Fachbeitrag • Wir brauchen Fantasie – nicht Fantasy<br />
es um den Gefühlszustand des Kindes. Und<br />
nicht um die tausend guten Gründe, die<br />
Erwachsene für ihren Arbeitseifer bestimmt<br />
anführen könnten. Es ist mir stets wichtig,<br />
lesenden Kindern zu zeigen, wie sie mit ihren<br />
Gefühlen umgehen können. Ich schreibe keine<br />
didaktischen Bücher, sondern Vormach- oder<br />
Nachmach-Bücher. Deswegen wechsle ich die<br />
Perspektive ungern.<br />
Wer seine Gefühle aussprechen kann, ist schon<br />
weiter, betonen Sie in Ihren „Fünf Überlegungen<br />
zum Schreiben von Kinderbüchern“. Wie meinen<br />
Sie das?<br />
Es gibt Menschen, die ungern über ihre Gefühle<br />
sprechen. Sie meinen, dass sie sich dann<br />
bloßstellen. Ich glaube, Kinder müssen lernen,<br />
mit Sprache umzugehen, und zum Beispiel sagen:<br />
„Das tut mir weh.“ Diese Direktheit beim<br />
Sprechen halte ich für extrem wichtig: „Das tut<br />
mir weh!“ – nicht nur bei körperlichem Schmerz,<br />
sondern auch, wenn Erwachsene ihnen sagen:<br />
Du bist ein Idiot! Oder wenn sie sich nicht<br />
kümmern.<br />
Sie sprachen in den 80er Jahren bereits vom „verfluchten<br />
Wohlstandsegoismus“, der das Menschliche<br />
vernachlässigt. Führen Sie die Wohlstandsverwahrlosung<br />
bei Kindern heute darauf <strong>zur</strong>ück?<br />
Ja, der Egoismus hat sich durch das extrem materielle<br />
Karrieredenken sehr deutlich gesteigert.<br />
Das hat mit der Geschichte der Frauen seit dem<br />
Zweiten <strong>Welt</strong>krieg zu tun. Nach 1945 waren die<br />
Frauen unglaublich emanzipiert, dann setzte<br />
sich aber wieder der Mütterchentyp durch. Danach<br />
kam die scheinideologische Emanzipation<br />
und die Verselbstständigung der Frauen. Das<br />
begann mit einem starken Egotrip, was dazu<br />
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