Handbuch zur Gemeinwohl-Bilanz (Version 4.1)
Handbuch zur Gemeinwohl-Bilanz (Version 4.1)
Handbuch zur Gemeinwohl-Bilanz (Version 4.1)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Preisen orientierten Einkaufsverhaltens sollte bei der Beurteilung aufgrund der expliziten<br />
sozialen und ökologischen Beschaffungskriterien keine positive Bewertung nach sich ziehen<br />
können.<br />
Wesentlichkeit: Ab welcher Summe/welchem Anteil am Gesamtvolumen ist ein P/D wesentlich?<br />
(Bäckerei: Getreide oder Backöfen etc.) Wo fängt die Wesentlichkeit an?<br />
Antwort: Eine allgemeine Antwort zu dieser Frageist schwierig, die Letztverantwortung<br />
liegt bei den AuditorInnen bzw. ProzessbegleiterInnen. Vielfach existieren sehr kleine (sowohl<br />
monetär als auch physisch) Güterflüsse, die von hoher Relevanz geprägt sind (z.B.:<br />
Tantal in der Telekommunikationsindustrie; viele seltene Metalle und nicht-metallische<br />
Rohstoffe). Eine „reduktionistische Variante“ rein auf eine monetäre Größe ist folglich kritisch<br />
zu beurteilen. Die monetäre Basis ist lediglich eine Ausgangsbasis, wobei man sich<br />
an der Strukturierung in ABC-Güter orientieren könnte (bei der ABC-Analyse wird oft 80<br />
%, 15 %, 5 % oder ähnliches vorgeschlagen). Ergänzt werden sollte dies um eine Analyse<br />
potentieller Risikogüter (insbesondere beim verschwindenden Rest).<br />
Gewichtung der einzelnen Sub-Indikatoren: Unterscheidung zwischen ökologisch und<br />
sozial ist hier nicht messbar und einteilbar, da die beiden Schwerpunkte **innerhalb**<br />
eines Kriteriums liegen. Wie gehen wir mit der Gewichtung um? Kann ein Auditor die<br />
Gewichtung ändern? Nach welcher Grundlage sollte das Unternehmen die Gewichtung<br />
vornehmen?<br />
Antwort: Der/Die AuditorIn sollte sich mit dem Beschaffungsportfolio des Unternehmens<br />
auseinandersetzen und im Rahmen der vorgeschlagenen Schranken die Gewichtung<br />
nach seinem/ihrem Ermessen durchführen, orientiert daran, ob entweder soziale oder<br />
ökologische Aspekte im jeweiligen Fall von höheren Risiken gekennzeichnet sind (siehe<br />
auch weiter oben).<br />
Regionalität: Unser Unternehmen bezieht fast ausschließlich von regionalen Lieferanten<br />
und Dienstleistungsunternehmen. Es gibt kaum Risiken. Ist dieser Aspekt für unser Unternehmen<br />
relevant? (Rückmeldung von Pionierunternehmen)<br />
Antwort: Auch regional bezogene Produkte und Dienstleistungen beruhen auf Vorleistungen<br />
(z.B.: auch der regionale Tischler bezieht seine Rohstoffe von irgendwo), die potentiellen<br />
Auswirkungen liegen oftmals nur weiter hinten in der Wertschöpfungskette. Darüber<br />
hinaus gibt es auch im deutschsprachigen Raum noch viele Branchen mit prekären Arbeitsbedingungen,<br />
weshalb sich negative Auswirkungen nicht per se aufgrund der Region<br />
ausschließen lassen (z.B. Baugewerbe, Personaldienstleistungen, Handel etc.).<br />
Anlagevermögen (Anschaffungsjahr – Abschreibungen): Wie wird das Anlagevermögen<br />
bewertet? Auch hier stellen sich durchaus GWÖ-Aspekte. So führt die Nutzung von<br />
Maschinen über ihre steuerliche AFA-Dauer hinaus zu Abfallvermeidung. Auch sollten bei<br />
der Anschaffung die sozialen/ökologischen Auswirkungen entscheidungsrelevant sein.<br />
Wie werden Anschaffungen berücksichtigt: nur im Anschaffungsjahr, auf die Jahre abgeschrieben<br />
oder gar nicht? (Anfrage aus einem Peer-Group-Treffen in Stuttgart).<br />
Antwort: Anschaffungen werden selbstverständlich als Teil der „beschafften Betriebsmittel“<br />
mitberücksichtigt. Für die Fragen nach Anschaffungsjahr bzw. Abschreibungen gibt es<br />
noch keine festgeschriebene Regel. Es ist schwierig, sich für A oder B zu entscheiden.<br />
26