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ethnologischen Perspektive kann der Alltag in einer Schweizer Bank oder der EU-Bürokratie viel exotischer erscheinen als die Lebenswelt urbaner indischer Mittelschichten. Mit welchem Blick schaut die Ethnologie heute auf die Welt? Randeria: Nach meinem Verständnis des Faches bilden nicht kleine, so genannt traditionelle und isolierte Gesellschaften den Gegenstand der Ethnologie, sondern die Vielfalt der Modernen in der Welt. Sie ist das Ergebnis einer geteilten Geschichte. Denn die Gesellschaften, mit denen wir uns beschäftigen, waren auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden, in den letzen zwei Jahrhunderten meistens als Teile eines imperialen Systems. Das heisst: Die Ethnologie thematisiert diese asymmetrischen Beziehungen und die Relationalität des Wissens darüber. Ein solcher Verflechtungsansatz versucht nicht zuletzt, die Dichotomie zwischen traditionellen und modernen Gesellschaften zu überwinden, die für die disziplinäre Arbeitsteilung zwischen Ethnologie und Soziologie in Europa prägend war. Welche Konsequenzen hat diese Neudefinition des Gegenstands auf die ethnologische Forschung? Randeria: Die Idee des Forschungsfelds als isolierte kleine Einheit ist in den 1990er-Jahren aufgegeben worden. Man muss all jene Orte im Blick behalten, die in einer globalisierten Welt auf die lokale Arena, in der wir immer noch primär forschen, einwirken. Die Kunst einer Ethnografie besteht heute darin, die komplexen Verbindungen der unterschiedlichen Orte zu untersuchen. Diese Verteilung der Aufmerksamkeit im Raum macht eine Erweiterung des methodischen Instrumentariums erforderlich. Neben der traditionellen ethnografischen Methode, der teilnehmenden Beobachtung, kommen Internetrecherchen, Experteninterviews, Diskursanalyse von Dokumenten oder Einbeziehung historischer Quellen hinzu. Anders kann man Themen wie beispielsweise die Patentierung von Medikamenten im Rahmen neoliberaler Politik, die Korruption in staatlichen Bürokratien oder den Wandel von Geschlechterbeziehungen infolge internationaler Programme der Bevölkerungskontrolle nicht bearbeiten. Was ist der Wert des Wissens über Andere, wie es die Ethnologie produziert? Welches Produkt hat sie auf dem Markt der Ideen und Problemlösungen anzubieten? Randeria: Die Ethnologie ermöglicht eine Relativierung des eigenen Standpunkts, eine Infragestellung des Selbstverständlichen. Sie «Ich betrachte den Boom von Privatschulen und die Etablierung einer Zwei-Klassen-Medizin in Europa mit einem Déja-vu-Gefühl.» führt zudem vor Augen: Es geht auch anders. Diese Verfremdung der westlichen Kultur war immer ein zentrales Anliegen der Ethno logie. Im Zuge der Globalisierung gleichen sich die Kulturen immer mehr an. Als Ethnologin müssten Sie das bedauern? Randeria: Zweifelsohne gibt es Bereiche, in denen eine Homogenisierung stattfindet. Aber wenn Hollywood überall Einzug hält, erfreut sich auf einmal auch Bollywood grosser Beliebtheit. Es gibt Kulturströme von allen und in alle Richtungen. Ferner gehen Prozesse globaler Zirkulation mit Prozessen lokaler Aneignung einher. Die These des Kulturimperialismus übersieht, dass Menschen keine passiven Konsumenten, sondern aktive Rezipienten sind. Lokale Aneignungsformen in ihrer Spezifität zu untersuchen und dennoch die Makroprozesse im Blick zu behalten, das ist die neue ethnologische Herausforderung. Zudem müssen globale Zirkulationsprozesse und Grenzverschiebungen in einer historischen Perspektive untersucht werden, denn sie sind nicht gerade neu. Die weltweite Diffusion von Objekten und Ideen hat eine lange Vergangenheit, und spätestens seit der kolonialen Begegnung ist ihre Berücksichtigung für das Verständnis von Gesellschaften in Europa wie auch in der übrigen Welt unverzichtbar. Kann die Ethnologie die Rolle einer interkulturellen Vermittlerin übernehmen? Randeria: Sie kann jedenfalls für Differenzen und Ausgrenzungsprozesse sensibilisieren. Sie kann beispielsweise nach dem 11. September vor einem neuen Orientalismus warnen. Oder auf die Pluralität von Säkularismusverständnissen aufmerksam machen. In Indien bedeutet Säkularismus nicht die Neutralität des Staates und die Verbannung von Religion in den privaten Raum, sondern die Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften und die Toleranz für unterschiedliche normative Ordnungen durch Staat und Gesellschaft. Ein Staat, der Kirchensteuer erhebt oder Religionsunterricht in Schulen vorschreibt, ist schwer mit einem indischen Verständnis von Säkularismus zu vereinbaren. Eine solche Relativierung unserer Perspektive ermöglicht die Ethnologie. Was erachten Sie als die grössten Probleme unserer Zeit? Randeria: Nicht religiöse Differenzen, nicht kulturelle Unterschiede, sondern Armut und wachsende Ungleichheit innerhalb und zwischen Gesellschaften. Ich betrachte den Boom von Privatschulen und die Etablierung einer Zwei-Klassen-Medizin in Europa mit einem Déja-vu-Gefühl. Die postkoloniale Welt scheint die Zukunft Europas zu widerspiegeln. Zur Person Shalini Randeria ist Ordentliche Professorin für Ethno logie. Sie hat die lokalen Auswirkungen von Globalisierungsprozessen im Hinblick auf Demokratie, Recht und Zivilgesellschaft in Indien untersucht. Weitere Forschungs schwerpunkte bilden zudem postkolo niale Theorie und Multiple Mo dernen sowie Bevölkerungspolitik, Gender und Ent wicklung. Kontakt randeria@access.uzh.ch UNIMAGAZIN 1/<strong>08</strong> 29
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