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BRIEFE AUS PARIS (APPARAT)<br />
VIII-47<br />
Die Dame irrt sich doppelt, weil Gutzkow – natürlich – weder Monsieur<br />
Albert ist noch auf das Angebot eingehen möchte. Die ganze<br />
Stelle spielt auf Paris und den Mythos der dort herrschenden erotischen<br />
Freizügigkeit an; die bains chinois („chinesische Bäder“) waren<br />
berühmt für die dort erfolgenden Massagen.<br />
23,6-8 ins Café Foy ein, um den Charivari zu lesen [...] dame du<br />
Comptoir] Das Einkehren in ein Café, um dort eines der ausliegenden<br />
Journale zu lesen, unterstreicht erneut den Charakter der veränderten<br />
Öffentlichkeit. Der „Charivari“ ist mit 2740 Exemplaren Auflage<br />
(1846) zwar nur eines der kleineren, allerdings wegen seiner satirischen<br />
Texte bekanntesten Pariser Journale und vor allem durch die<br />
Karikaturen berühmt, die Daumier in ihm seit 1832 veröffentlichte.<br />
(Vgl. die Auflistung in Claude Bellanger u. a. [Hgg.]: Histoire générale<br />
de la presse française. Bd 2: De 1815 à 1871. Paris 1969, S. 146;<br />
→ auch Die Zeitgenossen, Erläuterung zu 11,34-12,2) Die dame du<br />
Comptoir ist die Kassiererin, häufig die Frau des Inhabers, die – traditionell<br />
erhöht am Ausgang sitzend – die Getränke abkassiert. In der<br />
Julimonarchie war es lange Zeit besonders vornehm, Schokolade zu<br />
trinken.<br />
26,19-22 Der Communismus [...] zwischen den Debats und dem National]<br />
Wie noch mehrfach an anderen Stellen der Briefe aus Paris<br />
spricht Gutzkow hier erstmals die Problematik der Arbeitslosigkeit<br />
(Tagelöhner, die auf dem Grêve-Platz stehen und noch nicht wissen,<br />
wovon sie den Tag leben sollen) und der sozialen Bedürftigkeit erheblicher<br />
Bevölkerungsschichten an. Aus diesen werden sich 1848 große<br />
Teile der Pariser Aufständischen rekrutieren. Die weit verbreitete Armut<br />
bringt gerade während der Julimonarchie eine Vielfalt an sozialreformerischen<br />
wie sozialrevolutionären Initiativen, vor allem aber<br />
auch an Sozialutopien hervor. Hintergrund dieser Bewegungen, die<br />
sich auch in einer Unmenge von Informationsblättern, Handzetteln,<br />
Broschüren sowie – zum Teil sehr stark besuchten – Veranstaltungen,<br />
Informationsabenden, Lese- und Vorlese-, aber auch politischen Gesangszirkeln<br />
manifestieren, ist vor allem ein angewachsenes politisches<br />
Selbstbewusstsein der Handwerker, der ‚ouvriers‘. Der<br />
Communismus ist eine dieser Bewegungen, in Frankreich zunächst<br />
© EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, THOMAS BREMER, HALLE 2001 (F. 1.0)