unimagazin 1/08 - Unitectra
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«Die Universität Zürich<br />
gehört zu den<br />
besten Adressen Europas.»<br />
Hans Weder, Rektor<br />
serung der Betreuungsverhältnisse. In diesem<br />
Zusammenhang wurden seit 2000 über hundert<br />
neue Professuren geschaffen. Trotzdem<br />
haben wir auch heute das angestrebte Verhältnis<br />
von mindestens einem Professor, einer<br />
Professorin auf sechzig Studierende noch nicht<br />
überall erreicht – auch wenn der gesamtuniversitäre<br />
Durchschnitt schon bei 1 zu 53 liegt.<br />
Ein dritter Meilenstein war der Aufbau eines<br />
Evaluationssystems mit wissenschaftlichem<br />
Niveau. Ich könnte weitere Dinge nennen,<br />
etwa die Entwicklung einer universitären Führungsphilosophie.<br />
Wichtig ist auch die zunehmende<br />
Internationalisierung, namentlich der<br />
Beitritt der Universität Zürich zur League of<br />
European Research Universities. Diese Mitgliedschaft<br />
bietet meinem Nachfolger eine<br />
gute Plattform, um international tätig zu sein.<br />
Die Förderung und Intensivierung der Kooperation<br />
mit der ETH war für mich ein weiterer<br />
Schwerpunkt; 2001 haben die beiden Universitäten<br />
eine Zusammenarbeitsvereinbarung<br />
unterzeichnet. Als letzten Meilenstein möchte<br />
ich die Einrichtung mehrerer interdisziplinärer<br />
Forschungsschwerpunkte in den letzten<br />
Jahren erwähnen. Eine grosse Universität<br />
wie die Universität Zürich kann aus der Ko <br />
operation über die Fachgrenzen hinweg einen<br />
erheblichen Mehrwert schaffen. Partner solcher<br />
Kooperationen können durchaus auch<br />
Unternehmen aus der Privatwirtschaft sein.<br />
Hier haben wir neue Formen der Zusammenarbeit<br />
entwickelt.<br />
Fischer: Erwähnen könnte man auch die<br />
räumliche Entwicklung der Universität. Das<br />
Kollegiengebäude wurde sanft renoviert.<br />
Unter seiner historischen Hülle steckt heute<br />
modernste Technologie. Dann kommt der neue<br />
Standort Zürich Nord hinzu, den die Universitätsleitung<br />
– mehr der Not als dem eigenen<br />
Trieb gehorchend – eingerichtet hat.<br />
Herr Fischer, Sie werden im August<br />
20<strong>08</strong> Rektor. Welche Ziele setzen<br />
Sie sich und der Universität?<br />
Fischer: Ich trete sicher nicht mit dem<br />
Anspruch an, die Universität von Grund auf<br />
umzukrempeln. Die Universität Zürich ist gut<br />
in Fahrt und wird vielleicht mit etwas erhöhter<br />
Geschwindigkeit in einigen Bereichen weitersegeln.<br />
Neben den bereits genannten vier<br />
Entwicklungsschwerpunkten ist mir die Kommunikation<br />
sehr wichtig. Nicht zuletzt, weil<br />
die Führung etwas hierarchischer geworden<br />
ist, ist es wichtig, dass alle Universitätsangehörigen<br />
in die Entscheidungsprozesse eingebunden<br />
sind. Das heisst natürlich nicht, dass<br />
sie bei allen Entscheiden mitreden können.<br />
Es bedeutet aber, dass sie angehört werden<br />
und dann auch wissen sollen, wie und warum<br />
etwas entschieden wurde. Wenn es mir in<br />
den nächsten vier Jahren gelingt, das Wir-<br />
Gefühl der Universitätsangehörigen zu steigern,<br />
werde ich 2012 mit einigem Stolz auf<br />
meine Amtszeit zurückblicken.<br />
Herr Weder, Herr Fischer, wohin<br />
soll die Reise der Universität Zürich<br />
in den nächsten Jahren gehen?<br />
Weder: Die Zukunft vorauszusehen ist<br />
schwierig. Wenn ich einen Wunsch offen hätte,<br />
wäre es dieser: dass die Universität Zürich<br />
weiterhin in der Lage ist, relevante Probleme<br />
zu erkennen, und dass sie die Gelegenheiten<br />
nutzt, darauf zu reagieren. Dass sie nicht festgelegt<br />
ist auf bestimmte Forschungsinhalte,<br />
sondern in der Lage ist, neue Dinge zu entwickeln.<br />
Dazu muss man Sorge tragen. Deshalb<br />
käme es mir bei den strategischen Zielen auf<br />
die Aufmerksamkeit für das Bedeutungsvolle<br />
an. Für mich muss eine Universität aufmerksam<br />
sein für die Entwicklungen und Chancen,<br />
die sich ihr eröffnen.<br />
Fischer: Der Wettbewerb hat zugenommen.<br />
Auf der Tertiärstufe haben die Universitäten<br />
Konkurrenz von den Fachhochschulen erhalten.<br />
In der Forschung ist die Privatwirtschaft<br />
in bestimmten Gebieten dominant geworden.<br />
Die Universität sollte anstreben, nicht alles zu<br />
beherrschen, aber im Kreis all dieser Institutionen<br />
ernst genommen zu werden. Sie sollte<br />
als Institution anerkannt sein, in der Forschung<br />
und Lehre auf höchstem Niveau betrieben werden.<br />
Das Streben nach Exzellenz sollte sich<br />
dabei mit der Verantwortung für die Gesellschaft<br />
verbinden.<br />
Zu den Personen<br />
Hans Weder wurde 1980 zum Ordinarius<br />
für Neutestamentliche Wissenschaft an<br />
der Theologischen Fakultät der Universität<br />
Zürich ernannt und ist seit 2000 Rektor<br />
der Universität Zürich. Schwerpunkt seiner<br />
wissenschaftlichen Arbeit ist die Hermeneutik,<br />
insbesondere die Frage nach dem<br />
Verstehen des Neuen Testaments unter den<br />
Bedingungen der Neuzeit.<br />
Andreas Fischer wurde 1985 zum Ordinarius<br />
für Englische Philologie ernannt, war Dekan<br />
der Philosophischen Fakultät und ist seit<br />
2006 Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
(vormals Lehre). Im August 20<strong>08</strong><br />
wird er Hans Weder als Rektor ablösen. In<br />
Forschung und Lehre befasst er sich mit der –<br />
vor allem historischen – Sprachwissen schaft<br />
und mit der Literatur des Mittel alters.<br />
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UNIMAGAZIN 1/<strong>08</strong>