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Zeitschrift der Landesverbände Berlin und Brandenburg im DAeC

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Am südafrikanischen H<strong>im</strong>mel<br />

Ein wun<strong>der</strong>barer Tanz <strong>im</strong> N<strong>im</strong>bus 4DM<br />

Lucky Ngwenya, ein junger Helfer <strong>im</strong> Segelflugzentrum<br />

Gariep Dam, <strong>der</strong> zur Zeit<br />

in Südafrika lebt, freut sich auf einen Flug<br />

mit dem Wittstocker Segelflieger Peter<br />

Gaida <strong>und</strong> beschreibt danach seine Gefühle<br />

<strong>und</strong> Gedanken in dem folgenden<br />

Bericht.<br />

Es sind die frühen Morgenst<strong>und</strong>en des 25. Januar<br />

2008 <strong>im</strong> Segelflugzentrum „Gariep Dam“<br />

in <strong>der</strong> Republik Südafrika. Ich kann nicht damit<br />

aufhören in den H<strong>im</strong>mel zu schauen, zu beobachten,<br />

ob das Wetter sich zu meinem Vorteil<br />

entwickeln würde, denn heute ist mein großer<br />

Tag. Heute darf ich als Gast mitfliegen.<br />

Erlauben Sie mir aber vorher, mich Ihnen vorstellen<br />

zu dürfen.<br />

Lucky werde ich genannt, mein voller Name ist<br />

Lucky Ngwenya. Ich bin 25 Jahre alt, spreche<br />

englisch <strong>und</strong> natürlich meine Muttersprache,<br />

die ähnlich dem Zulu ist. Meine Kindheit <strong>und</strong><br />

Jugendzeit verbrachte ich in meiner He<strong>im</strong>at in<br />

S<strong>im</strong>babwe. Dort ging ich zur Schule <strong>und</strong> wurde<br />

als Kfz-Mechaniker ausgebildet.<br />

Vom Segelfliegen habe ich früher nichts gewusst,<br />

bis mich mein Arbeitgeber nach Gariep<br />

Dam mitnahm. Während <strong>der</strong> Zeit des Segelfluglagers<br />

wurde ich hier als Helfer eingesetzt.<br />

Aber lassen Sie mich auf den heutigen Tag zurückkommen.<br />

Am blauen Sommerh<strong>im</strong>mel bilden sich nach<br />

<strong>und</strong> nach kleine Cumuluswolken bei etwa 29°C.<br />

Mehrere Piloten erscheinen mit ihren Autos auf<br />

dem Flugplatz, um sich auf die heutigen Flüge<br />

vorzubereiten. Ich selbst habe schon meine<br />

zwei großen Wasserflaschen vorbereitet, dazu<br />

einen Pullover, mein Handy <strong>und</strong> warte geduldig<br />

auf meinen Piloten. Es ist Peter Gaida aus<br />

Deutschland, <strong>der</strong> sich in Gariep gut auskennt.<br />

Wir begrüßen uns <strong>und</strong> gehen gemeinsam zum<br />

Briefing.<br />

Nach dem Briefing wollen wir keine Zeit verschwenden,<br />

denn die Wolken entwickeln sich<br />

gut <strong>und</strong> versprechen einen langen Flugtag. Ich<br />

merke meine Ungeduld <strong>und</strong> packe all meine Sachen<br />

in die Taschen <strong>der</strong> BC. Ob ich das st<strong>und</strong>enlange<br />

Fliegen in <strong>der</strong> südafrikanischen Thermik<br />

gut aushalten werde?<br />

„BC requires backtracking on runway 33“<br />

Peter <strong>und</strong> ich ziehen den N<strong>im</strong>bus BC am Seil<br />

zum Startort <strong>der</strong> Startbahn 33, nachdem uns die<br />

Erlaubnis zum Rollen auf die Bahn vom Flugleiter<br />

erteilt wird.<br />

Unser Flug wird nicht mein erster in einem Segelflugzeug<br />

sein, aber sicherlich einer meiner<br />

längsten Flüge. Ich kenne also die Dinge, die<br />

ich bei <strong>der</strong> Flugvorbereitung zu beachten habe.<br />

Alle notwendigen Checks werden gemacht. Die<br />

Haube wird sorgfältig geschlossen, gar nicht so<br />

einfach in <strong>der</strong> südafrikanischen Hitze.<br />

Das Triebwerk des N<strong>im</strong>bus wird von Peter gestartet<br />

<strong>und</strong> nach kurzer Aufwärmungsphase <strong>und</strong><br />

einem Radiocheck wird uns die Starterlaubnis<br />

gegeben.<br />

Um 10.18 Uhr starten wir. Meine Augen sind<br />

überall <strong>und</strong> bewegen sich von Instrument zu Instrument,<br />

danach nach draußen auf die wun<strong>der</strong>bar<br />

langen Flächen, die sich schließlich nach<br />

oben wölben <strong>und</strong> den N<strong>im</strong>bus abheben lassen.<br />

Wir gewinnen in einem Aufwindgebiet schnell<br />

Höhe <strong>und</strong> Peter kann das Triebwerk nach einer<br />

kurzen Abkühlphase problemlos einfahren.<br />

Ich möchte vor Freude jubeln <strong>und</strong> singen. Jetzt<br />

beginnt ein Segelflug, den ich in meinem Leben<br />

nie vergessen werde.<br />

Gegen 11 Uhr fliegen wir wegen <strong>der</strong> noch geringen<br />

Wolkenhöhe von 1100 m AGL in <strong>der</strong> Nähe<br />

des Flugplatzes in Richtung des Flusses Oranje,<br />

<strong>der</strong> vom Königreich Lesotho kommt <strong>und</strong> bei<br />

Alexan<strong>der</strong> Bay in den Atlantischen Ozean mündet,<br />

aber beide Gebiete liegen weit entfernt von<br />

unserem gegenwärtigen Standort.<br />

Über Funk höre ich, wie sich an<strong>der</strong>e Piloten auf<br />

ihre Flüge vorbereiten <strong>und</strong> plötzlich meldet sich<br />

Klaus Engelhardt, <strong>der</strong> schon 40 km in Richtung<br />

Douglas geflogen ist <strong>und</strong> uns mitteilt, dass es<br />

sich lohnt, in diese Richtung zu fliegen, weil die<br />

Wolkenbasis dort höher sei. Peter fliegt in die<br />

angegebene Richtung <strong>und</strong> bringt bald unseren<br />

N<strong>im</strong>bus auf 1600 m AGL. Wir entfernen uns <strong>im</strong>mer<br />

weiter von Gariep, passieren Phillopolis,<br />

Petrusville <strong>und</strong> fliegen weiter in Richtung Douglas.<br />

Ich freue mich so sehr über den Flug, dass<br />

ich mein Handy hervorkrame <strong>und</strong> Pendy anrufe.<br />

Es klappt, <strong>und</strong> ich rede mit meiner Arbeitskollegin,<br />

die auch Peter kennt. Grüße werden ausgetauscht<br />

<strong>und</strong> Pendy freut sich mit mir, dass ich <strong>im</strong><br />

N<strong>im</strong>bus mitfliegen kann.<br />

Vor uns eine riesige Cumulon<strong>im</strong>bus, die noch<br />

nicht abregnet <strong>und</strong> unter <strong>der</strong> Peter an <strong>der</strong> richtigen<br />

Stelle volle Höhe holt. Danach liegt vor uns<br />

das schönste Wetter mit vereinzelten Cumuli.<br />

Wir nähern uns Douglas, aber wegen <strong>der</strong> hinter<br />

uns liegenden Gewitterneigung entschließen wir<br />

uns zum Rückflug nach Gariep. Die Cumulon<strong>im</strong>bus<br />

hat sich zu einem übergroßen Gewitter entwickelt,<br />

an dessen Rand unser N<strong>im</strong>bus <strong>im</strong> stetigen<br />

Steigen kilometerweit in Richtung He<strong>im</strong>at<br />

fliegt. Vor uns mehrere Regenwolken <strong>und</strong> Peter<br />

meint, wir müssen in den noch sonnigen Gebieten<br />

vorwärts kommen. Vor uns, bei Petrusville,<br />

entwickelt sich eine gute Cumulus.<br />

„Wenn wir dort hoch genug ankommen“, meint<br />

Peter, „dann schaffen wir es auch ohne Triebwerk<br />

nach Hause.“ Peter will dann glauben,<br />

dass mir meine Eltern den richtigen Namen gegeben<br />

haben: Lucky, denn Lucky heißt übersetzt<br />

„Glück haben“ <strong>und</strong> ich habe doch auch heute<br />

Glück, weil ich mitfliegen darf.<br />

Wir erreichen die Wolke nach einer langen Strecke<br />

durch ein blaues Loch in 450 m AGL.Peter<br />

hat wegen meines Namens wirklich Glück <strong>und</strong><br />

findet einen starken Bart, <strong>der</strong> uns auf etwa 1500<br />

m AGL bringt. Unser Cambridge zeigt schon<br />

+100 m nach Gariep an, aber wir finden noch<br />

einmal ein gutes Steiggebiet, welches uns zusätzliche<br />

Sicherheit bringt. Vor uns, 80 km entfernt,<br />

liegt Gariep.<br />

Wir fliegen in die Platzr<strong>und</strong>e, machen den Landecheck,<br />

melden „Gear out and locked“, bringen<br />

den N<strong>im</strong>bus auf ruhige Fahrt <strong>und</strong> beginnen die<br />

Landeeinteilung.<br />

Nach 7 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 11 Minutern setzt die BC<br />

auf <strong>der</strong> 33 auf, rollt aus <strong>und</strong> wird von unseren<br />

Kameraden von <strong>der</strong> Rollbahn auf den Taxiway<br />

geschoben.<br />

Ich löse die Gurte, öffne die Haube, steige aus<br />

dem Flugzeug <strong>und</strong> bin überglücklich.<br />

Der Tanz mit dem N<strong>im</strong>bus, so habe ich den Flug<br />

gefühlt, war fantastisch <strong>und</strong> wird mir <strong>im</strong>mer in<br />

sehr, sehr guter Erinnerung bleiben.<br />

Mein Dank geht an Peter <strong>und</strong> Martin, die mir<br />

dieses wun<strong>der</strong>bare Erlebnis ermöglicht haben.<br />

Lucky Ngwenya<br />

Übersetzung aus dem Englischen<br />

von Peter Gaida<br />

www.gariep-segelflug.de<br />

Der Li l i e n t h a l e r 2/2008<br />

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