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VIII-38 BRIEFE AUS PARIS (APPARAT) 1840-43 (für die Zeit bis 1830 mit fortlaufendem Text; von 1830 bis 1841 nur Datentafeln) und 3 Bde Kupferstiche, 1845. Gilbert Ziebura: Frankreich 1789-1870. Entstehung einer bürgerlichen Gesellschaftsformation. Frankfurt, New York 1979. 6.2. Einzelstellenerläuterungen (Auswahl) 6.2.1. Erläuterungen zum Fünften Brief 3,3 es ist mein Geburtstag] Gutzkow wurde am 17. März 1811 geboren, die Ankunft in Paris erfolgt also der Textstelle zufolge an seinem 41. Geburtstag. 4,7 Conducteur] Schaffner, Platzzuweiser in den Reisekutschen. 4,16 verre d’eau sucrée] Zuckerwasser. Das ganze 19. Jahrhundert hindurch galt ein Glas Wasser mit aufgelöstem Zucker als typische Erfrischung mit zugleich beruhigender Wirkung. 5,2 zwei Mal, 1814 und 1815] Der Aufenthalt des Vaters fällt damit in die letzte Zeit der Herrschaft Napoleons bzw. seiner Rückkehr aus dem ersten Exil (die „Hundert Tage“), seiner (zweiten, diesmal endgültigen) Verbannung nach St. Helena und der Rückkehr der Bourbonen an die Macht. 1815 wird Ludwig XVIII., der Bruder von Ludwig XVI., zum König gekrönt: der Beginn der sog. „Restaurationsepoche“, die bis zur Beendigung der Bourbonenherrschaft durch die Revolution von 1830 andauert. 5,4 von Franconi, von einem Hirsch] Franconi ist der Name einer über mehrere Generationen berühmten Zirkusfamilie im Paris des 19. Jahrhunderts. In erster Generation (Antonio Franconi) bereits zur Zeit der Revolution aktiv und schon zu dieser Zeit für Pferdedressurnummern bekannt (Übernahme der Reitschule von Astley am Eingang des damaligen Faubourg du Temple 1793), ist der Name sowohl mit dem verheerenden Pariser Zirkusbrand vom März 1826 als auch mit der Wiedererrichtung des „Cirque Olympique“ sowie der Errichtung des © EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, THOMAS BREMER, HALLE 2001 (F. 1.0)
BRIEFE AUS PARIS (APPARAT) VIII-39 (im Prinzip noch heute bestehenden) „Cirque d’hiver“ (Winterzirkus) verknüpft. In den letzten Jahren Napoleons und den ersten der Restauration waren ‚die Franconis‘ vor allem für die Dressur nicht nur von Pferden, sondern auch von Hirschen und Elefanten berühmt, darunter – worauf sich die Erzählung von Gutzkows Vater vermutlich bezieht – ein weißer Hirsch namens Coco. Dieser war seinerzeit, wie auch ein Elefant namens Baba, ein weit über Paris hinaus bekannter Publikumsmagnet. 7,7-8 in den Champs élysées freuen sich die Pferde] Die Stelle verweist auf die ersten Bemühungen einer urbanistischen Umgestaltung von Paris und einer Modernisierung seiner (vor allem auch hygienisch) unbefriedigenden Infrastruktur, aber auch auf die erste, mit der Umgestaltung der Innenstadt verbundene Spekulationswelle. Nachdem das Gelände, auf dem während der Revolution die großen Aufmärsche und Versammlungen stattgefunden hatten, durch ein Gesetz vom August 1828 aus dem Eigentum der Krone in dasjenige der Stadt übergegangen war, begann diese nach langer Diskussion 1838 mit der Umgestaltung des Geländes, wobei die Stadt selbst die Verantwortung für die Anlage neuer Wege und die Errichtung einer Reihe von Brunnen übernahm, der Bau von Cafés und Pavillons sowie eines Panoramas und des ‚Winterzirkus‘ hingegen privaten Interessenten überlassen wurde. Seit dieser Zeit war es auch höchst modern, seine Wohnung in der Nähe der Champs Elysées zu haben. Der Spaziergang bzw. der Ausritt dort (vgl. auch die Schilderung nur eine Seite später, 8,23), aber auch in dem von Gutzkow erwähnten Garten des Palais royal, und das Flanieren auf den ersten Boulevards gehört seit den späten dreißiger Jahren zu den typischen, zahlreich dokumentierten Sonntagsbeschäftigungen der Pariser Bevölkerung. 9,21 find’ ich le Cid angekündigt] „Le Cid“ ist eine „tragi-comédie“ von Pierre Corneille, uraufgeführt im Dezember 1636, und eines der entscheidenden Theaterstücke der französischen Klassik. Thematisch beruht es auf spanischen Vorbildern, konzentriert aber eine eigenständige Handlung entsprechend den poetologischen Normen der französischen Klassik auf eine Handlungszeit von 24 Stunden. Auslöser des dramatischen Konfliktes ist die Ernennung eines neuen Prinzenerzie- © EDITIONSPROJEKT KARL GUTZKOW, THOMAS BREMER, HALLE 2001 (F. 1.0)
Seite 1 und 2: Briefe aus Paris (Fünfter bis Sieb
Seite 3 und 4: BRIEFE AUS PARIS (APPARAT) VIII-33
Seite 7: BRIEFE AUS PARIS (APPARAT) VIII-37

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