Handbuch zur Gemeinwohl-Bilanz (Version 4.1)
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Deshalb ist es wichtig, dass jede AkteurIn die vorgelagerten WertschöpferInnen kennt bzw.<br />
Informationen aktiv einholt, um nach ethischen Prinzipien auswählen zu können. Jede/r<br />
ist für die gesamte Supply Chain (mit)verantwortlich. Derzeit wird diese Sichtweise nur bei<br />
bestimmten kritischen Produktsparten (etwa Kaffee und Kakao) berücksichtigt. Zunehmend<br />
geraten spezifische Rohstoffe (z.B.: Coltan) und komplexere Produkte (z.B. Elektronikprodukte)<br />
ins Blickfeld wirtschaftsethischer Diskussionen. Derartige Risiken können<br />
nicht, wie der erste Blick vermuten lässt, auf Länder mit niedrigen gesetzlichen und/oder<br />
gelebten Standards reduziert werden, da sie auch oftin westlichen Ländern (z.B.: prekäre<br />
Arbeitsbedingungen im Handel, bei Reinigungsdienstleistern, im produzierenden Gewerbe,<br />
in der Baubranche etc.) aufzufinden sind. Bisher sind Maßnahmen vielfach erst durch<br />
Druck seitens unterschiedlicher Stakeholder-Gruppen (u.a. Zivilgesellschaft, KonsumentInnen,<br />
Gewerkschaften) als reaktiver Prozess eingeleitet worden bzw. bleibt ein aktiver<br />
Zugang zu ethischen Aspekten im Beschaffungswesen auf Nischenanbieter beschränkt.<br />
Neben sozialen und ökologischen Aspekten werden Beschaffungsverfahren vielfach von<br />
kompetitiven, preisgetriebenen Einkaufsprozessen begleitet. MitarbeiterInnen des Beschaffungswesens<br />
werden durch variable Entlohnungskomponenten <strong>zur</strong> Minimierung der<br />
Einkaufspreise angeregt – Rahmenbedingungen (z.B. diesbezügliche Weiterbildung) und<br />
Anreizstiftung für ein ethisches Beschaffungswesen sind derzeit nur bedingt auffindbar.<br />
Video: Story of Stuff 2 (allgemeineAwareness-Info über den Lebenszyklus von Produkten<br />
mit vielen Aspekten <strong>zur</strong> Wertschöpfungskette)<br />
F) Hilfen für die Umsetzung<br />
Für die Auseinandersetzung mit dem ethischen Beschaffungswesen braucht es zunächst<br />
eine systematische Auflistung aller bezogenen Produkte/Dienstleistungen gemäß ihrem<br />
monetären Anteil am gesamten Beschaffungsvolumen sowie ihrer Herkunft nach Region<br />
und Unternehmen. Dann werden die sozialen und ökologischen Auswirkungen evaluiert<br />
und Handlungsalternativen ermittelt. Dabei hilft eine Einstufung der Produkte/Dienstleistungen<br />
nach ihren positiven/negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen und Risiken.<br />
Nachfolgende Tabelle soll nur eine der vielen möglichen Darstellungsformen skizzieren:<br />
Darstellung der Beschaffungsausgaben (Rohstoffe, Hilfsstoffe, Miete, Strom, fossile Energieträger<br />
etc.):<br />
2 https://www.youtube.com/watch?v=UCQLgACc6fQ<br />
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