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Determinismus bei Nietzsche Moralische Implikationen und ...

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sches Philosophie“ verstehen möchte. Der Gr<strong>und</strong> liegt darin, daß <strong>Nietzsche</strong>s Stil die<br />

”<br />

systematische Methode unmöglich macht, der man sich in der Regel bedient, wenn<br />

man sich mit anderen Denkern beschäftigt.“ 7 . Der Stil <strong>Nietzsche</strong>s Philosophierens,<br />

dessen Denkeinheit der Aphorismus ist, kennzeichnet sich durch eine stete Durchmischung<br />

der Themen, die dadurch zueinander in immer neuen Bezug gesetzt werden,<br />

jedoch als Mikrokosmos“ auch für sich allein stehen können. 8 Es gibt also keine<br />

”<br />

” Metaphysik“ oder Ethik“, in der sich <strong>Nietzsche</strong>s Aussagen zu den jeweiligen Themen<br />

sammelten. Ein systematischer Zugang ist uns im Fall <strong>Nietzsche</strong>s verwehrt,<br />

”<br />

”<br />

<strong>und</strong> es ist nicht leicht, eine zufriedenstellende Alternative zu finden. Eine halb systematische<br />

Anthologie verstreuter Äußerungen kann uns gewiß nicht vermittlen, was ’<br />

<strong>Nietzsche</strong> meint‘– weder seine eigenen Absichten noch seine Bedeutung für uns. [. . . ]<br />

wir können <strong>Nietzsche</strong> nicht verstehen, solange wir bewußt die Entwicklung seines<br />

Denkens außer acht lassen.“ 9<br />

Einen Überblick über die Genese der Begriffe <strong>bei</strong> <strong>Nietzsche</strong> zu gewinnen, würde<br />

eine sorgfältige Lektüre sämtlicher Werke erfordern, was diese Ar<strong>bei</strong>t nicht leisten<br />

kann. Vielmehr soll von solchen Aphorismen aus Menschliches, Allzumenschliches<br />

ausgegangen werden, an denen sich der Konflikt dieser Begriffe erkennen läßt. Von<br />

dort aus versuchen wir die Widersprüche durch Hinzunahme anderer Stellen, vornehmlich<br />

aus Der Fröhlichen Wissenschaft zu klären <strong>und</strong> aufzulösen.<br />

2.2 Quellenkritik<br />

Seit der Ausgabe des Gesamtwerkes von Friedrich <strong>Nietzsche</strong> durch Giorgio Colli <strong>und</strong><br />

Mazzino Montinari erfährt die Forschung den Segen philologisch <strong>und</strong> textkitisch<br />

hochwertigen Materials sämtlicher von <strong>Nietzsche</strong> je niedergeschriebener Worte. Er<br />

wird aber zum Fluch, wenn man sich auf den schier unerschöpflichen Nachlass, der<br />

mehr als die Hälfte der ganzen Ausgabe ausmacht, genauso wie auf die noch von<br />

<strong>Nietzsche</strong> selbst zu Lebzeiten herausgegebenen Schriften stürzt. In der Kritischen<br />

Studienausgabe 10 werden all jene Niederschriften aus <strong>Nietzsche</strong>s Notizbüchern, die<br />

später als Aphorismen Eingang in <strong>Nietzsche</strong>s Werke fanden oder die zu solchen<br />

führten als Vorstufen gekennzeichnet. Unter den Aufzeichnungen finden sich aber<br />

auch eine Fülle an sogenannten Gelegenheitsnotizen, Randbemerkungen <strong>und</strong> solche<br />

Aphorismen, die später nie zur Veröffentlichung gereift sind. Wie sind nun solche<br />

zu bewerten? Michael Tanner bemerkt dazu:<br />

Schon die Liste der publizierten Werke ist beeindruckend genug. Aber<br />

”<br />

mindestens ebensoviel, wie er in Büchern geordnet darstellte, hielt er<br />

in Notizen fest, <strong>und</strong> leider wurde eine Menge dieser unveröffentlichten<br />

Notizen, der Nachlass überliefert. Dies wäre nicht so bedauerlich, gäbe<br />

es ein allgemein anerkanntes methodologisches Prinzip, daß man das,<br />

was er nicht veröffentlichte, unter allen Umständen klar vom Veröffentlichten<br />

abgrenzen muß. Diese Gr<strong>und</strong>regel wird aber von fast niemandem<br />

beachtet. Sogar jene, die vorgeben, sich daran zu halten, gleiten gewöhnlich<br />

in nicht klar gekennzeichnetes Zitieren aus dem immensen Nachlaß<br />

ab, wann immer es den Geichtspunkt bestätigt, unter dem sie <strong>Nietzsche</strong><br />

sehen. [. . . ] <strong>Nietzsche</strong> war zuweilen so sicher, eine philosophische<br />

Goldmine entdeckt zu haben, daß er eine Menge Gedanken aufs Papier<br />

warf, die er dann aber nicht ausar<strong>bei</strong>tete. Dies bietet einem Kommentator<br />

die Möglichkeit, Gedankengänge weiterzuverfolgen, die er <strong>Nietzsche</strong><br />

7 [12, S. 88]<br />

8 Vgl. [12, S. 88f.]<br />

9 [12, S. 89]<br />

10 [18]<br />

4

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