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keinen Aspekt <strong>de</strong>s politischen, kulturellen und sonstigen<br />

öffentlichen Lebens aus, um seine Sottisen zu versprühen:<br />

einen selten dummen Bürgermeister; ein Schulwesen, das<br />

nur <strong>de</strong>m Namen nach existiert; das Provinz-Schmierentheater;<br />

das Ausflugslokal, <strong>de</strong>m er eine wechseln<strong>de</strong> Belegschaft<br />

junger Damen empfiehlt, weil die Wirtstochter von<br />

<strong>de</strong>r Syphilis entstellt ist; die Ehefrau eines Ratsherrn, <strong>de</strong>ren<br />

Geilheit sie zur öffentlichen Person macht etc.<br />

Der Verfasser nennt sich zwar „Rebmann <strong>de</strong>r Jüngere“,<br />

relativiert aber sogleich: Sollte „mein Nahmen Ihm etwa<br />

nicht geschwind beyfallen, so strenge Er… Seinen Verstan<strong>de</strong>sbehälter<br />

nicht weiter an…“. (Dedikation). Im 1. Kapitel<br />

(„Der Autor giebt sich zu erkennen“) spielt er auf <strong>de</strong>n<br />

„Erasmus Schleicher“ (1789) und <strong>de</strong>n „Paul Ysop“ (1792)<br />

<strong>de</strong>s Karl Gottlob Cramer (bei bei<strong>de</strong>n Titeln anonym) an,<br />

wobei aber unklar bleibt, ob hinter <strong>de</strong>ren Ironisierung nicht<br />

doch mehr als ein Kompliment und eine Anregung stecken.<br />

Gleiches gilt für die Anspielung auf Rebmanns „Empfindsame<br />

Reise nach Schilda“ (1793) und „Hans Kiekindiwelts<br />

Reisen“ (1795, anonym). In <strong>de</strong>r Dedikation nennt <strong>de</strong>r Verfasser<br />

sich explizit einen „Schildbürger“, was ein Hinweis<br />

auf Johann Gottlob Schulz (Die neuen Schildbürger. 1791)<br />

sein könnte, <strong>de</strong>n Rebmann zum Anlaß seiner „Empfindsamen<br />

Reise nach Schilda“ nahm (vgl. Kawa, S. 627).<br />

Wenn <strong>de</strong>r Verfasser die Stadt Chemnitz betreten will, wird<br />

er von einem „Thorschließer“ um Geld gefragt: „wie <strong>de</strong>r<br />

leibhaftige Knochenmann, mit schlottern<strong>de</strong>n Knien und<br />

zittern<strong>de</strong>n Bewegungen stand er vor uns, und ich wür<strong>de</strong><br />

ihn, wenn er auf allen Vieren gekrochen wäre, wozu er<br />

auch schon viel Neigung zu haben schien, eher für einen<br />

angezogenen Windhund als für einen Soldaten gehalten<br />

haben“ (S. 14). Des Verfassers Parteinahme für die Armen<br />

und Ge<strong>de</strong>mütigten, hier wie im ganzen Büchlein präsent,<br />

scheint auf Rebmann hinzuweisen, ebenso ist <strong>de</strong>r Vergleich<br />

<strong>de</strong>r Schildwache mit einem Hund vielleicht ein Seitenhieb<br />

auf Friedrich Wilhelm Schütz, mit <strong>de</strong>m er sich als<br />

Herausgeber nach Erscheinen <strong>de</strong>s 1. Heftes <strong>de</strong>r „Schildwache“<br />

(1796) entzweite. An<strong>de</strong>rerseits läßt das Büchlein<br />

eine <strong>de</strong>zidierte politische Perspektive vermissen, es ist eine<br />

Satire ohne einen politischen Fokus, was gegen Rebmann<br />

als Verfasser spricht; dies wie<strong>de</strong>rum mag resultieren aus<br />

Rebmanns Resignation über die Entwicklungen <strong>de</strong>r französischen<br />

Revolution wie die <strong>de</strong>utschen Verhältnisse, zu<strong>de</strong>m<br />

begann Rebmann zu dieser Zeit mit <strong>de</strong>m Aufbau einer<br />

bürgerlichen Karriere als Richter, wozu eine Jakobiner-<br />

Schrift schwerlich gepasst hätte.<br />

Rebmann hatte schon 1792 satirisch über eine Stadt geschrieben:<br />

„Briefe über Erlangen“ (Kawa 4.1 und 4.2),<br />

ausgelöst durch seine Relegation von <strong>de</strong>r dortigen Universität<br />

(vgl. Kawa 501) im Jahr 1790; eine solche persönliche<br />

Motivation ist bei Chemnitz jedoch nicht vorhan<strong>de</strong>n, mir<br />

je<strong>de</strong>nfalls nicht bekannt. Der Verfasser schließt mit <strong>de</strong>r<br />

fröhlichen Drohung, die er allerdings nicht einlöst: „Wir<br />

sehen uns wie<strong>de</strong>r!“ Kurz: Die Autorenschaft ist mir ein<br />

Rätsel.<br />

Inkunabel – Henricus <strong>de</strong> Herp(f). (Incipit:) Incipit<br />

Speculu[m] aureu[m] <strong>de</strong>cem praecepto[rum] <strong>de</strong>i.<br />

(Explicit:) Speculi aurei <strong>de</strong>cem praeceptoreum <strong>de</strong>i<br />

clarissimi fratris Henrici herp ordinis minorum<br />

<strong>de</strong> observantia opus preclarum: per Anthonium<br />

koburger [!] Nuremberge diligenter consummatus<br />

est. Anno salutis mcccclxxxj mensis marcii idus<br />

quarto. Zweite Ausgabe (zuerst 1474). Nürnberg,<br />

Koberger, 12. III. 1481. Durchgehend rubriziert;<br />

zahlr. rote Lombar<strong>de</strong>n. 325 (statt 326; ohne das<br />

erste weiße) Bll. Folio. Gepr. Le<strong>de</strong>rband im Stil <strong>de</strong>r<br />

Renaissance mit montierten alten Deckel-Spiegeln,<br />

10 ziselierten Buckelbeschlägen und 2 Messing-<br />

Le<strong>de</strong>r-Schließen. € 10 000,–<br />

Die 9 Bll. In<strong>de</strong>x vorne eingebun<strong>de</strong>n; zweispaltiger Druck<br />

in gotischer Type und 55 Zeilen; alte Blattweiser. – Provenienz:<br />

aus <strong>de</strong>m Kloster Maria Laach, mit <strong>de</strong>ssen hs.<br />

Besitzvermerk.<br />

GW 12227; Hain 8524; Goff H40; ISTC ih 00040000; BSB-<br />

Ink H-219; vgl. Brunet III, 130 (Ausg. Mainz 1474). –<br />

Ausführliche bio-bibliographische Beschreibung und Abbildungen<br />

auf Anfrage.<br />

Hennighaus, Lothar. Eine kleine Reise durch die<br />

Gutenberg-Galaxis. Ausgabe A. (798 Exemplare von<br />

insges. 1000). Hil<strong>de</strong>sheim, Selbstverlag, 2009. Mit<br />

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Abbildungen. 163 S. 8°. Engl. OBroschur. € 20,–<br />

Ein Essay (mal anekdotisch, mal systematisch, mal historisch,<br />

mal polemisch, mal diskursiv, mal narrativ) über<br />

(fast) alle Aspekte <strong>de</strong>s antiquarischen Buchwesens: Auktionen,<br />

Sammler, Messen, Internet, Bibliographien, Bibliophilie,<br />

Bibliomanie, Editionen, Typographie, Kitsch, Einbän<strong>de</strong>,<br />

Materialkun<strong>de</strong>, Formate, Geschichte und Technologie <strong>de</strong>s<br />

Papiers, <strong>de</strong>s Druckens und <strong>de</strong>r Illustrationen, Inkunabeln,<br />

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Zukunft <strong>de</strong>s Buches etc. – Ausgabe B (180 Expl.) arabisch<br />

nummeriert und vom Autor paraphiert. € 30,–; Ausgabe<br />

C (20 Expl.) mit beiliegen<strong>de</strong>r Originalvorlage einer Tafel<br />

(signiert), römisch nummeriert und vom Autor paraphiert.<br />

€ 250,–. Abbildungen auf Anfrage.<br />

<strong>Antiquariat</strong> am Moritzberg 15

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