DOSSIER – GEIST & GELD Menschen sind keine Radios Die Psychologin Maja Storch hat den ersten geisteswissenschaftlichen Spinoff der Universität Zürich gegründet. Warum, fragte sie sich, soll psychologisches Fachwissen in Journals vergraben bleiben? Von Paula Lanfranconi Es war vor etwa acht Jahren. Maja Storch hatte gerade mit ihrer Lehrtätigkeit an der Hochschule St. Gallen begonnen und war zum ersten Mal in engere Tuchfühlung mit dem ökonomischen Vokabular gekommen. «Und da gab es», erzählt die Psychologin in ihrem gemütlichen badischen Dialekt, «eine ganze Menge Spinoffs.» Was Spinoffs sind, wusste sie damals nicht so genau. Aber dann erzählte sie einem Kursteilnehmer, er war Manager, von ihrem Zürcher Ressourcen-Modell ZRM. Sie hatte dieses Selbstmanagementtraining zusammen mit ihrem Arbeitspartner Frank Krause für die Universität Zürich entwickelt. Seit 1991 absolvierten zahlreiche Studierende und Tausende von Leuten aus der Wirtschaft und dem Sozialbereich dieses Training. Das ZRM basiert auf neusten neurowissenschaftlichen und motivationspsychologischen Erkenntnissen. Es ist speziell geeignet für Leute, die lernen wollen, in Drucksituationen ihre unkontrollierten Handlungsmuster abzulegen und das zu tun, was sie wirklich wollen. Die pekuniären Niederungen «Das ist ein super Produkt, Sie müssen es unbedingt vermarkten!», sagte der Manager. Damals geriet er bei Maja Storch an die Falsche. Igitt, dachte sie, als Geistes- und Sozialwissenschaftlerin würde sie sich nie in solche pekuniäre Niederungen begeben. Doch langsam begann sie ihre Einstellung zu ändern. Jedenfalls sagte sie nicht mehr kategorisch nein, als ihr zwei Banker an einem ZRM-Seminar empfahlen, eine Firma zu gründen. Einen Spinoff im geisteswissenschaftlichen Bereich hatte es an der Universität Zürich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben. «Ich wurde», erzählt Storch, «vom Rechtsdienst wohlwollend beäugt und beraten, über Lizenzen zum Beispiel.» Inzwischen hatte sie die beiden Banker als Partner gewonnen. Gemeinsam gründeten sie vor zwei Jahren eine GmbH: Das Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich ISMZ. Mit insgesamt 20000 Franken war das finanzielle Risiko gering. Seit kurzem ist Maja Storch nun alleinige Inhaberin des ISMZ. Tiefenwirksames Training Geeignetes Personal zu finden, sei kein Problem gewesen, sagt Storch. Sie habe in zwanzig Jahren Lehrtätigkeit am Pädagogischen «Ich wurde vom Rechtsdienst wohlwollend beäugt und beraten, über Lizenzen zum Beispiel.» Maja Storch, Psychologin Institut viele Studierende ausgebildet, die in die Erwachsenenbildung gingen. Inzwischen arbeiten 15 von ihnen als Trainerinnen und Trainer auf Freelance-Basis für das ISMZ. Allerdings gibt es im Raum Zürich bereits Trainingsanbieter wie Sand am Meer. Angst vor der Konkurrenz? Maja Storch lacht: «Von meinem Naturell her macht mir kaum je etwas Angst.» Was aber hat das ISMZ, was andere nicht haben? Das Besondere des ISMZ, antwortet die 50-jährige Psychologin, sei, dass es tiefenwirksame Trainingsmethoden mit den neuesten Erkenntnissen der Motivationspsychologie und der Hirnforschung verbinde. Im Moment sei es gar das einzige Trainingssystem, das auf der Basis wissenschaftlich abgesicherter Theoriebildung und systematisch mit unbewussten Inhalten arbeite. «Das gibt uns einen uneinholbaren Vorsprung», sagt Storch selbstbewusst. Als Jungsche Psychoanalytikerin kennt sich Storch aus mit dem Unbewussten – jenem Unbewussten, das lange verpönt war an den Hochschulen und jetzt durch die moderne Hirnforschung immer salonfähiger wird. Ruhiger arbeiten, besser priorisieren Das Geschäft laufe gut. Kernkompetenz des ISMZ sind sogenannte In-House-Trainings: Unternehmen, deren Belegschaften zum Beispiel durch Umstrukturierungen zusätzlich belastet sind, buchen das Institut für mehrtägige Selbstmotivationstrainings, damit die Leute lernen, ruhiger zu arbeiten und besser zu priorisieren. Zusätzlich bietet das ISMZ auch offene Einzelseminare an, aber eher aus marketingtechnischen Gründen, Geld verdienen könne man damit nicht. Heute zieren bereits so illustre Namen wie UBS oder SWX die Kundenliste. Gewinn macht das ISMZ aber noch nicht, und es zahlt auch noch keine Lizenzgebühren an die Universität. Maja Storch gibt ihrem «Kind» fünf Jahre, um in die Gewinnzone zu kommen. Noch immer ist sie überrascht, wie einfach es sei, eine Firma zu gründen: Von der Universität erhalte man insgesamt gute Unterstützung. Die Psychologin ermutigt ihre geisteswissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen, ebenfalls Spinoffs zu gründen, selbst wenn das Verkaufen von Wissen dort noch «ein Gschmäckle hat», wie sie sagt. Doch gerade heute, wo Stresserkrankungen immer mehr zunähmen, viele Ehen geschieden würden und zahlreiche Eltern mit ADHS-Kindern nicht weiter wüssten, kann Storch nicht verstehen, weshalb psychologisch-pädagogisches Know-how in wissenschaftlichen Journals vergraben bleiben soll. Auch in firmeninternen Kommunikationskursen werde zum Beispiel immer noch mit dem uralten Sender-Empfänger-Modell gearbeitet, «als seien Menschen so was wie Radios», amüsiert sich Storch. In der Wissenschaft hingegen modelliere man Kommunikation als selbstorganisierenden Prozess. «Eigentlich», schmunzelt sie, «eine prima Idee für ein neues Seminarangebot!» 66 UNIMAGAZIN 1/<strong>08</strong>
Spinoff 3 – ISMZ Gründer: Maja Storch (im Bild), Heinz Odermatt, Peter Fleischmann – Das Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ) ist ein Spinoff der Universität Zürich. | Produkt: Das ISMZ bietet Trainings, Vorträge und Weiterbildungen im Bereich Selbstmanagement und Motivation an. | Gründungsjahr: 2005 | Mitarbeitende: 2 Festangestellte, 15 freischaffende Trainerinnen und Trainer | Website: www.ismz.ch
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