Was, wenn die Universität Zürich zum Jubiläum eine Torte bekommt? Gelingt es Rektor Hans Weder, alle 175 Kerzen auf einmal auszupusten? Pfizer_Imagesinserat_def_071002 9.10.2007 8:55 Uhr Seite 1 «Engagement und Verantwortung» Wir gratulieren der Universität Zürich zum 175. Geburtstag. Dranbleiben. Mit dem Gold-Partner des UZH-Jubiläums. TA_Uni175Jahre_104x139.indd 1 17.1.20<strong>08</strong> 10:59:16 Uhr
Führt der kritische Blick der Rechtswissenschaft dazu, dass die Rechtsprechung gerechter wird? Jositsch: Ja, in gewisser Weise sicher. Es lässt sich keine Maschine bauen, die jeweils die richtige Lösung ausspuckt, sondern es braucht Richter. Und diese bewegen sich innerhalb eines Ermessensspielraums. Sie können sich aber durchaus auch irren. Deshalb braucht es Korrekturmechanismen, nämlich den Instanzenzug oder die Medien mit ihrer Politik und Recht sind eng miteinander verknüpft. Aufgabe der Rechtswissenschaft und somit auch von Ihnen als Straf - rechtsprofessor ist es mitunter, den Staat zu kritisieren, wenn etwas schief läuft. Kommen Sie da nicht in einen Konflikt mit Ihrem Amt als Nationalrat? Jositsch: Stimmt, als Rechtsprofessor ist es meine Aufgabe, mich kritisch mit dem Gesetz auseinanderzusetzen. Wertungsfrei ist das Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Entwicklung und einer intakten Umwelt. Was kann die Rechtswissenschaft zur Lösung aktueller Probleme beitragen? Wo liegen ihre Grenzen? Jositsch: Wenn sich ein politisches Problem stellt, muss eine praktikable Lösung gefunden werden. Aufgabe der Jurisprudenz ist es dann, diese in einem Gesetz festzuhalten, damit gehandelt werden kann. «Gerechtigkeit hat mich immer interessiert – der Kampf darum, dass auch die Schwachen zu ihrem Recht kommen.» Wächterfunktion. Zudem werden Richter vom Volk gewählt. Natürlich spielt auch die Rechtswissenschaft eine Rolle, indem sie Juristinnen und Juristen ausbildet und Urteile analysiert und kommentiert. Die Rechtswissenschaft ist also eines von mehreren Korrektiven der Rechtsprechung. Wie gross ist der Spielraum, den das Gesetz Richterinnen und Richtern bei der Rechtsfindung gibt? Biegen sie den Gesetzesbuchstaben zum Teil zu stark, nur um zum gewünschten Ergebnis zu kommen? Jositsch: Der Richter muss sich bei der Auslegung fragen, was die ratio legis ist, der Gedanke, der hinter der Regel steckt. Hier fliesst mit ein, was er als richtig oder falsch erachtet. Natürlich muss er sich dabei zwingend innerhalb des Gesetzesrahmens bewegen. Ist die Jurisprudenz überhaupt eine Wissenschaft? Rudolf von Jhering stellte in seiner Antrittsvorlesung an der Wiener Fakultät 1868 diese Frage. Juristen forschen ja nicht im eigentlichen Sinne. Jositsch: Doch, das tun sie. Es ist halt die Frage, wie man Wissenschaft definiert. Klar forschen wir anders als Naturwissenschaftler. Bei uns steht das Forschen nach gerechten Lösungen im Zentrum. aber nicht möglich – auch für Nicht-Parlamentarier nicht. Denn einen absoluten Massstab gibt es nicht. Wenn ich aber Kritik übe, bemühe ich mich, dabei transparent darzulegen, auf welcher Grundhaltung mein Urteil basiert. Können Sie als Professor für Strafund Strafprozessrecht und Parlamentarier überhaupt noch unabhängig dozieren? Inwiefern sind Sie als Dozierender Politiker? Jositsch: In Vorlesungen mache ich keine politischen Äusserungen. Aber klar: Wenn ich über Gesetze spreche, kommt auch die eigene Geisteshaltung zum Ausdruck. Das ist aber bei jedem Dozierenden so. Wichtig scheint mir, dass man transparent bleibt und sagt, wann man über Fakten redet und wann es sich um Wertungen handelt. Sie lehren nicht mehr nur Gesetze, sondern machen sie auch. Wo sehen Sie zurzeit die grössten juristischen Baustellen? Jositsch: Die Bereiche, die mich speziell interessieren, sind: Jugendgewalt, öffentliche Sicherheit und internationale Öffnung. Die Zusammenarbeit mit der EU muss vertieft werden respektive ganz allgemein die internationale Zusammenarbeit. Hinzu kommt der Umweltbereich mit der Nachhaltigkeit im Zentrum – Nachhaltigkeit basierend auf sozialer Was gibt es heute für Gründe, Jura zu studieren? Jositsch: Recht ist ein faszinierendes Gebiet, wenn man sich für Menschen und politische Fragen interessiert. Es ist der Versuch, Spielregeln aufzustellen, die für möglichst viele Menschen funktionieren. Dazu muss man die Menschen mögen und sich für sie interessieren. Und man muss sich fragen, wie man die Gesellschaft weiterbringen kann. Recht ist auch faszinierend, weil es zulässt, Konflikte auf einer sehr hohen kulturellen Stufe auszutragen. Und schliesslich ermöglicht es Einblicke in sehr viele Gebiete des Lebens: von der Kriminalität über das Erben bis hin zur Funktionsweise einer Verwaltung. Weshalb haben Sie persönlich diesen Weg eingeschlagen? Jositsch: Weil mich Gerechtigkeit immer interessierte – der Kampf darum, dass alle Mitglieder der Gesellschaft zu ihrem Recht kommen, auch die Schwachen. Zur Person Daniel Jositsch ist Ausserordentlicher Professor für Straf recht und Strafprozessrecht und Na tio nalrat. Er befasst sich unter anderem mit dem Wirtschafts strafrecht und hat einen eingehenden Kommentar z u m K o rr u pt i o n ss t r a f r e c h t v e r f a s s t . Kontakt lst.jositsch@rwi.uzh.ch UNIMAGAZIN 1/<strong>08</strong> 43
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