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Zeitschrift der Landesverbände Berlin und Brandenburg im DAeC

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zu bewegen. N<strong>im</strong>mt ein Verein o<strong>der</strong> eine Flugschule<br />

sich jedoch dieser Themen aktiv an, so<br />

können wirklich wirksame Sicherheitsmassnahmen<br />

in die Tat umgesetzt werden. Diese<br />

bringen sowohl dem Einzelnen wie auch dem<br />

Verein einen enormen Zuwachs an Sicherheit.<br />

Hierzu gibt es beeindruckende praktische Beispiele.<br />

Inzwischen weiß man, dass Trainingsmaßnahmen<br />

auf dem Gebiet des Verhaltens von<br />

Piloten (Human Competence) uns nicht nur zur<br />

sichereren, son<strong>der</strong>n auch zu besseren Piloten<br />

machen. Siehe z.B. das Project „Group Interaction<br />

in High Risk Environments“ (GHIRE).<br />

Dies hat die Verbesserung diesbezüglich <strong>im</strong><br />

Flugs<strong>im</strong>ulator durch Performancemessungen<br />

nachgewiesen.<br />

Welches die genaue Unfallursache bei Wolfgang<br />

war, wird hoffentlich eine Untersuchung<br />

herausfinden. Den Angehörigen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

gilt mein herzliches Beileid.<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit waren auch bei vielen<br />

Unfällen von Leistungspiloten Technik, Wetter<br />

<strong>und</strong> medizinische Probleme eher nebensächlich.<br />

Dass heißt, diese Pilotengruppe trägt<br />

ein spezielles Risiko, welches sich unabhängig<br />

von Flugerfahrung <strong>und</strong> sehr gutem aktuellen<br />

Trainingsstand manifestiert. Die Wahrscheinlichkeit<br />

ist groß, dass dieses Risiko auf<br />

dem Gebiet „menschliches Verhalten“ liegt.<br />

Um hier effektiv etwas in Richtung Unfallprävention<br />

bewirken zu können, könnte man die<br />

Methoden <strong>und</strong> Techniken aus dem Gebiet „Human<br />

Competence“ speziell auf diese Pilotengruppe<br />

anpassen. Der richtige Schritt wäre für<br />

mich daher ein „systemisches Sicherheitstraining<br />

Leistungspilot“. Die Erfahrung, z.B. aus<br />

Altmeister <strong>der</strong> Segelflugtechnik<br />

verstorben<br />

Johannes Höntsch hat uns verlassen.<br />

Am 25. März 2008 schloss in Schönhagen<br />

<strong>der</strong> bei vielen ostdeutschen<br />

Segelfliegern für seinen warmherzigtrockenen<br />

Humor bekannte Techniker<br />

<strong>im</strong> 83. Lebensjahr für <strong>im</strong>mer seine Augen.<br />

Geboren wurde Hannes 1924 in Kamenz<br />

– ein waschechter Sachse also, was allerdings<br />

von seiner M<strong>und</strong>art her nie zu bemerken<br />

war. 1939 hatte Hannes seine Z<strong>im</strong>merer-Lehre<br />

beendet, worauf sich eine<br />

Ausbildung zum Flugzeughandwerker anschloss,<br />

die gleichbedeutend mit dem Einstieg<br />

in die Segelflugzeugtechnik war. Sie<br />

<strong>der</strong> Fehlerkultur in <strong>der</strong> Unfallchirurgie, legt jedoch<br />

nahe, dass es bei Spitzenleistungen einen<br />

Experten-Effekt gibt: je mehr man „Champion“ in<br />

seiner Domäne geworden ist, desto resistenter<br />

gegen Beratung - speziell in Verhaltensfragen -<br />

wird man. Um es deutlicher zu formulieren: ich<br />

bezweifle, dass sich genügend Piloten mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Flugerfahrung <strong>und</strong> Leistungsstand<br />

für ein solches Verhaltenstraining engagieren<br />

würden. Lasse mich aber gerne eines Besseren<br />

belehren (alu@fly-top.de).<br />

Um Unfällen <strong>im</strong> Luftsport allgemein vorzubeugen,<br />

können wir alle insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

dem Gebiet des „Verhalten von Piloten“ dazulernen.<br />

Aus meiner Sicht klafft hier unser<br />

größtes Loch in den Sicherheitsnetzen. Seit<br />

2008 gibt es die Möglichkeit <strong>im</strong> Verein o<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Flugschule ein entsprechendes Training<br />

(FLYTOP-Training) durchzuführen. Vereine<br />

können sich für ein solches Training unter<br />

www.FLY-TOP.de o<strong>der</strong> bei ihrem zuständigen<br />

Flugsicherheitsinspektor bewerben<br />

Alfred Ultsch<br />

Zum Weiterlesen:<br />

How Cockpit Crews Cope Successfully with<br />

High Task Demands, R. Häusler; A. Amacher;<br />

P. Schäuble, Swiss International Airlines Ltd.,<br />

Proc, 27th Conference of the European Association<br />

for Aviation Psychology p27 ff.<br />

Wenn die Lichter ausgehen in <strong>der</strong> Birne: Mental<br />

Overload von Bob Leve<br />

Menschliches Versagen, Harald Schaub<br />

Gemeinsam zu mehr Sicherheit, Mathias<br />

Schunk<br />

http:fly-top.de/zum-weiterlesen/<br />

Von <strong>der</strong> Schuldfrage zur Fehlerkultur in <strong>der</strong><br />

Medizin, U. Haller,et al,<br />

http://www.aerztezeitung.ch/pdf/2005/2005-<br />

27/2005-27-475.PDF<br />

best<strong>im</strong>mte später wesentlich seinen Lebensinhalt.<br />

Und natürlich wurde er auch Segelflieger<br />

– allerdings mit Hin<strong>der</strong>nissen, denn<br />

ges<strong>und</strong>heitlich gehandicapt, waren die Oberen<br />

nicht erbaut davon, dass Hannes auch<br />

hier vorankommen wollte. An <strong>der</strong> Technik arbeiten,<br />

dagegen hatte niemand etwas einzuwenden<br />

- aber fliegen? Dennoch brachte er<br />

es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

<strong>im</strong>merhin bis zur B – <strong>und</strong> das auf dem Schulgleiter!<br />

Sein Wirbelsäulenschaden bewahrte ihn<br />

zwar vor dem mör<strong>der</strong>ischen Soldatsein, aber<br />

<strong>der</strong> Krieg ging auch an ihm nicht spurlos vorüber.<br />

Während des berüchtigten Bombenangriffs<br />

auf Dresden 1945 wurde er auf einem<br />

Friedhof verschüttet, <strong>und</strong> es war nur glücklichen<br />

Umständen zu verdanken, dass man<br />

Hannes Höntsch flog bis 1970 regelmäßig<br />

auf Flugveranstaltungen den einzigen in <strong>der</strong><br />

DDR für den Flugzeugschlepp zugelassenen<br />

Schulgleiter SG 38.<br />

ihn überhaupt fand <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> ausgrub.<br />

Bereits 1945 gehörte Hannes zu den Initiatoren,<br />

die damals am Kamenzer Hutberg flogen.<br />

Da fragte niemand nach seinem Ausbildungsstand<br />

<strong>und</strong> er schulte sich selbst auf das<br />

Grunau Baby um.<br />

1952 wurde Hannes Werkstattleiter <strong>und</strong> Prüfer<br />

für Luftfahrtgeräte zunächst an <strong>der</strong> Segelflugschule<br />

in Großrückerswalde, später in<br />

Ballenstedt <strong>und</strong> schließlich in Schönhagen.<br />

1955 übernahm er als Leiter den Bereich Segelflugtechnik,<br />

aus dem 1970 <strong>der</strong> Bereich<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Reparatur (später ZERB) an<br />

<strong>der</strong> GST-Fliegerschule Schönhagen gebildet<br />

wurde. Das war jenes Jahr, in dem Hannes<br />

an <strong>der</strong> Pädagogischen Hochschule in Potsdam<br />

ein zweijähriges Studium zum Staatsexamen<br />

für Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie<br />

aufnahm. Seine Abschlussarbeit ist jedem älteren<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar jüngeren Segelflieger<br />

als Ausbildungsunterlage <strong>und</strong> Handbuch<br />

gut bekannt: das Technische Gr<strong>und</strong>wissen<br />

für den Segelflieger <strong>der</strong> Stufen I, II <strong>und</strong> III.<br />

1980 folgte für Hannes die Ausbildung zum<br />

Plasttechnologen <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Einstieg in<br />

die glasfaserverstärkte Kunststoffbauweise.<br />

Mit seiner Lehrberechtigung für Segelflugzeuge<br />

<strong>und</strong> Motorsegler war er auch oft an<br />

den Wochenenden bei den Segelfliegern in<br />

Schönhagen anzutreffen. Aber richtig bekannt<br />

in <strong>der</strong> ganzen Republik wurde Hannes<br />

als Leiter <strong>der</strong> Zentralen Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Reparaturbasis, kurz ZERB, einem Bereich<br />

<strong>der</strong> GST-Fliegerschule in Schönhagen. Die<br />

ZERB widmete sich mehr als 36 Jahre lang<br />

Foto: Sammlung Frank Lemke<br />

Der Li l i e n t h a l e r 2/2008<br />

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