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unimagazin 1/08 - Unitectra

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Glaubwürdigkeit, wenn sie sich von<br />

der Wirtschaft finanzieren lässt?<br />

Murer: Nein, wenn wir sorgfältig damit<br />

umgehen und die Zusammenarbeit klar geregelt<br />

ist, ist das kein Problem. Zum Problem<br />

wird es, wenn auf eigene Faust Verträge abgeschlossen<br />

werden. In Amerika ist oft jeder<br />

direkte Kontakt zwischen Forschenden und<br />

Firmen verboten. Bei uns laufen solche Vertragsabschlüsse<br />

über die Technologietransferstelle<br />

<strong>Unitectra</strong>, die genau darauf achtet, dass<br />

die wissenschaftliche Unabhängigkeit gewährleistet<br />

ist. Als Prorektor habe ich jeden Tag<br />

einen Stapel solcher Verträge auf dem Pult, die<br />

<strong>Unitectra</strong> vorbereitet hat. Da kontrol liere ich<br />

zuerst, ob die wissenschaftliche Freiheit und<br />

die Publikationsfreiheit gewährleistet sind.<br />

Heisst es nicht treffend: Wer zahlt, befiehlt?<br />

Murer: Nein, solche Verträge schliessen<br />

wir nicht ab. Anders ist es bei klinischen Studien,<br />

die an verschiedenen Zentren durchgeführt<br />

werden. Da muss man sich an Protokolle<br />

halten, sonst sind solche Studien mit grossen<br />

Patientenzahlen wertlos. Die Publikationen<br />

müssen dann ebenfalls koordiniert und abgesprochen<br />

werden.<br />

«Forschende sollten sich dem Wettbewerb um die kompetitiven Gelder<br />

stellen. Das ist ein guter Leistungsausweis.» Heini Murer<br />

Welches ist der wissenschaftliche Nutzen<br />

einer Teilnahme an solchen Studien?<br />

Murer: Man kommt so sehr früh an Me dikamente<br />

und Behandlungsprotokolle heran, zu<br />

denen man sonst keinen Zugang hätte. Zudem<br />

sollte es möglich sein, Grundlagenforschung<br />

zu betreiben, die an das Gebiet angrenzt, mit<br />

dem sich die klinische Studie beschäftigt.<br />

Heute stammt etwa ein Fünftel des Budgets<br />

der Universität Zürich, das sind 180 bis<br />

190 Millionen Franken pro Jahr, aus<br />

Drittmitteln. Begibt sich die Universität<br />

damit nicht in Abhängigkeiten, die nur<br />

sehr schwer einschätzbar und kon trollierbar<br />

sind?<br />

Murer: Nein. Das Ziel ist, möglichst viele<br />

kompetitive Drittmittel einzuwerben. Um diese<br />

muss man sich bewerben. Das heisst, man<br />

muss zeigen, was man kann. Wenn jemand auf<br />

diesem Weg Erfolg hat, sollte die Universität<br />

mitziehen und zusätzlich Geld zur Verfügung<br />

stellen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang<br />

von «matching funds» – Forschende müssen<br />

zeigen, dass sie von aussen Geld einwerben<br />

können. Die Heiminstitution ist dann gefordert,<br />

ebenfalls Mittel einzusetzen. Deshalb<br />

muss die Universität sukzessive einen Teil<br />

ihrer Ressourcen in einen Pool verschieben,<br />

aus dem die Mittel aufgrund von Leistungskriterien<br />

zugeteilt werden können. Es ist gut,<br />

wenn es Institutionen wie etwa den Nationalfonds<br />

gibt, die die Einschätzung von Forschungsprojekten<br />

unterstützen. Das Paradebeispiel<br />

sind die Nationalen Forschungsschwerpunkte<br />

(NFS). Um einen solchen<br />

Schwerpunkt zu erhalten, muss zuerst eine<br />

enorme Selektion durchlaufen werden.<br />

Woher holt die Universität diese Mittel?<br />

Murer: Wie gesagt, wir brauchen eine flexible<br />

Ressourcenbewirtschaftung. Eines unserer<br />

Probleme ist, dass ein sehr grosser Teil<br />

unserer finanziellen Mittel, unsere Räume<br />

und unsere übrige Infrastruktur langfristig<br />

gebunden sind. Ideal wäre, wenn ein Teil der<br />

institutionellen Ressourcen flexibel und nach<br />

Leistungskriterien zugeteilt würde. Am Physiologischen<br />

Institut haben wir das geschafft:<br />

50 Prozent der Ressourcen wurden in einen<br />

«flexiblen» Topf verschoben und werden nach<br />

Leistungskriterien verteilt. Heute sind alle<br />

glücklich damit. Wir haben die Kultur im<br />

Haus geändert: Alle wissen genau, was sie<br />

zugute haben. Die Kriterien sind klar und<br />

transparent – primär sind es die Publikationen<br />

und die externen, kompetitiven Drittmittel.<br />

Man beobachtet die Entwicklung<br />

eines Wissen schaftlers in überlappenden<br />

Zweijahres- Perioden. Daraus resultiert eine<br />

Kurve, die über die Entwicklung und die Qualität<br />

eines Forschers Auskunft gibt.<br />

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